Was sehen wir daraus - wenn wir wollen ?

Geschrieben von franke43 am 01. September 2003 13:58:46:

Als Antwort auf: off topic Frage an BB geschrieben von Georg am 01. September 2003 08:42:43:

Hallo

Hier will ich mal was anbringen, was bestimmt wieder viele
Leute in den falschen Hals kriegen werden.

Dass der Realsozialismus in einen Alptraum aus niedriger
Produktivität, notorischem Mangel an Bedarfsgütern,
einem totalitären Überwachungsstaat und Verfolgung von
Andersdenkenden einmündet, das weiss ich ebenso wie
die anderen hier.

Aber hier haben wir ein Lehrbeispiel, dass weder der
Realsozialismus noch der Realkapitalismus eine gute
(= geeignete) Antwort auf die Grundprobleme menschlichen
Lebens darstellt. Die Schwachpunkte sind nur anders
verteilt.

Der Sozialismus schafft keine Anreize zur Produktion
und deshalb keine Produktivität.

Der Kapitalismus ist nicht fähig, einen krisenfesten
Interessensausgleich zwischen Versorgern und Verbrauchern
herzustellen, auch dann nicht, wenn im Prinzip genug
von allem für alle da wäre.

>Wärend der Deflation in den 30ern
>brach die Versorgung mit Lebensmitteln in Nordamerika zusammen.

Und zwar obwohl es genügend zu Essen gegeben hätte.

>Auch in Kanada standen Männer auf den Strassen mit Pappeschildern um den Hals:
>"Mache jede Arbeit für 1 Dollar täglich".
>Wegen Geldmangels der Bevölkerung (Käufer) konnten die Farmer ihre Produkte >nicht mehr auf den Markt bringen, weil die Transportkosten höher waren, als >der Erlös.
>Rinder wurden massenweise getötet und die Äcker blieben unbestellt.

Der sozialistische Unsinn: weil der Acker niemand gehört,
hat keiner wirklich Lust, ihn zu bestellen.

Der kapitalistische Unsinn:

Der Acker wird nicht mehr bestellt, weil die Hungrigen
nicht mehr kaufen können, was sie zum Überleben brauchen.
Das Essen wird lieber vernichtet, als dass man es den
Hungrigen umsonst geben und damit ihre Menschenleben (!!)
retten würde.

>Hunger landesweit war die Folge.
>Rettung aus der deflationären Abwärtsspirale:
>Krieg.

Und wie hätte eine andere Rettung aussehen können ?

Z.B. so:

Jeder, der arbeitslos und also vom Hungertod bedroht ist,
wird dienstverpflichtet,wobei als Gegenleistung eine
Grundversorgung mit dem Lebensnotwendigen garantiert
wird.

Im Falle USA und Kanada hätte das so aussehen können:

Nicht das Essen muss zu den Essern, sondern umgekehrt.

Jeder Farmer wird verpflichtet, je nach Hofgrösse
ein Kontingent Arbeitsloser als Landarbeiter (!!)
(nicht als unproduktive Schmarotzer) aufzunehmen.
Er lässt sie auf dem Hof arbeiten, und im Austausch
dafür dürfen sie vom Ertrag des Bodens mitessen
und bleiben am Leben. Der Bauer hat die Pflicht,
die Leute zu nehmen und das Recht, sie für seine
Interessen arbeiten zu lassen, und die Aufgenommenen
haben die Pflicht, ihre Arbeitsleistung einzubringen.

Und das alles so lange, bis die Krise bewältigt
ist. Ohne Enteignung des Bauern, ohne Hunger-
krawalle und Hungertote bei gleichzeitiger hirn-
rissiger Nahrungsmittelvernichtung.

Alles ohne Systemwechsel, nur das System wird
vorübergehend der Krisensituation angepasst.

Vor allem aber:

Ohne den "Zwang" zu Krieg nach aussen.

>Das war das mittelfristige Programm der Regierung Roosevelts.

Und das oben skizzierte wäre (im Nachhinein) MEIN
Lösungsvorschlag gewesen.

Gruss

Franke


Antworten: