Re: Paradigmawechsel: Informationszeitalter
Geschrieben von Andreas am 11. Oktober 2003 10:12:39:
Als Antwort auf: Re: Paradigmawechsel: Informationszeitalter geschrieben von HotelNoir am 11. Oktober 2003 09:35:34:
>>Zu einem gewissen Grade sind Deine Einwände berechtigt. Es stimmt, dass die Erfindung der Schrift, des Papiers und später des Buchdruckes die Voraussetzung für Wissenschaft und die industrielle Revolution waren. Die Kulturtechnik des Lesens und Schreibens ermöglichte schon seit jeher den Aufbau einer Bürokratie und einer modernen Armee, den raschen Austausch und die Speicherung von komplexen Informationen. Ich weiss nichts über den Alphabetisierungsgrad der verschiedenen Gesellschaften über die Zeit aber sehr wahrscheinlich dürfte die sukzessive und grossflächige Alphabetisierung der westlichen Gesellschaften im 18. und 19. Jahrhundert einen entscheidenden Einfluss auf die Fähigkeit zur
>Ich selber bin auch ein Kulturpessimist, ich sehe die moderne westliche Gesellschaft auf den Kollaps zusteuern. Allerdings scheinen mir Deine (Widdowsons) Thesen von einem mechanistischen Weltbild geprägt, er reduziert den Menschen zu einer relativ simplen Maschine. Das ist mein Eindruck.Jeder Mensch ist verschieden. Und doch sind wir Menschen in vielem einander sehr ähnlich. Menschliche Gemeinschaften sind in ihrem Verhalten zu einem gewissen Grad "berechenbar".
>Es geht nicht in erster Linie um die Menge oder den Inhalt, sondern um die Möglichkeiten. Wenn wir uns hier austauschen "verformt" die Information unser Denken völlig losgelöst vom Schund und von der Menge der Daten im Internet. Die Argumentationsstruktur von Dir und Widdowson grenzt m.E. manchmal schon an Ignoranz.
Wenn wir uns hier austauschen, so wird das genauso viel oder wenig verändern wie als vor 2000 Jahren sich zwei römische Bürger auf dem Forum Romanum unterhielten. Wenn Du darauf hinaus willst, dass die Möglichkeiten zur kriminellen Organisation grösser geworden sind, so wird Dir Widdowson sicher recht geben. Er betrachtet das Internet als Einrichtung, die eher disintegrierend, d. h. gegen die Effizienz staatlicher Herrschaft wirkt.
>Die Sichtweise, die Du hier vertritts, ist doch kurzgefasst: Wir verlieren uns in sinnlosem blabla und entwickeln uns darin rückwärts, obwohl wir den gegenteiligen Eindruck haben. Das sehe auch ich als ein Faktor der unsere Zeit prägt, besonders wenn man die Politiker reden hört. Das hat damit zu tun, dass wir alle demokratisiert worden sind. Plötzlich ist jede Mein-ung wichtig und alle dürfen mitreden. So kann man ja nirgends hinkommen! So muss sich eine Gesellschaft ja in Sinnlosigkeiten verheddern, während ein paar Gierige die Orientierungslosigkeit ausnützen und sich am Volk bereichern.
Der Eindruck ist, dass es immer weiter vorwärts geht und alles noch besser wird. Vielleicht wird dieser Eindruck noch eine ganze Zeit lang anhalten. Doch in den "fundamentals" rumort es schon seit Jahrzehnten gewaltig. Irgendwann wird meiner Meinung nach der Punkt kommen, an dem die Perzeption von dem ewigen Aufstieg nicht mehr mit der Realität ist - trotz Internet, Handy etc.
Gruss
Andreas