Wird der Sechste Kondratieff verpennt?

Geschrieben von Hubert am 25. Oktober 2005 09:58:46:

Als Antwort auf: Erschwerend kommt hinzu geschrieben von franke43 am 25. Oktober 2005 09:17:16:

Hallo Frank,

im Grunde ist es ganz einfach:

1. Die Zahl der Arbeitslosen kann nur durch stärkeres Wirtschaftswachstum gesenkt werden.
2. Wirtschaftswachstum setzt aber voraus, daß die Investitionen auch in Wachstumsmärkte fließen und nicht für Subventionen verplempert werden.
3. Einen Wachstumsmarkt finde ich immer im letzten Kondratieff-Zyklus.

Welche Kondratieff-Zyklen gab es bisher (Zeitangaben ganz grob)?

1) Dampfmaschine, Baumwolle (1800 – 1850)
2) Stahl, Eisenbahn (1840 – 1890)
3) Elektrotechnik, Chemie (1890 – 1945)
4) Petrochemie, Automobil (1945 – 1980)
5) Informationstechnik, Informationsdienstleistungen (1975 – 2025?)
6) Gesundheit (seit 2000)

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An den ungefähren Zeitangaben erkennst du, daß der Automobilzyklus (4. Kondratieff) ausgelaufen ist. Die Zahl der jährlich abgesetzten Fahrzeuge ändert sich nicht mehr. Folge: Produktivitätszuwächse erziele ich nur noch durch die Substitution von menschlicher Arbeitskraft durch Technik. Folge: Entlassungen.

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Was den 5. Kondratieff (Inf.technik, Inf.dienstleistungen) betrifft, so befand sich Deutschland Mitte der siebziger Jahre in einer herausragenden Startposition. Wir hatten diesbezüglich das Zeug zur Supermacht. Leider waren die deutschen Gewerkschaften zu mächtig. Durch die Einführung der 35-Stunden-Woche wurde der heimischen Mikrotechnologie praktisch der Garaus gemacht. Die USA und Japan wußten hingegen, daß es zu Beginn eines neuen Kondratieff-Zyklus ganz entscheidend darauf ankommt, sich Marktanteile zu sichern. Die kriegt man aber nur, indem man arbeitet und sich nicht auf die faule Haut legt. Die USA, aber auch die ganzen Tigerstaaten arbeiteten damals wie die Wahnsinnigen im neuen Zyklus mit der Folge eines gigantischen Wirtschaftswachstums.

Kleiner Schlenker zur deutschen Politik. Wie wir heute alle wissen, hat uns die Wiedervereinigung ökonomisch das Genick gebrochen. Ex-Bundeskanzler Kohl hatte nach dem Mauerfall nichts Eiligeres zu tun, als die marode Mecklenburgische Werftenindustrie mit Milliardensubventionen vollzupumpen (Werften gehören zum 1. Kondratieff !!!!! – ein Zyklus, der 1850 endete) Die Folge: der Arbeitsplatzabbau wurde nicht verhindert, sondern nur verzögert. Aber die Milliarden waren weg. So etwas passiert, wenn Ideologen oder Phantasten aus purem politischem Opportunismus über die Verwendung von Geld entscheiden dürfen.

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Die einzige Chance, den Untergang Deutschland (der für mich zu 99 Prozent besiegelt ist) doch noch abzuwenden, besteht m. E. darin, alle gesellschaftlichen Kräfte radikal auf den neuen Mega-Wachstumsmarkt „Gesundheit“ zu fokussieren, damit entsprechende Wertschöpfungsketten induziert werden können, die dann letzten Ende auch neues und starkes Wirtschaftswachstum bewirken.

Herzlichen Gruß nach Schweden,
Hubert



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