Oma Ernas Wetterbericht
Geschrieben von Baran am 14. März 2005 20:01:52:
Weil Johannes schon mehrfach den Vergleich mit einem Wetterbericht gebracht, möchte ich einmal dieses Gleichnis aufgreifen, um meinen ganz persönlichen Eindruck von der Situation im Forum wiederzugeben.
Oma Erna (übrigens eine fiktive Gestalt) hat einen kleinen Schrebergarten. Aber sie muß schon etwas laufen, um dort hin zu gelangen und da möchte sie natürlich nicht vom Regen überrascht werden. Auch sonst ist das Wetter natürlich ganz wichtig für die Gartenarbeit. So schaltet sie die Nachrichten im Radio ein, um den Wetterbericht zu hören. Die ganze Politik in den Nachrichten interessiert sie nicht. Da hat sie auch keine Ahnung davon. Ihr geht es nur ums Wetter, denn das betrifft sie direkt.
Sie schaltet also die Nachrichten ein und schnappt ein paar Schlagworte auf:
... die Fraktion hat den außenpolitischen Sprecher im REGEN stehen gelassen ...
... die Ämter können die FLUT der Anträge nicht bearbeiten ...
... die Parteispitze will den SUMPF der Korruption TROCKENLEGEN .....
... auf dem Treffen war eine FROSTIGE ATMOSPHÄRE ....Oma Erna sagt zu ihrem Enkel: Kevin, zieh dir bloß einen Schal an, das wird kalt draußen ... und zieh auch die Gummistiefel an wegen dem Sumpf.
Kevin: Abbber Ommma! Das geht da nicht um Wetter, sondern um Politik.
Oma Erna: Die haben gesagt, daß es Regen gibt, dann eine Flut und daß die dann den SUMPF trocken legen. Aber bis der Sumpf trocken ist, solltest du wirklich Gummistiefel anziehen.
Kevin: Das sind doch alles nur Ausdrücke, die im übertragenen Sinne gemeint sind.
Oma Erna: Und warum reden die dann von Regen und Flut, wenn da keine ist? Neee du. Willst du mir jetzt etwa auch noch weismachen, daß es beim Klima-Gipfel auch nicht um Wetter ging?
Kevin: Doch, da schon. Manchmal reden die Politiker auch über das Wetter, aber halt nicht immer. Manchmal reden die auch über andere Sachen und verwenden Regen und Flut nur im übertragenen Sinn. Es geht da wirklich um politische Themen.
Oma Erna: Die ganzen politischen Themen nutzen mir überhaupt nichts, wenn ich zu meinem Schrebergarten will. Da ist nur eines wichtig: Regnet es oder regnet es nicht? Ist es warm oder kalt. Alles andere interessiert mich nicht.
usw........
So wie es in den Radio-Nachrichten einen politischen Teil gibt und einen Wetterbericht, so gibt es auch hier im Forum zwei ganz verschiedene Themen:
Prophetie: da geht es primär um die spirituellen Themen
Präkognition: das geht es um zukünftige DingeSo wie beim politischen Teil der Nachrichten mitunter auch Wetter-Begriffe im übertragenen Sinn gebraucht werden, so verwendet auch ein Prophet mitunter „zukünftige Motive“ im übertragenen Sinne, um etwas Spirituelles zu beschreiben.
So wie der Regen und die Flut im obigen Beispiel nicht als physische Ereignisse gemeint sind, so sind auch manche prophetischen Motive nicht im physischen Sinne gemeint.
Manchmal, wenn ein Politiker im Regen stehen gelassen wird, regnet es natürlich wirklich. Das kann tatsächlich vorkommen, auch wenn es so nicht gemeint war. Auch mit einem vollkommen falschen Ansatz kann man manchmal gewisse Treffer erzielen.
So wie es im politischen Teil manchmal tatsächlich ums Wetter bzw. ums Klima geht, so geht es bei der Prophetie manchmal tatsächlich auch um zukünftige Dinge - aber eben in beiden Fällen nicht ausschließlich.
Wenn ich den Titel betrachte „Prophezeiungen zum aktuellen Weltgeschehen“, dann ist das so etwas ähnliches wie Oma Ernas Wetterbericht. Man interpretiert Prophezeiungen, in denen es eigentlich um spirituelle Dinge geht, so als ginge es um zukünftige Ereignisse. Man interpretiert die hohe Politik, als sei es ein Wetterbericht.
Sinnvoll wäre die Aufteilung:
Prophezeiungen über spirituelle Zusammenhänge
Präkognitionen über zukünftige EntwicklungenWenn mehrere Leute die gleiche Fehlinterpretation wie Oma Erna machen, dann werden sie zu ähnlichen Ergebnissen kommen: Regen, Flut, Sumpf, Frost. Die Übereinstimmungen sind aber kein Beweis für die Richtigkeit der Interpretation. Wenn die Mehrheit der Buchautoren die Bereiche Prophetie und Präkognition vermanscht, dann werden sie selbstverständlich auch ähnliche Szenarien vorhersagen: Planetoid, 3TF, Polsprung, ... Diese Übereinstimmungen sind aber kein Beweis für die Richtigkeit der Interpretation, sondern zeigen uns nur, daß sie die gleiche Motive auf die gleiche Weise (fehl-)interpretiert haben.
Die „zukünftige Rede“ ist ein stilistisches Mittel der Propheten, ähnlich wie auch die Metapher, das Gleichnis oder die Fabel. Es gibt übrigens auch die Rückdatierung in eine ferne, mythische Vergangenheit als stilistisches Mittel. Das bedeutet nicht zwangsläufig, daß etwas tatsächlich in der Zukunft passieren wird oder daß es tatsächlich in der Vergangenheit passiert ist.
Es sind stilistische Mittel, wie auch die Metapher „ .... im Regen stehen lassen ...“
Natürlich kann man auch versuchen, Regen, Flut und Sumpf zu einem Geschehen zu verknüpfen: Weil es regnet, gibt es eine Flut und dadurch entsteht ein Sumpf. Ich bin jedoch der Ansicht: Bevor wir die Begriffe verknüpfen, sollten wir zunächst in der Lage sein, diese Metaphern zu deuten, weil eine direkte Verknüpfung der Metaphern voll nach hinten losgeht.
Wenn wir hier Prophetie und Präkognition quer durcheinander werfen, dann ist das so, als ob wir den Politischen Teil mit dem Wetterbericht durcheinander werfen. Da werden zwei Themenbereiche gemischt, die in vielen Fällen nichts miteinander zu tun haben.
Wenn beim Politikertreffen eine frostige Atmosphäre ist, dann hat das in vielen Fällen nichts mit dem tatsächlichen Wetter zu tun.
Auch in den Visionen gibt es beides: prophetische(spirituelle) Motive und präkognitive(zukünftige) Motive. Hinzu kommen auch noch (tiefen-)psychologische Motive. Wenn ein Seher es selbst nie gelernt hat, diese drei Motiv-Gruppen voneinander zu unterscheiden, dann wird er sie zwangsläufig vermanschen. Raus kommt dann ein Mix aus psychologischen, spirituellen und zukünftigen Motiven. Wenn sich nun eines der zukünftigen Motive tatsächlich erfüllt, können wir daraus nicht schlussfolgern, daß sich die anderen Motive auch in einem wörtlichen Sinne erfüllen werden. Aber auch nicht umgekehrt.
Ich bin der Ansicht: Wir sollten uns hier langsam angewöhnen, den politischen Teil der Nachrichten und den Wetterbericht zu unterscheiden, also das Thema Prophetie und Präkognition. Vielleicht lassen sich dann in Zukunft auch solche Kommentare von Oma Erna vermeiden: „Wenn du dann im Sumpf steckt, dann wirst du schon noch an deine Oma denken, die dir gesagt hat, daß du Gummistiefel anziehen sollst. Dann hilft es dir auch nix, wenn du dir einredest, daß das alles nur Politik ist.“
MfG
Baran
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