Unschärfen bei umgangssprachlichen Definitionen
Geschrieben von Baran am 14. März 2005 23:14:07:
Als Antwort auf: Meine Erfahrungen. geschrieben von Guerrero am 14. März 2005 21:30:52:
Hallo
>Prophet:
>Künder göttlicher Offenbarungen und Botschaften.Prophet kommt aus dem griechischen „pro-phanai“ = für jemanden sprechen.
Das „pro“ ist im Sinne von „für“ zu interpretieren, nicht im Sinne von „voraus“. Es ist also kein voraus-sagen, sondern ein „für-sprechen“. Der Prophet spricht für Gott.
The Greek prophetes (from pro-phanai, to speak for, or in the name of someone) translates the Hebrew word accurately http://www.newadvent.org/cathen/12477a.htm
Ich weiß natürlich, daß sich umgangssprachlich auch die andere Bedeutung eingebürgert hat. Aber die ist genau so falsch wie die „Stundenkilometer“, die sich auch eingebürgert haben. Umgangssprachlich ist das auch ganz in Ordnung, aber wenn man wissenschaftlich an die Sache rangehen will, muß man etwas präziser sein.
Mohammed ist z.B. ein ganz typischer Prophet im eigentlichen Sinn des Wortes. Er sprach für Gott. Wenn man aber nun den Koran liest, dann findet man darin so gut wie keine "Prophezeiungen" im umgangssprachlichen Sinne.
Nostradamus ist hingegen kein Prophet in der eigentlichen Bedeutung des Wortes. Es mag sein, daß er Dinge vorausgesagt hat. Es mag auch sein, daß er göttlichen Beistand hatte. Aber er spricht nicht ausdrücklich FÜR Gott oder für ein anderes höheres Wesen.
>Prophet und Prophetie gehören direkt zusammen.
>Prophezeiung und Präkonitation gehören direkt zusammen.Das kann man vielleicht über die umgangssprachliche Verwendung begründen, aber nicht über die Bedeutung der Begriffe. Der gleiche Wortstamm bei Prophet, Prophetie und Prophezeiung ist ja ganz offensichtlich zu erkennen.
>Sprechen wir von Prophezeiung.
>(Voraussage künftiger Ereignisse)
>Nach meiner Ansicht ist es das Hauptziel unseres Forums,
>vergangene und heutige Ereignisse und Prophezeiungen zu analysieren
>um dadurch eine bessere Sicht der
>zukünftigen Ereignisse (hohe Wahrscheinlichkeit) zu erhalten.In diesem umgangssprachlichen Prophezeiungsbegriff vermischen sich aber nun zwei Phänomene:
1.) die eigentliche Prophetie, die zum Teil zukünftige Bilder malt, um spirituelle Zusammenhänge im übertragenen Sinne zu verbildlichen
2.) die Präkognition
Diese beiden Phänomene vermischen sich permanent hier im Forum.
Mir persönlich geht es übrigens mehr um die Unterscheidung der beiden Motivgruppen als um die Frage, ob das nun von Gott kommt oder nicht. Ich habe das Thema hier nur eingeschoben, weil Du das Thema der exakten Definitionen gebracht hast.
Ob nun ein Motiv aus einer persönlichen Schau stammt oder ob sich der Seher göttliche Autorität anmaßt, das ist für mich nicht so wichtig, weil die göttliche Autorität ohnehin nicht nachprüfbar ist.
Aber ob nun ein Bild ein tatsächliches Zukunftsbild ist oder ob das scheinbar Zukünftige im übertragenen Sinne eigentlich etwas anderes bedeutet, das ist von ganz entscheidender Bedeutung.
>Der klare reale Traum. Der klar im Gedächtnis bleibt.
>Der so abläuft, wie es in der äusseren Realität abläuft.> Der unwirkliche (irreale)Traum. Voller "Symbole" und
> unverständlicher Bilder Figuren und Handlungen.
> Der klar in Gedächtnis bleibt, aber erst "entschlüsselt" werden muss.Hier werden zwei Arten von Träumen unterschieden.
Aber es gibt noch ein anderes Phänomen:
Der scheinbar klare reale Traum.
Der sieht so aus, als ob er so in der Realität ablaufen könnte.
Aber er enthält dennoch eine verschlüsselte Botschaft.Das gilt übrigens in gleicher Weise auch für die Bibel-Exegese:
- es gibt die klaren Stellen
- es gibt die dunklen Stellen
- und es gibt die scheinbar klaren StellenMfG
Baran
- Wir sind uns näher als es scheint. Guerrero 15.3.2005 12:58 (8)
- Re: Wir sind uns näher als es scheint. Baran 15.3.2005 19:12 (7)
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- Re: Umgangssprache und Fachsprache Livnyak 16.3.2005 19:46 (4)
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- Re: Du sollst das Lamm nicht roh essen Livnyak 17.3.2005 14:01 (2)
- Sprache und Zeit und Wissen Lydia 17.3.2005 23:17 (1)
- Re: Sprache und Zeit und Wissen Johannes 18.3.2005 00:52 (0)