VORSICHT vor falschen Schlüssen bei religiösen Überlieferungen
Geschrieben von Chile-Klaus am 03. November 2003 17:56:19:
Nachdem der Thread weiter unter über den katholischen Text zum Judentum geschlossen wurde, ich aber noch etwas anfügen möchte schreibe ich hier nochmals was dazu. KEINE ANGST JOHANNES, was ich schreibe ist, wie ich hoffe, versöhnlich und hilft mißverstandene Wahrheiten aufzuklären.
Weil hierdes öfteren über "die Juden" und "die Katholiken" in Stereotypen (welche weniger falsch als Halbwahrheiten sind) diskutiert wird möchte ich zur Erhellung dieser Thematik aus alchimistischer Sicht etwas beitragen. Die Ursachen diverser Verschwörungstheorien bzw. eines abnormen Selbstverständnisses (einer Person, eines Volkes, einer Religionsgemeinschaft) liegen, um es auf den Punkt zu bringen, ausnahmslos stets nur in einem mangelhaften (weil unvollständigem) Verständnis einer Überlieferung (der des eigenen oder der eines anderen Volkes) begründet. Ob es sich dabei um Katholiken, Juden oder sonstwen handelt, der Fehler liegt stets im mangelhaften Verständnis der religiösen Überlieferung (nur die äußere Form - nicht aber das innere Wesen des Geschriebenen, das Wesentliche, werden erfasst).
Jede Weisheitstradition kündet letztendlich immer vom Weg der Rückkehr der menschlichen Seele in ihren ursprünglichen Zustand. Alle Ableitungen die aufgrund religiöser Überlieferungen (Thorah, Biebel, Edda....welcher auch immer) zu einem Absolutheitsanspruch führen sind schlichtweg als IRRTUM zu bezeichnen und nur durch einen blinden GLAUBEN aufrechtzuerhalten. Mein Rat: Folgt keiner dieser "weltlichen" Betrachtungen!
Aus einem mangelhaften Verständnis heiliger Texte und religiöser Überlieferungen heraus entstehen nur allzuleicht Mißverständnisse und schlimmster Mißbrauch (wie wir auf allen Seiten schon gesehen haben!!!). Verantwortlich dafür sind aber IMMER UND AUSSCHLIESSLICH die einzelnen Personen welche sich bevorzugt an der sinnlichen und vergänglichen Außenwelt (Materialismus) ergötzen anstatt sich am Scheideweg für die geistige und ewige Innenwelt entscheiden.
Um die Gemeinsamkeiten und das Verbindende der verschiednen Mysterientratidionen einmal hervorzuheben und um zukünftigen Streitereien etwas entgegenzuwirken, möchte ich Euch eine diesbezügliche Stelle aus dem Buch
DIE ENTSCHLEIERTE ALCHEMIE von Johannes Helmond, ISBN 3-87683-044-3, erschienen im Karl Rohm Verlag Bietigheim / Württ, nicht vorenthalten. Ich hoffe, dass dies zum besseren Verständnis der angesprochenen Kulturkreise beiträgt und jedem klar wird, daß alle die ihren Weg im Verurteilen von dieser oder jener Weisheits-Tradition sehen oder jene die Absolutheitsansprüche für eine Gruppe von Menschen aus einer Überlieferung für sich daraus ableiten zu meinen noch tief in der Knechtschaft der materiellen Welt wandeln und vom gelobten Land noch weit entfernt sind.
lieben Gruß an allechile-klaus
DAS MYTERIUM VON ISRAEL
Alles in der heiligen Thorah (Bibel) hat gemäß der geheimnisvollen Dreiheit der menschlichen Natur einen dreifachen Sinn: nämlich den äußeren historischen Wortsinn (Paschut), der dem Leib und em Vorhof im Tempel entspricht; zweitens den allegorisch-mystischen Sinn (D´rasch), der der Seele und dem Heiligen im Tempel gleicht; und drittens den inneren geheimen Sinn (Sod), welcher den Geist und das Allerheiligste darstellt.
Der äußere historische Wortsinn ist wie alles Äußerliche in der Welt nur ein Schein oder Sinnbild und oft so vernunftswidrig, daß dein verständiger Mensch ihn für wahr halten kann. Ja, diese Vernunftwidrigkeit sollte sogar ein Schutz gegen die buchstäbliche Auffassung der heiligen Texte sein.
Die in der Thorah verzeichnete "Geschichte" Israels ist daher nicht die Darlegung eines äußeren historischen Vorgangs, sondern ist in Wahrheit gemäß den geheimen kabbalistischen Midraschim die allegorische Geschichte der menschlichen Seele und ihrer mystischen Wiedergeburt.
So wie Israel einst aus Ägypten (dem Land der Knechtschaft) auszog, und das verheißene gelobte Land zu suchen, so soll auch die Seele die
äußere irdische Welt (Ägypten) verlassen, in der sie solange in der Knechtschaft der Sinne und niederen Begierden gefangen lag, und das verlorene Paradies suchen.
Die Kinder Israel (d.h. die mit GOTT ringenden Seelen) werden von Moses (=Thot-Hermes oder Mercurius) geführt, der mit seinem
Schlangenstab (= die Weisheitsmacht) das rote Meer (Chaos) teilte.
Die Kinder Israel (Seelen) gehen nun trocken durch das geteilte Meer, das somit ein trockenes Wasser ist, das die Hände nicht netzt, während die vom göttlichen Genius geleiteten Seelen das Chaos ungehindert durchschreiten, gehen die Ägypter (Weltmenschen) darin unter.
Es ist
das innere Chaos, durch das die Seele schreiten muß, das innere Meer der Bosheit und der Bitterkeit, das Reich des Dämonischen, dessen unruhige Fluten zurückweichen und gebannt werden von der Willensmacht der vom göttlichen Licht geleiteten Seele. Auf ein solches Meer stoßen alle, die Ägypten (die Welt) verlassen, um nach dem Lande der Verheißung zu gelangen. Aber nur die wahrhaften Hebräer können es unbehelligt durchschreiten, d.h. nur die wahrhaft übergehenden Seelen. Den hebraeus bedeutet: der Übergehende!"Wenn ich mich rühmen muß, so kann ich nur für diesen Teil mich rühmen: sie sind Hebräer, ich auch", sagte der Apostel Paulus und berichtet zugleich, wie er Tag und Nacht zugebracht hatte in der Tiefe des Meeres! (2. Korinth. 11, 21-25).
Sobald aber die Seele sich von der äußeren Welt abkehrt, fängt sie an ein Bewohner der Wüste zu sein. Wenn sie nämlich aus der Finsternis Ägyptens (den weltlichen Irrtümern) zurückkehrt zu den geheimen Orten des Herzens. so wird sie nichts anderes finden als einen Ort des Schreckens und der leeren Einöde. Denn das ist jenes wüste, unwegsame und wasserlose Land,
das lange vernachlässigte Gewissen nämlich, ganz unbebaut, mit Stacheln und Dornen bedeckt, alles Schreckens voll.
Ägypten also muß die Seele verlassen und diese Wüste suchen, von der es heißt: "Sie werden die alten Wüstungen bauen, und was vor Zeiten zerstört ist, aufbringen; sie werden die verwüsteten Städte, so für und für zerstört gelegen sind, erneuern (Jesaia 61, 4)
Mit einem Wort:
die Seele muß die äußere Welt verlassen und zu sich selbst zurückkehren, in ihr eingenes Innere eingehen, um dort den Eingang zum verlorenen Paradies zu suchen. Das erfordert Jahre der wanderung und Wandlung, und manches mal wird die verzagte Seele bei dieser Wüstenwanderung fragen: "Ist Gott hier oder nicht?" (2. Mose 17, 7) Doch sie wird Speise vom Himmel erhalten und Öl aus dem Felsen, den Tau aus des Himmels und das Fett der Erde. Sie wird auf den Berg GOTTTES steigen (d.h. eingeweiht werden), und Gott wird aufs neue sein Gesetz in ihr Herz geben. Zwar wird die Seele auch dann noch verfolgt von den Schlangen der Bosheit und der Versuchung, aber Moses (der göttliche Genius) wird sie lehren, wie die Schlange erhöht werden muß. Ja, die Seele wird vielleicht sogar die goldene Kuh wieder verehren, in die einst die Isis die zerstückleten Glieder des Osiris getan hatte. Doch Moses (der göttliche Geist) wird die goldene Kuh der Isis (das astrale Gold-Corpus) mit dem Feuer der Weisen verbrennen und in einen roten Staub auflösen, aus dem die Hermetiker ihr aurum potabile bereiten.
Dann wird die Seele die wahre
"Hütte Gottes" wieder in der Wüste errichten, mit ihrem Vorhof (dem Leibe), wo auf dem Brandopferaltar das Kalb (Tierseele) geopfert wird; ihrem Heiligtum (der Seele), mit dem Wasser der Reinigung, dem Rauchaltar der geweihten Gebete, dem siebenarmigen Leuchter ihres inneren Menschen, der vom göttlichen Licht enzündet werden muß, dem heiligen Öl oder dicken Wasser der Makkabäer, damit der göttliche Funke nicht verlösche, und dem Tisch mit Brot und Wein (der himmlischen Nahrung des inneren Lebens).
Zwischen dem Heiligtum der Seele und dem Allerheiligsten des Geistes aber befindet sich der Vorhang der Vernunft, denn nur durch sie kann die Seele ins Allerinnerste gelangen. Das Allerheiligste aber enthält die goldene Lade oder den mystischen Schrein des GESETZES (den geistigen Körper des WORTES GOTTES, d.h. des LOGOS).
Endlich gelangt die Seele am Ende ihrer Wüstenwanderung oder inneren Einkehr an den himmlischen Jordan (JORDANUS MAXIMUS = das Wasser des Lebens der Nazarener). Hier erfolgt der zweite Übergang.
Der erste Übergang der Seele war von der Welt in das eigene Innere. Der zweite Übergang erfolgt, wenn die Seele durch sich selbst hindurchschreitet und in GOTT eingeht. Beim ersten Übergang flieht das Meer, beim zweiten wendet sich der Jordan nach oben. Die Flucht des Meeres ist die Vertilgung der Bitterheit. Die Zurückwendung des Jordan ist die Wiedereinsetzung der Liebe. Denn der JORDANUS MAXIMUS der Nazarener ist das Wasser der Gnade, das nur der demütigen Seele zuteil wird. Jordan heißt nämlich: der Hinabgang. Es ist die freiwillige Demut und Erniedrigung.
Der erste Übergang erfolgt durch die Verleugnung der Welt; der zweite jedoch wenn der Mensch sich selbst verleugnet und in die äußerste Demut begibt. Wer sein Böses (sein niederes Dämonisches) erkennt und verläßt, hat den ersten Übergang vollzogen. Wer aber sein Gutes (seine Tugenden) nicht als eigenes Verdienst betrachtet, sondern allein Gott zuschreibt, vollzieht den zweiten Übergang und entsagt selbst seinem eigenen Ich.
Dann geschieht das zweite Wunder und der Jordan wendet sich nach oben. Die göttliche Gnade setzt wieder ein und erhebt (erhöht) den Menschen zum SOHNE GOTTES, der nichts von sich selber tut, sondern nur noch den Willen des VATERS ausführt. Der Jordan der eigenen Seele ist durchschritten, das Paradies wiedergefunden, der Mensch wieder mit GOTT vereint.
DAS CHRISTUS-MYSTERIUM ALS GESCHICHTE EINER EINWEIHUNG
Was vom
dreifachen Sinn der heiligen Thorah gesagt wurde, gilt in gleicher Weise auch von den urchristlichen Evangelien, d.h. von der sogenannten Lebensgeschichte Jesu. Jesus (die höhere Vernunft-Seele) wird von der Jungfrau Maria (der Liebe zum Göttlichen) im Stall der Tierseele geboren. Sein VATER ist das ewige LICHT, das über dem Himmel thront. Durch die Taufe im Jordan (d.h. den freiwilligen "Hinabgang") empfängt er den heiligen Geist der Weisheit, und wird so zu einem "SOHN des LICHTES".
Dann wird er vom göttlichen Geist in die (innere) Wüste geführt, wo er vierzig Tage und Nächte "bei den Tieren" ist und mit dem Dämon ringt, bis der Engel (= der göttliche Genius) in ihm siegt.
Nun kann er
das Wasser der Weisen in den philosophischen Wein verwandeln, wie der Weinstock (der er selber ist) das aus der Erde gezogene Wasser ja ebenfalls in Wein (Spiritus) umwandelt.
Fortan ist die
Wiedergeburt des Menschen aus Wasser und Geist (Spiritus) der Hauptinhalt seiner Lehre. Die erleuchtete Vernunft-Seele heilt nun alles Kranke in uns, beseitigt unsere geistige Blindheit und Taubheit, und treibt die Teufel (Dämonen) aus unserem Innern aus. Doch die von den Dämonen verblendeten Pharisäer und Schriftgelehrten (d.h. die niederen Verstandeskräfte) suchen ihn zu töten und am Wirken zu hindern, vermögen aber mit ihrer Scheinlogik das Licht der Weisheit nicht zu verlöschen.
Jesus aber (
die erleuchtete Vernunft-Seele) weiß, daß er im Erdenkörper nicht unsterblich werden kann. Daher nimmt er freiwillig sein Kreuz (d.h. die niedere Vierheit) auf sich, um derselben völlig abzusterben. Diese freiwillige Selbst-Kreuzigung ist das Fundament der ganzen Wiedergeburt, weshalb Jesus auch zu seinen Jüngern spricht: "Will mir jemand nachfolgen in der Wiedergeburt, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich!"
Nun setzen die letzten Kämpfe ein, denn er hatte seinen größten Feind (die niedere Natur) herausgefordert. Der Gethse-mane-Kampf beginnt. Blutiger Schweiß tritt dabei aus seinem Leibe hervor (= das extrahierte Löwenblut!) Aber der Engel (göttlicher Genius) stärkt ihn mit dem Wasser des Lebens.
Doch noch einmal gerät er in die Macht der Finsternis. Der Tetrarch
Herodes (= Fürst der niederen Vierheit) hätte gerne seine Weisheit für seine dunklen Zwecke benutzt, da er aber von Jesus (der erleuchteten Seele) keine Aufschlüsse erhielt, zog er derselben schließlich zum Spott ein weißes Gewand an, und sandte ihn so zu Pilatus, dem Landpfleger (= Weltgeist), der mit der erleuchteten Vernunft ebenfalls nichts beginnen kann. Doch da sie von eine wahren Königtum des Lichtes zu ihm sprach, der Weltgeist oder niederer Verstand (Pilatus) aber die Wahrheit nicht erkennen kann, so kleidete er die intelligible Seele zum Spott in einen Purpurmantel.
Jesus (die erleuchtete Vernunftseele) aber weiß, daß sie vorher erst in die Schwärze eingehen muß, ehe sie das Wunder der wahren Weiße und Röte erlangen kann. Jesus (die erleuchtete Seele) wird nun ans Kreuz geheftet und mit Essig (= Azoth) getränkt. Nun setzt der mystische Tod mit voller Macht ein. Ein schrecklicher Riß zertrennte den Vorhang seines inneren Tempels. Die geistige Sonne verliert ihren Schein, tiefe Finsternis umhüllt ihn, Sonne und Mond sind getrennt, und die Seele schreit in dieser äußersten Schwärze das schauervolle "Eli, Eli, lama asabthani!" "Mein GOTT, meine SONNE, warum hast du mich verlassen?"
Nun wird mit dem philosophischen Speer die Seite des Körpers geöffnet, so daß das rote leonische Blut und das weiße Gluten des Adlers hervorkommen, die die Seele mit sich hinwegnimmt. Die niedere Vierheit ist jetzt zerteilt, und nun kann die Seele ihre Hadesfahrt antreten, um diese beiden Tinkturen zu reinigen und wieder zu coagulieren.
Die Scheidung von Seele und Geist, Mond und Sonne, aber ist notwendig, damit die Seele bei ihrer Wanderung durch die verschiedenen Sphären der Unterwelt ihr altes astrales Bild oder Corpus auflösen und zur geistigen Wiedergeburt bringen kann.
(Hebräer, 4, 12 / Jeremia 23, 29)
Aber am dritten Tag wird die Seele von den Toten wieder auferstehen. Wie es bei dem Propheten heißt: "Kommt, wir wollen wieder zum HERRN: denn Er hat uns zerissen, er wid uns auch heilen; er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden. Er macht uns lebendig nach zween Tagen, er wird uns am dritten Tage aufrichten, daß wir vor ihm leben werden."
(Hosea 6, 1 - 2)
Dann wird die Morgenröte anbrechen und die Seele im neuen Geistleibe wieder für immer mit dem LICHTE vereinigt sein, und auffahren gen Himmel zu ihrem göttlichen VATER.
- Der alte Irrtum HotelNoir 04.11.2003 17:31 (3)
- Re: Der alte Irrtum Kober 05.11.2003 10:17 (0)
- Re: Der alte Irrtum Chile-Klaus 04.11.2003 23:58 (0)
- Einspruch Chromos 04.11.2003 17:45 (0)
- @Swissman: Ihr Beitrag JeFra 04.11.2003 01:14 (1)
- Re: @Swissman: Ihr Beitrag JeFra 04.11.2003 02:04 (0)
- Genau darum geht es mir !!! Elias Erdmann 04.11.2003 00:21 (1)
- Re: Genau darum geht es mir !!! Chile-Klaus 04.11.2003 10:32 (0)
- Re: VORSICHT vor falschen Schlüssen bei religiösen Überlieferungen Thymos 03.11.2003 18:16 (0)