Re: Brot und Spiele

Geschrieben von Andreas am 20. März 2003 17:28:56:

Als Antwort auf: Re: Brot und Spiele geschrieben von XI am 20. März 2003 17:03:51:

Hallo!

>Hallo Andreas!
>Das Wichtigste ist, dass man sich gründlichst informiert. Worauf basiert Deine Annahme über die Schlechtigkeit des Hrn. Hussein (alleine die öffentliche Denunzierung mittels Anrede per Vornamen ist bereits psych. Kriegsführung - wer traut sich den US-Präsidenten mit George anzureden)? SH ist m.E. nicht schlimmer oder besser als andere Irre, die auf dieser Welt ihr Unwesen treiben.

Das ist mir völlig bewusst. Auch ich störe mich daran, wenn gleichzeitig von Mr. Bush und "Saddam" die Rede ist. Es ist mir auch klar, dass es andere Diktaturen gibt, die man ebenso angreifen könnte. Das Problem welches das Ganze so schwierig macht, ist, dass bei aller Willkürlichkeit der amerikanischen Interventionen diese m. E. niemals nur genuin schlecht waren oder nur negative Folgen hatten (ich rede nicht von Vietnam!). So kann man Kosovo, Afghanistan und auch jetzt Irak schlicht und einfach nicht mit dem Russlandfeldzug Hitlers vergleichen. Sowohl im Kosovo wie in Afghanistan verloren unschuldige Zivilisten durch amerikanische Bomben ihr Leben. Doch eben so viele konnten nach der Intervention erst einmal aufatmen, weil fürchterliche Schreckensherrschaften aus dem Weg geräumt worden waren und zumindest eine bessere, weil sicherere und humanere Lage hergestellt worden war.

Würde Bush erkären, er wolle alle Muslims im Irak ausrotten oder versklaven wie Hitler die Slaven in Russland, so wäre ich der Erste, der aufbegehren würde. Und ich tue mich auch jetzt nicht leicht mit der ganzen Geschichte, sehe ich doch, dass internationale Gremien, die die USA mit ins Leben gerufen haben, nun einfach übergangen werden, wenn es ihnen nicht passt. Dies alles wäge ich jedoch dagegen ab, dass ein erwiesenermassen grausames Regime vom Erdboden verschindet und die Menschen im Irak eine neue Chance erhalten. Dass das Unterfangen ein Risiko darstellt ist offenkundik, dass später wieder ein Gewaltherrscher ans Ruder kommen kann, ist möglich. Doch zumindest scheint es vorerst so, als ob einer der grausamsten Tyrannen dieser Welt verschwindet, was für mich grundsätzlich positiv ist. Wer verlangt, dass die USA konsequenterweise alle Diktatoren gleichzeitig entmachten sollte, argumentiert unfair weil unrealistisch.


>Ich sage Dir mal was darüber (ich weiss nicht, ob Du darüber informiert bist):
>Bis 1972 war SH der beste Kusschelfreund der USA, weil er für sie die Drecksarbeit tat. 1972 geschah dann etwas Unerwartetes (erinnert ein wenig an Castro in den späten 50er und Anfang der 60er). Die USA wollten auf ihre übliche verbrecherische Art, Irak über den Tisch ziehen und haben ihn erpresst. SH wollte das nicht und wollte zugleich die Freiheit des Irak. Was ist seither passiert? Klaro: Hr. Hussein ist plötzlich (seit 1972) der Oberarsch. Und schion immer gewesen, versteht sich.
>Drehen wir die Uhr weiter auf 1990: Die Kuwaiter bohren die Ölleitungen der Iraker an. SH sagt: Hört auf, sonst schiess' ich. Bush sen. reist nach Irak und trifft sich mit SH. Die Situation wird erörtert und es wird beschlossen, Irak ist im recht, darf angreifen, USA unternimmt nichts. Irak greift an, USA darauf den Irak (Zwischenprüfung für alle Leser: 1. Was hat USA so schnell in Irak verloren, wenn sich zwei "unwichtige" Nachbarländer streiten und 2. Was hat USA davon, Kuwait zu helfen, wenn die unvergleichlich größere Menge des Öls eig. in Irak liegt und 3. Wieso zapfen die Kuwaitis Iraks Ölleitungen an).
>Zu 99% ist die Information reine Propaganda. Und Du wirst sehen, sollte sich eines Tages herausstellen, genau das Gegenteil (bezogen auf die Info) wäre nützlich, wird der Inhalt schamlos und beinhart umgedreht: Hauptsache Du friss es.

Ich weiss um die Unterstützung des Iraks durch die USA (aber auch durch Frankreich und Deutschland!) während des Kriegs gegen Iran und ich weiss um die von den Kuwaitis angeblich verwendete Schrägbortechnik sowie um die unnötig grausame Vorgehensweise der Amerikaner im Zuge der Operation "Deser Shield" (vgl. hierzu: Ramsay Clark: US Kriegsverbrechen am Golf).
Das ist alles unschön, doch es ist schwierig, auf einen grünen Zweig zu kommen bei der Erörterung der (moralischen) Richtigkeit eines aktuellen Sachverhalts, wenn man auf diese Weise argumentiert. Es ähnelt ein wenig der Argumentation eines Fussballfans, der behauptet, seine Mannschaft sei die beste, weil diese jene Manschaft geschlagen habe, welche vor kurzen die Manschaft Z besiegt hätte, die selbst.. anstatt dass er nüchtern auf die Tabelle blickt und feststellt, was JETZT Sache ist.

Gruss
Andreas


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