Re: @ johannes -oel buch

Geschrieben von JeFra am 15. Oktober 2004 11:51:36:

Als Antwort auf: @ johannes -oel buch geschrieben von detlef am 13. Oktober 2004 14:57:50:

Zunächst sollte man die Frage aufwerfen: Warum serviert man uns diese Thesen gerade jetzt? Wir sind zur Zeit Zeugen des verbrecherischen Irak-Krieges und der Unfähigkeit USraels, die Ordnung in diesem Land wiederherzustellen. Dies verursacht den Ausfall eines wichtigen Öllieferanten, denn die irakischen Freiheitskämpfer zerstören systematisch die tausende Kilometer langen Ölpipelines, die USrael bräuchte, um irakisches Öl zu exportieren. Wenn USrael den Iran angreifen sollte, könnte dieser versuchen, Exocet-Raketen gegen die im persischen Golf stationierte US-Flotte einzusetzen. Eventuell könnte die Straße von Hormuz blockiert werden, was wahrscheinlich für eine weitere Verknappung des Öls sorgen würde.


Hinzu kommt die inflationäre Geldpolitik der Zentralbanken, besonders in den USA, seit dem Ende der Hochtechnologieblase. Es sollte nicht verblüffen, wenn diese Politik zu einer Preisinflation bei einem oder mehreren Rohstoffen führt. Wer sollte es den Chinesen verdenken, daß sie ihre über kurz oder lang wertlosen greenbacks gegen Sachwerte eintauschen wollen? Und in einer Zeit, wo die Kriegspolitik USraels droht, den gesamten Nahen Osten als Öllieferanten ausfallen zu lassen, kaufen sie eben Öl und nicht ein barabarisches Metall von sehr begrenztem Nutzen.


Wir haben also ein neues Buch über das angebliche Ende des Ölzeitalters, das man ausgerechnet zu einem Augenblick zu vermarkten versucht, wo sich eine Fülle von möglichen rein politischen Ursachen für den Ölpreisanstieg regelrecht aufdrängen.


Mich interessiert aber hier nicht so sehr das angebliche Ende des Ölzeitalters, sondern die pessimistische Beurteilung der möglichen Alternativen zum Öl durch die Autoren des zitierten Buches. Zu einigen Behauptungen drängen sich Einwände regelrecht auf:


2. Coal-mining operations run on oil fuels as do coal-mining machinery and transportation. As oil becomes more expensive, so will coal.

Meiner Meinung nach absoluter Schwachsinn. Öl war im dritten Reich so rar, daß man Flüssigtreibstoff aus Kohle produziert hat und ein erheblicher Teil des Transportes durch Fahrzeuge abgewickelt wurde, die mit einem Holzvergasungsantrieb fuhren. Trotzdem wurde die ganze Zeit des Krieges hindurch Kohle gefördert, obwohl praktisch jeden Tag irgendwo ein lebenswichtiger Teil der Infrastruktur bombardiert wurde.

4. Contrary to popular belief, the world is not endowed with enough coal to replace much more than a fraction of the energy we get from oil. If demand for coal remains frozen at the current rate of consumption, the coal reserve will last roughly 250 years.

Das dürfte längerfristig stimmen, aber vor wenigen Jahrzehnten hat man unsere eigene Kohleproduktion weitgehend stillgelegt, weil sie nicht mit billigem Öl konkurrieren konnte. Von einer Erschöpfung der Lagerstätten war meines Wissens nicht die Rede.

1. Nuclear power is extremely expensive.

Kernenergie mußte im Unterschied zu Sonnen- oder Windenergie nicht subventioniert werden.

2. Number of reactors needed in the US alone: 800-1000. Current number: only 100.

Das ist nicht Folge eines Naturgesetzes, sondern einer verbrecherischen Politik, die westlichen Nationen möglichst weitgehend vom Öl abhängig zu machen. Den Autoren ist meiner Meinung nach gerade vorzuwerfen, die Verantwortlichen für diese Politik zu decken, indem sie eine politisch verursachte (und wahrscheinlich gewollte) Enticklung als quasi-naturwüchsig hinstellen.

3. Retrofitting current vehicles to run on nuclear-generated electricity would further increase the expenses related to a nuclear solution.

Das dürfte kurzfristig stimmen, aber es handelt sich hier ja um eine längerfristige Entwicklung. In dem Maße, wie der Ölpreis steigt, rentiert sich die Entwicklung alternativer Antriebsformen.

4. Nuclear power cannot be used to produce plastics, pesticides, or petrochemicals.

Der in Deutschland entwickelte Kugelhaufenreaktor erreicht meines Wissens sehr wohl die hohe Betriebstemperatur, die nötig ist, um endotherme chemische Reaktionen anzutreiben, und würde so die im dritten Reich betriebene Kohlehydrierung viel eleganter ermöglichen. Kein Wunder, daß man uns diese Technik (politisch gewollt!) kaputtgemacht hat, wie so viele andere im Deutschland der Nachkriegszeit entwickelten Techniken auch.

5. Uranium requires energy from oil in order to be mined. As oil gets more expensive, so will nuclear power.
...
7. A nuclear power plant requires tremendous amounts of energy to construct. Nuclear power has only existed because the oil used to construct nuclear power plants has been so cheap.

Siehe der obige Einwand: Im Dritten Reich ist sehr wohl Kohle abgebaut wurden, obwohl Öl extrem knapp war. Die Autoren begründen ihren Einwand gegen die Kernenergie mit der Tatsache, daß Energie benötigt wird, um Reaktoren zu konstruieren und Uran abzubauen. Und ihre Vorhersage der kommenden Energieknappheit begründen sie damit, daß die Atomstromgewinnung ihrer Ansicht nach nicht mehr praktikabel ist. Ein klassischer Zirkelschluß meiner Meinung nach.

6. All abandoned reactors are radioactive for millennia.

Gut, alles hat seinen Preis. Aber in unseren Bergwerken dürfte eigentlich genug Platz für ein x-faches aller bisher in der Bundesrepublik errichteten Reaktoren sein.

8. Even if we were to overlook these problems, nuclear power is only a short-term solution. Uranium, too, has a Hubbert's peak, and the current known reserves can supply the Earth's energy needs for only 25-40 years at best.

Das hängt davon ab, welche Art von Kernbrennstoff Sie verwenden können. Die Autoren werden wahrscheinlich von den Voraussetzungen auszugehen, die ihnen für die Begründung ihrer These am besten in den Kram passen: es wird nur angereichertes Uran verwendet. Da nur <1% des natürlich vorkommenden Urans als spaltbares Isotop vorliegt, ist diese Kernenergiequelle die am wenigsten nachhaltige. Zur Umwandlung des übrigen Urans in spaltbares Plutonium benötigt man Brutreaktoren. Die Autoren unterschlagen in ihren Auslassungen gerade die Bedeutung der in den 80iger Jahren erfolgten Weichenstellung gegen bestimmte Reaktortypen, wie den schnellen Brüter und den Kugelhaufenreaktor (Siehe hier: Daneben wird auch behauptet, dass ein gegebener [ Kugelhaufen-, J. F. ] Reaktor in der Lage sei, unterschiedliche Brennmaterialien (Thorium, Plutonium, natürliches Uran) zu verwenden, allerdings nicht unbedingt gleichzeitig. Ursprünglich sollte dieser Reaktortyp bei seinem Betrieb aus Thorium-232 durch Neutroneneinfang das spaltbare Uran-233 erbrüten.). Wenn man alles natürlich vorkommende Uran zur Energiegewinnung verwenden kann, und nicht nur 0.7% davon, dürfte das die Einschätzung der Autoren zur Nachhaltigkeit der Kernenergie haltlos machen. Das gilt erst recht, wenn auch Thorium verwendet wird.


Zu den Einwänden der Autoren gegen Sonnenenergie und Wasserkraftwerke sowie Tesla-Energie möchte ich mich nicht in extenso äußern, weil ich diese Energieformen in der Tat für weniger wichtig als die Kernenergie (bzw. für Spinnerei) halte. Nur der unisono bei jeder Energieform vorgetragene Einwand:


2. It cannot be used to produce pesticides, plastics, or petrochemicals.

macht mich etwas stutzig. Natürlich können Sie elektrischen Strom nutzen, um die Reaktionswärme für endotherme chemischen Reaktionen bereitzustellen! Es könnte allenfalls eine Frage des Preises und des Wirkungsgrades der nötigen Energieumwandlung sein. Aber praktikabel scheint es durchaus zu sein, und zwar unabhängig davon, aus welcher Quelle der Strom stammt. Die DDR-Chemie baute sehr stark auf Karbidöfen auf, die man nach der Wiedervereinigung wahrscheinlich alle abgerissen hat. Sicher war diese Industrie schmutzig, aber davon ist nicht 80% der Bevölkerung krepiert, wie diese Autoren es vorhersagen. Es stellt sich die Frage, ob diese Autoren überhaupt verstehen, wovon sie schreiben. Wes Geistes Kind die Autoren sind, wird bei diesem Einwand gegen die sogenannte «freie Energie» klar:

4. The development of a "free energy" device would just put off the inevitable. The Earth has a carrying capacity. If we are able to substitute a significant portion of our fossil-fuel usage with "free energy," the crash would just come at a later time, when we have depleted a different resource. At that point, our population will be even higher. The higher a population is, the further it has to fall when it depletes a key resource. The further it has to fall, the more momentum it picks up on the way down through war and disease. By encouraging continued population growth, so-called "free energy" could actually make our situation worse

Mit diesem Argument könnte man praktisch gegen alle technischen Entwicklungen seit der späten Steinzeit argumentieren: Ackerbau, die Domestizierung der Zugtiere, die Erfindung von Bronzewerkzeugen, die Erfindung bezahlbaren Eisens (anscheinend durch die Hethiter), schließlich die industrielle Revolution seit 1700 haben es nun mal an sich, daß sie «continued population growth» ermöglichen. Zur Zeit ist die «carrying capicity» offenbar noch nicht überschritten, und im Westen ist die Bevölkerungszahl, abgesehen von von der verantwortungslosen Einwanderungspolitik, rückläufig. Die Autoren wollen begründen, daß man 80% der Erdbevölkerung krepieren lassen muß. Und das tun sie, indem sie sich beklagen, daß die Techniken zur Ernährung der jetzigen Bevölkerung Westeuropas und der USA so etwas wie «continued population growth» ermöglichen würden. Eine atemberaubende Schlußweise meiner Meinung nach. Es ist dürfte offensichtlich sein, daß wir an der Nase herumgeführt werden sollen.


Es handelt sich also um ein tendeziöses Buch, geschrieben, um die Verantwortlichen für die derzeitige Wirtschaftspolitik vor dem gerechten Volkszorn zu schützen und einer globalen Sklavenhaltergesellschaft den Weg zu bereiten. Sicher mögen einige Einwände der Autoren zutreffen, und ist das Gesamtszenerio in sich schlüssig. Letzeres gilt aber nur dann, wenn man die derzeitige verbrecherische Wirtschafts- Technik- und Bildungspolitik in die Zukunft extrapoliert. Unser Schicksal ist also nicht vorherbestimmt, sondern hängt ganz entscheidend davon ab, ob es uns gelingt, die jetzigen politischen Herrschaftsstrukturen auf revolutionärem Wege zu beseitigen.


MfG
JeFra


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