Re: WKIII

Geschrieben von Andreas am 20. März 2003 16:41:22:

Als Antwort auf: WKIII geschrieben von Zet am 20. März 2003 16:20:38:

>PS: das ganze Friedensgejaule wird diesen Konflikt nur
>zusätzlich anheizen, glaubt's...

Was mich an dem ganzen Friendensgejaule vor allem nervt ist der Umstand, dass sich daran wieder einmal vor allem Leute beteiligen, die sich sonst wenig für internationale Politik interessieren. Es mögen vielfach nette Leute sein, aber sie haben keine Ahnung, wie auf dem internationalen Parket agiert wird.

Sie glauben tatsächlich, Diktaturen könne man abschaffen, indem man nur lange genug gut zuredet, irgendwelche internationale Konferenzen hält oder Lichterketten und Protestmärsche veranstaltet.

Ich tue mich auch schwer mit dem Irakkonflikt. Auf der einen Seite sehe ich natürlich, dass ein internationales Gremium (Sicherheitsrat) übergangen wurde. Andererseits denke ich, ist der jetztige Krieg für das irakische Volk wahrscheinlich immer noch die "beste" Lösung. Was würden denn die Demonstranten sagen, wenn ihre Liebsten des Nachts verschleppt, und diese - nachdem ihre Eingeweide mit Bohrmaschinen zerfräst worden wären - in Säurebädern aufgelöst würden? Hätten wir jetzt keinen Krieg würde Saddam womöglich noch ein Jahrzehnt an der Macht bleiben, die missliche Lage mitsamt Embargo und Hungersnot bliebe bestehen, Tausende müssten dafür mit dem Leben bezahlen. Ich denke, Deutschland ist im Nachhinein letztendlich auch froh, dass es zwangsweise von Hitler befreit wurde und keiner rechnet die eigenen Menschenverluste gegen die Wiedereinführung der Demokratie auf, wenngleich es natürlich legitim ist, deutliche Fragezeichen über gewisse allierte Vorgehensweisen zu setzen (Bombenkrieg). Man bedenke: Ende der Dreissiger Jahre erlebte der Faschismus in zahlreichen Ländern Mittel- und Osteuropas einen ungeheuren Aufschwung - er war sozusagen salonfähig. Wer weiss, hätten nicht England, die Sowjetunion und später die USA konsequent dagegengehalten, würden wir heute vielleicht unter autoritären Regimes leben. Unter diesem Aspekt betrachtet kann ich die Argumente jener, die sich für den Nahen Osten einen ähnlichen, positiven Wandel erhoffen, durchaus nachvollziehen.

Natürlich: Ich sehe das Problem, dass die erklärte Absicht ("Friede, Demokratie für den Nahen Osten") nicht mit der tatsächlichen Intention ("Ausbau der Machtposition im Nahen Osten, Erdöl") übereinstimmen MUSS. Freilich ist das Vorgehen der USA für den Zusammenhalt der internationalen Gemeinschaft nicht förderlich und selbstverständlich gibt es noch andere Diktaturen auf dieser Welt, welche abgeschafft gehören.
Das Traurige ist, dass sich viele der notorischen (und vor allem sehr jungen) Friedensaktivisten selten solch differenzierte Gedanken machen, sondern sich wohl insgeheim auch ein wenig über den Konflikt freuen, denn er scheint Anlass, wieder einmal Party zu feiern oder Radau zu machen.

Gruss
Andreas



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