Die Wahnproblematik

Geschrieben von Ahlfi am 02. Juli 2004 10:12:44:

Hallo Tawa, hello all

Wie können wir mit solchen Situationen umgehen? Die Zeiten werden nicht
besser und bestimmte Erscheinungsformen werden noch zunehmen. Wie
kann man sich schützen, wie kann man sich wehren? Gut, eigentlich ein
Thema des Z-Forums, aber da schreibe ich ja nicht mehr.

Schauen wir uns mal die Problematik an.

Grüße
Ahlfi

Inhaltliche Denkstörungen (Wahn)
Die
Realitätsauffassung verändert, zunächst treten bei einem Übergang von
Prodromalsymptomen (d.h Vorläufersymptomen bei einer schizophrenen
Phase - Schizophrenie verläuft oft in sog. Schüben, die immer mal
wieder zu einer Verschlechterung des Zustandes des Klienten führen) zur
typisch produktiven (d.h. die Symptome stellen zusätzlich zur
Wahrnehmung weitere Wahrnehmungsaspekte oder / und Gedankengänge her)
Symptomatik auf:
Wahnstimmung (unbestimmte Ahnung, daß etwas passiere),
Personenverkennungen
(unbek. Personen werden für bekannt gehalten und umgekehrt, oft in
Verbindung mit dem Wahn, dass sie gegen den Pat. arbeiten),
einzelne Wahneinfälle, -gedanken, -wahrnehmungen;
schließlich kommt es oft nach einem dynamisch-produktiven Anfangs-
stadium zu einem systematisierten Wahn, in dem bestimmte Themen
beherrschend sind.

Wahn
wird als Störungen des Denkinhalts (in den Gedanken, Vorstellungen und
Meinungen) definiert; nicht auf objektive Tatsachen gründende
Vorstellungen und Ideen mit hoher subjektiver Überzeugung, die häufig
absurd sind. Können sowohl sehr ausdifferenziert sein und einen inneren
Zusammenhang aufweisen, als auch bruchstückhaft und kapriziös. Die
Patienten erscheinen entweder verwirrt oder erleuchtet. Ein
Krankheitsbewusstsein fehlt v. a. in der akuten Phase dem Klienten
völlig, die Veränderungen werden nicht als krankhaft, sondern als real
erlebt. Ein vorübergehendes oder dauerndes Krankheitsbewusstsein und
eine Krankheitseinsicht können sowohl zum Beginn als auch nach
Abklingen der produktiv psychotischen Stadien möglich sein – dies ist
ein klinisches Kriterium der deutlichen Besserung.

Wahnentwicklung wird in fünf Stadien angenommen:
1. Vorstadium (Trema)
Wahnspannung, Gefühl des Verändert- oder Unheimlichseins, oft Angst

2. Apophänie
Wahnwahrnehmungen
und Bedeutungsbewusstsein (Interpretation, daß mit Pat. etwas passiert,
er beginnt zu verstehen, was vor sich geht), stärkere Angst. Eine Wahn-
wahrnehmung ist eine Fehlinterpretation realer Vorgänge, die
logisch nicht nachvollziehbar ist und sich nicht auf Indizien
zurückführen lässt - d.h. sie geht deutlich über ein "Verstehen" hinaus.

3. Anastrophe
zunehmende
Ausbildung der Wahninhalte, Klient wird zum Mittelpunkt der Welt (alles
um ihn herum/ was er wahrnimmt und bemerkt hat mit ihm etwas zu tun)

4. Apokalyptik
Desintegration von Affektivität und Verhalten, das Denken zerfällt, Hallu-
zinationen und Wahn überfluten den Patienten

5. Konsolidierung
Systematisierter
Wahn wird innerhalb von sog. "Wahnarbeit" gebildet oder die Psychose
verschwindet. Die Wahnarbeit bezeichnet das nur für den Klienten
systematische Ordnen seiner Wahrnehmungen, die er dann mit seinen
Gedanken und Theorien in Einklang bringt.

Eine andere Theorie geht von folgendem Verlauf aus:
Zunächst
leichter, dann zunehmender Zerfall der Denkprozesse, bis zum
Unvermögen, Wesentliches von Unwesentlichen zu trennen und richtig zu
interpretieren. Dann Übergang in Wahnwahrnehmungen, Wahneinfälle bis
hin zum systematisierten Wahn, der durch Integration in Wahnarbeit
möglich wird.

Individuell können die Anzahlen der Wahnvorstellungen schwanken, es
existieren mehrere inhaltlich abgrenzbare Wahnformen:

o Verfolgungswahn (paranoider Wahn)
Der Klient glaubt, er würden Ziel einer Verschwörung mit privaten und
beruflichen Nachteilen sein

o Beziehungswahn
der
Klient schreibt externen Reizen (Handlungen anderer Personen, Wetter,
Gegenstände, Ereignisse etc.) persönliche Bedeutungen zu; sie können
sich auf ihn beziehen, ihm ein Zeichen/eine Warnung/eine
Handlungsvorschrift etc. geben

o Größenwahn
Klient glaubt, besondere Fähigkeiten zu besitzen, eine besondere Funktion
zu haben, historisch wichtig zu sein etc.

o Wahn, kontrolliert oder beeinflusst zu werden (Beeinflussungswahn)
Klient
glaubt, die eigenen Impulse, Ideen, Gedanken und Handlungen werden von
außen manipuliert (durch Gedankeneingebung, Strahlen, Apparate, geheime
Mächte etc.)

o hypochondrischer Wahn, körperbezogener Wahn
Klient
glaubt, Organe funktionieren nicht mehr, sind verändert; Körper oder
Körperteile sind entstellt, verfaulen, sind vergiftet, werden von außen
oder innen durch Geräte beeinflusst

o sexueller Wahn
Klient
glaubt, das eigene sex. Verhalten sei allgemein bekannt; er sei krank
durch abnorme sex. Handlungen; habe abnorme sex. Neigungen

o religiöser Wahn
Klient
glaubt, er sei auserwählt, habe eine bes. Beziehung zu Gott od.
okkulten Mächten, habe sich versündigt, sei verdammt, erleuchtet etc.

o politischer Wahn
Klient glaubt, er habe eine bes. politische Mission, solle die Welt verbessern
oder werde deswegen verfolgt

o nihilistischer Wahn
Klient glaubt, er selbst, die Welt etc. seien nicht vorhanden, tot, wertlos

Antworten: