Re: ein paar Anmerkungen

Geschrieben von Hubert am 25. Oktober 2005 12:16:50:

Als Antwort auf: ein paar Anmerkungen geschrieben von franke43 am 25. Oktober 2005 10:37:46:

Hallo Frank,

Endlich mal wieder ein interessanter Dialog.

Wenn ich deine langen Postings lese, gefriert mir jedes Mal das Blut in den Adern ;-)) Ich hab auch noch was anderes zu tun. Aber da ich dich im letzten Jahr (zusammen mit another und swissman) zum Foren-Senator ernannt habe, hast du mehr Rechte als die anderen ;-))

Sehe ich anders. Auch durch ein Zurückschrauben der
Maschinisierung und Mechanisierung wegen Mangel an
fossilen Treibstoffen kann Arbeitslosigkeit bekämpft
werden. Allerdings würde das einen "Rückfall" ins
System der "Knechte und Mägde" bedeuten. Fragt sich
nur, ob wir diesem Szenario überhaupt entgehen
können. PeakOil ist eine Tatsache, mit der sich
nicht diskutieren lässt.

Marktkräfte sind wie Monstercans – du kannst dich nur entsprechend deinen eigenen Möglichkeiten wappnen, aber du kannst sie nicht verhindern. Kondratieff-Zyklen sind eine Realität, die „von außen“ kommt und die wir nicht willkürlich hervorrufen können. Wir können ja auch nicht irgendeinen virtuellen Schalter umlegen und behaupten, jetzt haben wir mal Barock oder Klassik oder Renaissance oder Gotik. Das sind alles Phänomene, die der Herr der Geschichte in seinem Weltenplan beschlossen hat und denen wir uns beugen bzw. anpassen müssen.

Fragt sich nur, ob nicht die Märkte zu sehr miteinander
verflochten sind, d.h. ein neuer Wachstumsmarkt kann
nicht wachsen, wenn nicht die früheren als Infrastruktur
zumindest erhalten bleiben.

Das stimmt zweifellos. Vorangegangene Kondratieff-Zyklen verschwinden auch nicht über Nacht. Sie gehen zunächst in eine Stagnations-, später in eine Degenerationsphase über. Auch Autos (4. Kondratieff) wird es natürlich weiterhin geben, aber da die Sättigung (Anzahl der jährlich zugelassenen Automobile) erreicht ist, muß aus Gründen des Produktivitätserhalts ständig eine Substitution von Mitarbeiterzahlen durch Technik erfolgen. Und schrumpfende Mitarbeiterzahlen heißt eben Arbeitslosigkeit. Arbeitslosigkeit bewirkt, daß der Staat weniger Einnahmen, aber höhere Ausgaben hat. Wenn die Arbeitslosigkeit nicht saisonal, sondern strukturell (hohe Sockelarbeitslosigkeit in Deutschland) bedingt ist und über Jahre hinweg anhält, dann muß sich der Staat ständig neu verschulden. Stark anwachsende Verschuldung heißt aber, daß der Staat immer weniger Manövriermasse hat. Und das ist ja auch der Grund, weshalb auf uns deutsche Bürger jetzt Dinge zukommen werden, die vor zehn, zwanzig Jahren niemand für möglich gehalten hätte.

Kommentierungen zu deinen Anmerkungen zu den einzelnen Kondratieff-Zyklen laß ich jetzt mal weg, da ich das ja im vorigen Absatz begründet habe.

Der Gesundheitssektor ist so alt wie die Menschheit.
Aber in Ländern mit chronischer Überalterung und mit
moderner Apparatemedizin ist das tatsächlich ein
Wachstumsmarkt.

Gesundheit ist mehr als bloß Pharma und Medizin. Wie du vermutlich weißt, hat sich neben dem regulären „amtlichen“ Markt ein riesiger destruktiver Wirtschaftssektor etabliert, der sich seit Jahrzehnten wie ein Krebsgeschwür weltweit ausdehnt und einen immer größeren Teil jener Ressourcen verschlingt, die zur Lösung der übergreifenden Probleme der Zeit benötigt werden. Niemand kümmert sich um diesen Sektor als Ganzes, obwohl ihm eine viel größere Aufmerksamkeit gewidmet werden müßte. So können sich die „psychosozialen Krebszellen“ weiter ausdehnen und den gesellschaftlichen Organismus noch weiter zersetzen. Einen destruktiven Markt bezeichnet die Fachwelt als „entropischen Sektor“. Auf dem entropischen Sektor findet eine Ressourcen-Vergeudung unvorstellbaren Ausmaßes statt. Der weltweite Drogenmarkt erreicht jährlich ein Volumen von et wa 800 Mrd USD. Für Alkohol wird weltweit mehr ausgegeben als für Forschung (600 Mrd USD). Angst kostet die Weltwirtschaft jedes Jahr rd. 1.000 Mrd USD. Die Kosten der Kriminalität liegen in der gleichen Größenordnung. Korruption und Bestechung verursachen 3 bis 5 Prozent aller Wirtschaftskosten – noch einmal 1.000 Mrd USD pro Jahr. Mindestens 30 Prozent der Patienten, die einen praktischen Arzt aufsuchen, leiden vorwiegend an seelischen Störungen und Erkrankungen. Depressionen sind inzwischen zu einer Volkskrankheit geworden – fast jeder fünfte Mensch erkrankt im Laufe seines Lebens daran – und Depressionen werden nach einer Studie der UNO in den nächsten zehn Jahren die zweithäufigste Todesursache sein.

In Deutschland geht jeder dritte Millionenbrand in der Wirtschaft auf Sabotage zurück, jeder dritte Deutsche betrügt die Versicherung. Sechzig Prozent der deutschen Führungskräfte leiden unter Neurosen wegen permanenter Überforderung. Dreihunderttausend Minderjährige werden jedes Jahr mit Gewalt sexuell mißbraucht und erleiden einen kaum revidierbaren seelischen Schaden. Im deutschen Einzelhandel wird mindestens acht Millionen Mal im Jahr gestohlen.

In den USA nehmen die gesellschaftlichen Störungen bereits groteske Züge an. 42 Mio US-Amerikaner leben in Armut, rd. 50 Mio sind nicht krankenversichert, weitere 50 Mio sind – nach europäischen Maßstäben – unterversichert. Mehr als fünfzig Prozent der Ehe gehen in die Brüche, vierzig Prozent der amerikanischen Kinder wachsen nicht bei ihrem biologischen Vater auf. Amerikanische Kinder unter fünfzehn Jahren tragen im Vergleich zu anderen industrialisierten Ländern das größte Risiko, Opfer von Mord, Schußwaffengebrauch oder Selbstmord zu werden.

Kriminalität ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu einer Volksseuche geworden. Zwei Prozent der männlichen Arbeitsbevölkerung saßen 1995 hinter Gittern und sieben Prozent standen unter Bewährungsaufsicht. Da die Aufklärungsquote der Polizei unter vierzig Prozent liegt, folgt daraus, daß jeder fünfte, erwachsene, männliche Amerikaner im erwerbsfähigen Alter kriminell ist. Es wundert daher nicht, daß mehrere Bundesstaaten mehr Geld für Gefängnisse als für Universitäten ausgeben. Das Wegsperren eines Kriminellen kostet die USA jährlich etwa so viel, wie jemanden zur Harvard-Universität zu schicken.

Addiert man die quantitativ erfaßbaren destruktiven und krankhaften Erscheinungen der modernen Gesellschaft, so erhält man den erstaunlichen Wert von 10.000 Mrd USD (= 10 Billionen US-Dollar !!!) Zum Vergleich: Das Weltsozialprodukt beträgt zur Zeit jährlich 30.000 Mrd USD. Addiert man die Kosten des derzeitigen Gesundheitswesens (weltweit mindestens 5.000 Mrd USD p.a.) zum entropischen Sektor hinzu, dann erreicht man ein Volumen von ca. 15.000 Mrd USD. Mit anderen Worten: körperliche, seelische, geistige, soziale und ökologische Störungen und Erkrankungen sind mit Abstand die größte Barriere für die Fortentwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Ihre destruktiven Auswirkungen haben in den letzten Jahrzehnten ständig zugenommen. Schon zehn Prozent weniger Destruktivität würden jedes Jahr 1.000 Mrd USD (= 1 Billion US-Dollar !!!) freisetzen und dadurch einen Innovationsschub auslösen, der die Lebensqualität verbessern und Millionen sinnvolle Arbeitsplätze schaffen könnte.

Ich habe dir weiter oben geschrieben, daß unter dem Mega-Wachstumsmarkt „Gesundheit“ mitnichten nur „Pharma“ und „Medizin“ zu verstehen ist. Das herkömmliche Gesundheitswesen (Medizintechnik, Pharmaindustrie, Ernährungsindustrie, Krankendienste, Kurbetriebe/Sanatorien, Sportartikelindustrie) wird um einen neu aufkommenden Gesundheitssektor ergänzt:

- Umweltschutz
- Biotechnologie
- Naturheilverfahren, Naturwaren, Naturkost
- Wellness, Gesundheitstourismus
- Religion (ein gigantischer Wachstumsmarkt mit einem Volumen von mehreren Milliarden USD verbirgt sich z. B. hinter der Spiritualität der kath. Kirche)
- Psychologie, Psychotherapien
- Personal- und Managementberatung (teilweise)
- Beteiligung der Krankheitsverursacher an den Behandlungskosten


Wer wird überhaupt noch Benzinschlitten kaufen, wenn
sich keiner mehr das Benzin dazu leisten kann ? Und
wenn dieses Szenario vermutlich bald Wirklichkeit
wird - dann wird der Fahrzeugmarkt nicht mehr stagnieren,
sondern er wird rückläufig. Hersteller mit falscher
Produktpalette werden dann ihre Marktanteile nicht
nur nicht halten können, sondern praktisch ganz verdrängt
werden (Totalpleite). Und Länder mit starker Abhängigkeit
von der Autoherstellung (USA, Deutschland, auch Schweden)
sind dann besonders arm dran.

Wasser fließt immer in die Richtung des geringsten Widerstandes. So ist es auch mit den Marktkräften. Sie finden immer eine Lösung. Wenn das Benzin unbezahlbar wird, wird es Autos geben, die entweder einen geringeren Benzinverbrauch haben oder Autos, die grundsätzlich anders betrieben werden.

Wenn man bedenkt, dass der Erfinder des Computers (Zuse)
eigentlich ein Deutscher war, dann könnte einem das
Weinen kommen. Aber es lohnt sich nicht, wenn man über
verschüttete Milch und verpasste Gelegenheiten lamentiert.
Ich gebe zu, die USA hat einige Stärken, um die ich dieses
Land beneide:
- Dort kann ein Bill Gates in einer kleinen Garage
anfangen und zum Marktführer werden
- Dort schafft man es immer wieder, auch "alte Kamellen"
immer wieder neu und erfolgreich zu vermarkten.
Beispiel: die "Inline"-Rollschuhe waren eine deutsche
Erfindung aus der Zeit zwischen 1870 und 1880. Aber
damals gab es keine Strassenbeläge, auf denen man hätte
fahren können. Deshalb blieb damals der Markterfolg
aus.

Die Liste deutscher Erfindungen, die später vom Ausland erfolgreich vermarktet werden, läßt sich beliebig verlängern. Deshalb bleibe ich auch bei meiner Behauptung, für die mich der eine oder andere politisch korrekte Kleingeist wahrscheinlich wieder kritisieren wird: Das deutsche Volk ist das höchstentwickelte Schöpfervolk, das je auf diesem Planeten gelebt habt. Man kann praktisch „Schöpferkraft“ und „deutsch“ wie Synonyme behandeln. Aber wir Deutschen schaffen es einfach nicht, die starken Gegenkräfte rechtzeitig zu neutralisieren. Dies mag zu einem ganz erheblichen Anteil an dem unheilvollen Wirken der 68er liegen, die das deutsche Volk mit seinen ehemals hohen Idealen in den letzten fünfunddreißig Jahren ihren Grundfesten zersetzt haben. (Zur Erinnerung: Die satanische 68er-Bewegung ist eine synthetische Kreation – sie entsprang den Labors des sowjetischen KGB. Europa wird Jahre und Jahrzehnte benötigen, um sich von diesem systematisch programmierten Werteverfall wieder zu erholen).

Ich hoffe wir sehen uns erstmals zwischen Weihnachten und Neujahr.

Das hoffe ich auch – und wenn nicht, dann spätestens im Juni 2006 in Krakau zur Seligsprechung von Johannes Paul I.

Herzlichst,
Hubert



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