Ödipus und die Unerbittlichkeit von Ursache und Wirkung

Geschrieben von another am 17. April 2001 21:48:27:

Als Antwort auf: Wie sicher sind Prophezeiungen noch? geschrieben von Mr. Burns am 17. April 2001 21:03:58:

>für die Russen wohl der kürzeste ist, halte ich es
>für wahrscheinlich daß der WK3, sollte er überhaupt
>noch stattfinden, in einer ganz anderen als von den
>Sehern vorausgesagten Weise verläuft.Punkt
>Ich möchte jetzt gar nicht auf die gewagten
>Theorien des sanften Übergangs [wohin eigentlich?]
>eingehen, ich glaube aber, mal ganz flapsig
>ausgedrückt, daß viele Prophezeiungen in den
>Mülleimer gehören.
>Prophezeiungen sind eh nur Voraussagen über eine
>wahrscheinliche Zukunft, das Verhalten der
>Menschen ist ein wesentlicher Faktor der alles wieder
>über den Haufen werfen kann.

Der Ödipusmythos

Der thebanische König Laios erhält vom Gott Apollon die Weisung, keine Söhne zu zeugen; andernfalls müsse er von Sohnes Hand sterben. Die Königin Iokaste bringt dennoch einen Sohn zur Welt. Die Eltern lassen den Säugling durch einen ihrer Hirten im Kithairongebirge aussetzen. Um eine Erkennungsmöglichkeit für den Fall einer Rettung zu schaffen, werden die Fußfesseln des Knaben durchbohrt. Sein Name Ödipus bedeutet "Schwellfuß".

Der Hirte übergibt aber aus Mitleid das Kind einem Hirten des Königs von Korinth. Ödipus gelangt in das Haus von Polybos und Merope, des kinderlosen Herrscherpaares von Korinth. Dort wird er aufgezogen, ohne über seine Herkunft orientiert zu sein. (...) Herangewachsen (...) wendet sich Ödipus an das nahegelegene Orakel in Delphi, um die Wahrheit über seine Herkunft zu erfahren. Er erhält vom Gott Apoll über das Orakel die schreckliche Prophezeiung, er werde seinen Vater töten und seine Mutter heiraten. Da seine Pflegeeltern ihm die Vorstellung vom Findelkind ausgeredet hatten, kehrt er nicht mehr nach Korinth zurück, um keine Gelegenheit für die Erfüllung der Weissagung zu bekommen. Auf seiner Wanderung begegnet er an einem Dreiweg einem vornehmen älteren Mann mit Gefolge, der ihn, weil er nicht sofort ausweicht, vom Wagen herab mit einem Stock schlägt. Ödipus wehrt sich und erschlägt den Alten; von dessen Begleitern entkommt einer. Der vornehme Reisende war Laios, der König von Theben.

Ödipus gelangt anschließend nach Theben (...) Vor den Toren wütet die Sphinx (...) Denjenigen, welche die Stadt befreien wollen, gibt das Ungeheuer ein Rätsel auf (...) Viele, welche die Lösung nicht fanden, waren von der Sphinx von einem Felsen in die Tiefe gestürzt worden. Ödipus gelingt die Lösung des Rätsels und damit die Befreiung der Stadt Theben. Als Lohn erhält er den freien Königsthron und Iokaste zu seiner Frau. Ohne es zu ahnen, tötete Ödipus seinen Vater und heiratete seine Mutter. Seinem von dem Gott Apoll vorbestimmten Schicksal kann er nicht entkommen. Am Ende die lange verdrängte Wahrheit erkennend, blendet er sich zur Strafe selbst.

Quelle: http://www.darmstadt.gmd.de/schulen/akg/Pipes/Deutsch/Thema3.htm

Generell bin ich der Meinung, dass Prophezeiungen als Warnung zu verstehen sind und sie daher nicht zwangsläufig eintreffen müssen, die Möglichkeit eine prophezeite Zukunft zu verhindern liegt aber ausschliesslich im Verlassen des bisher eingeschlagenen Weges, und das ist (wie man nicht zuletzt z.b. vielen Marienerscheinungen entnehmen kann) eben nicht geschehen. Die einzige Möglichkeit die Prophezeiung im obigen Beispiel nicht eintreffen zu lassen, wäre für Laios gewesen eben keinen Sohn zu zeugen, geschieht das trotzdem folgt unerbittlich Wirkung auf Ursache.
So wie ich das sehe ist es zum jetzigen Zeitpunkt zu spät etwas aufhalten zu wollen, jeder Versuch die kollektive Zukunft abzuändern würde nur dazu führen, dass sie sich erst recht ereignet.


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