Re: Paradigmawechsel: Informationszeitalter

Geschrieben von Andreas am 10. Oktober 2003 20:05:04:

Als Antwort auf: Paradigmawechsel: Informationszeitalter geschrieben von HotelNoir am 10. Oktober 2003 19:32:34:

>Die letzten Jahrzente sind wirtschaftlich und gesellschaftlich von einem Paradigmawechsel vom Produktionszeitalter ins Informationszeitalter geprägt. Diesen Aspekt scheint Widdowson nicht in seine Theorien miteinzubeziehen. In Bezug auf Kommunikation hat es EXTREM nennenswerte Fortschritte gegeben, allen voran das Internet.
>Grüsse HotelNoir
>

Darf ich eine etwas provokante Antwort nach Widdowson geben? Worin besteht die Innovation, dass Millionen freien Zugang zu riesigen Mengen an Pornographie und Unmengen an belangloser Information haben? Gerade das Internet ist nicht derart revolutionär, wie man gemeinhin glaubt - jedenfalls noch nicht. Es stimmt sicher, dass das Wirtschaftsleben eine gewisse Beschleunigung erfahren hat und somit von einem graduellen Wandel die Rede sein kann. Jedoch haben sich die Prinzipien dieses Wirtschaftens wohl nicht fundamental verändert. Gerade der Absturz der New Economy zeigt doch, dass wir noch immer mit Wasser kochen. Wer meint, dass "Produktions-" oder "Industriezeitalter" habe keinerlei Know-How vorausgesetzt - und das suggeriert m. E. der Begriff "Informationszeitalter" für mich - der spielt die Errungenschaften dieser Epoche m. E. massiv herunter.

Wenn der Strom ausfällt, dann nützt uns auch die beste "Informationstechnologie" alleine nichts. Wenn Attentäter beschliessen, ein Flugzeug in ein Hochhaus zu fliegen, vermag auch die "Informationstechnologie" alleine nichts dagegen auszurichten. Es ist wohl wahr, dass dank der elektronischen Revolution in Military Affairs (RMA) so militärische Disparitäten wie noch selten zuvor in der Weltgeschichte zwischen zahlenmässig ähnlich starken Gegnern aufgetreten sind (Bsp.: Highway of Death von Kuwait City nach Basra). Die Chinesen haben diesbezüglich ihren Rückstand sehr wohl registriert und arbeiten verzweifelt daran, ihn zu mindern. Genauso wie die gezogenen europäischen Kanonen des 18. Jahrhunderts den schweren chinesischen Geschützen - die Chinesen hatten soviel ich weiss das Schiesspulver vor den Europäern erfunden - überlegen waren, genauso ist denkbar, dass uns die Chinesen irgendwann überholen werden. Japan stellte bis vor kurzem angeblich wichtige elektronische Bauteile für die amerikanischen F-15-Jäger her. Worauf ich letztendlich hinauswill:

1. Der Innovationssprung infolge der neuen Technologien hat zwar im wirtschaftlichen und militärischen Feld zu gewissen Veränderungen geführt, wird m. E. im Vergleich zu früheren Innovationen, etwa dem Auto, dem Flugzeug oder dem Düsentriebwerk, der Atomkraft, massiv übertrieben.

2. Es gibt m. E. qualitativ nichts besonderes am Informationszeitalter. Auch in der Informationsgesellschaft und im 21. Jahrhundert wird Naturwissenschaft nach den gleichen rational-kritischen Prinzipien betrieben wie es schon immer getan wurde. Andere Länder lernen mit und dazu und einige werden "uns" vielleicht auch überholen - und "uns" (dem Westen) vielleicht einmal dreifach heimzahlen, was wir ihnen in der Vergangneheit angetan haben (?).

Gruss
Andreas


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