Re: Nach Polen wollte ich schon lang mal

Geschrieben von Hubert am 25. Oktober 2005 13:27:30:

Als Antwort auf: Nach Polen wollte ich schon lang mal geschrieben von franke43 am 25. Oktober 2005 12:47:39:

Hallo Frank,

Die Religion sollte man hervorheben, weil oft die
seelische Gesundheit die Voraussetzung für die
körperliche ist. Und seelisch gesund kann nur sein,
wer versucht mit seinem Schöpfer im Einklang zu
sein. Aber wem schreibe ich das ?
Ausserdem:
Moral lässt sich am besten durchsetzen, wenn man
sie religiös begründet. Wenn man sie "weltlich"
begründet (humanistisch-aufgeklärt), dann hat
sie (trotz guter Vernunftsgründe) in der Regel
keine Durchsetzungskraft. Das ist das Dilemma
der materiellen Gesellschaftsordnung, die von
Aufklärung und Pluralismus etabliert worden ist.

Es ist ganz objektiv so, daß der religiöse Mensch gesünder ist als der nicht religiöse. Abraham Maslow, einer der einflußreichsten Psychologen des 20. Jahrhunderts, startete mal eine Untersuchung über mehrere Jahre, um das Wesen der Gesundheit an gesunden Menschen zu erforschen:

„Als ich begann, die psychische Gesundheit zu untersuchen, wählte ich die hervorragendsten und gesündesten Personen aus, die besten Exemplare der menschlichen Art, die ich finden konnte, und untersuchte ihre Eigenschaften. Sie waren sehr anders, in mancher Hinsicht überraschend anders als der Durchschnitt.“

Besonders interessant ist der von Maslow aufgedeckte Zusammenhang zwischen Spiritualität und Gesundheit:

„Ich habe viele Lektionen von diesen Leuten gelernt“, schreibt Maslow, „aber eine ist hier von besonderer Bedeutung: Ich fand, daß diese Menschen häufig berichteten, so etwas wie mystische Erlebnisse gehabt zu haben (peak experiences), Momente von tiefer Ehrfurcht, Momente intensivsten Glücks oder sogar Verzückung, Ekstase oder Seligkeit. Ich sage Seligkeit, weil das Wort Glück manchmal zu schwach ist, um diese Erfahrung zu beschreiben.“

Die Begegnung mit den spirituellen Erfahrungen der untersuchten Personen war für ihn zunächst Neuland:

„Das Wenige, das ich bis dahin über mystische Erfahrungen gelesen hatte, brachte sie mit Religion in Verbindung, mit Visionen des Übernatürlichen. Und wie die meisten Wissenschaftler hatte ich ungläubig die Nase darüber gerümpft und alles als Unsinn abgetan, als Halluzination oder Hysterie vielleicht, als höchstwahrscheinlich pathologisch… Aber die Menschen, die mir das erzählten oder über solche Erfahrungen schrieben, waren nicht krank. Es waren die gesündesten Menschen, die ich finden konnte.“

Seine Ergebnisse waren beeindruckend. Gesunde Menschen zeichnen sich durch die folgenden gemeinsamen Merkmale aus:

- Sie besitzen eine bessere Wahrnehmung der Realität (Fähigkeit, Menschen und Sachverhalte richtig zu beurteilen)

- Sie können sich selbst, andere und die Natur akzeptieren (Mangel an Schutzfärbung, Verteidigung oder Pose. Abneigung gegen Gekünsteltheit, Lüge, Heuchelei, Eindruckschinden)

- Sie besitzen Natürlichkeit, Spontaneität und Einfachheit (Lassen sich durch Konvention von wichtigen Aufgaben nicht abhalten. Bescheidenheit)

- Sie sind problemorientiert (Problem- und sachorientiert, nicht ich-orientiert)

- Sie haben ein Bedürfnis nach Privatheit (Ohne Unbehagen einsam kein können)

- Sie sind autonom, aktiv und wachstumsorientiert (Unabhängigkeit von der physischen und sozialen Umwelt. Antrieb durch Wachstums- und Leistungsmotivation)

- Sie besitzen eine unverbrauchte Wertschätzung (Grundlegende Lebensgüter werden mit Ehrfurcht, Freude, Staunen geschätzt)

- Sie wurden von mystischen Erfahrungen geprägt (Ich-Verlust und Erfahrung der Transzendenz)

- Sie besitzen Gemeinschaftsgefühl (Tiefes Gefühl der Identifikation, Sympathie und Zuneigung)

- Sie können die Ich-Grenze überschreiten (Intensive interpersonelle Beziehungen)

- Sie haben eine demokratische Charakterstruktur (Freundlicher Umgang mit Menschen ungeachtet der Klasse, Rasse, Erziehung und des Glaubens)

- Sie besitzen eine starke ethische Veranlagung (Feste moralische Normen. Keine chronische Unsicherheit hinsichtlich des Unterschieds zwischen richtig und falsch)

- Ihr Humor ist philosophisch, nicht feindselig (Sie lachen nicht über feindselige, verletzende oder Überlegenheitswitze)

- Gesunde Menschen sind ohne Ausnahme kreativ (Sie leisten Widerstand gegen Anpassungsdruck)

(aus: A. H. Maslow, Motivation und Persönlichkeit, Olten, 1977)

Die Erkenntnisse von Maslow sind dreißig Jahre als. Inzwischen ist es eine Binsenweisheit, daß Gesundheit etwas Ganzheitliches ist. Körper, Geist und Seele sowie die Umwelt des Menschen bilden eine Einheit, ein eng vernetztes System.

Mit Spiritualität meinen wir hier natürlich nicht irgendwelches Stöckeanbeten, nichts was sich im Nebel der Unverbindlichkeit verliert, kein Streben nach einem imaginären Nirwana, sondern die einzig wahre Spiritualität, die der großen Heiligen der Kirche. Thomas von Kempen hat es seinerzeit so schön formuliert: „Suchst du in allem Jesus, so wirst du ihn auch sicher finden. Suchst du vor allem dich selbst, so wirst du dich selbst finden – doch zu deinem Verderben.“

Ja auf Polen hätte ich schon lange Bock. Und
zwar ganz besonders auf Krakau. Ich will nämlich
gern mal den Hochaltar in der Marienkirche sehen,
den der Nürnberger Veit Stoss geschaffen hat.

Ich seh gerade, daß ich mich vertippt habe: Im Juni nächsten Jahres ist natürlich nicht die Seligsprechung von Johannes Paul I., sondern die von Johannes Paul II.

Also – auf nach Krakau.

Herzlichen Gruß,
Hubert



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