Re: @ johannes -oel buch
Geschrieben von Swissman am 15. Oktober 2004 23:41:28:
Als Antwort auf: Re: @ johannes -oel buch geschrieben von JeFra am 15. Oktober 2004 11:51:36:
Hallo JeFra,
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>4. Contrary to popular belief, the world is not endowed with enough coal to replace much more than a fraction of the energy we get from oil. If demand for coal remains frozen at the current rate of consumption, the coal reserve will last roughly 250 years.
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>Das dürfte längerfristig stimmen, aber vor wenigen Jahrzehnten hat man unsere eigene Kohleproduktion weitgehend stillgelegt, weil sie nicht mit billigem Öl konkurrieren konnte. Von einer Erschöpfung der Lagerstätten war meines Wissens nicht die Rede.Ich habe auch schon Statistiken gesehen, die beim gegenwärtigen Kohlekonsum eine Lebensdauer der bekannten Kohlevorkommen von etwa 3500 - 4000 Jahren ansetzen. - Welche Angabe nun tatsächlich stimmt, werden wir wohl offenlassen müssen...
>4. Nuclear power cannot be used to produce plastics, pesticides, or petrochemicals.
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>Der in Deutschland entwickelte Kugelhaufenreaktor erreicht meines Wissens sehr wohl die hohe Betriebstemperatur, die nötig ist, um endotherme chemische Reaktionen anzutreiben, und würde so die im dritten Reich betriebene Kohlehydrierung viel eleganter ermöglichen. Kein Wunder, daß man uns diese Technik (politisch gewollt!) kaputtgemacht hat, wie so viele andere im Deutschland der Nachkriegszeit entwickelten Techniken auch.
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Ich denke, die Autoren wollen daraufhinweisen, dass die genannten Produkte (zumindest bei den derzeit gebräuchlichen Verfahren) die Verfügbarkeit von Rohöl als Rohstoff voraussetzen. Die benötigte Energie kann zweifellos auch auf andere Weise bereitgestellt werden, als durch Erdöl.
Ein möglicher Einwand wäre allerdings, dass Öl in der Petrochemie in erster Linie als Quelle für Kohlenstoff benötigt wird: Zeifellos könnte Rohöl grundsätzlich auch durch Kohle, Ergas oder Biomasse ersetzen. - Letztlich ist dies wohl vor allem eine Kostenfrage.
>6. All abandoned reactors are radioactive for millennia.
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>Gut, alles hat seinen Preis. Aber in unseren Bergwerken dürfte eigentlich genug Platz für ein x-faches aller bisher in der Bundesrepublik errichteten Reaktoren sein.
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>8. Even if we were to overlook these problems, nuclear power is only a short-term solution. Uranium, too, has a Hubbert's peak, and the current known reserves can supply the Earth's energy needs for only 25-40 years at best.
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>Das hängt davon ab, welche Art von Kernbrennstoff Sie verwenden können. Die Autoren werden wahrscheinlich von den Voraussetzungen auszugehen, die ihnen für die Begründung ihrer These am besten in den Kram passen: es wird nur angereichertes Uran verwendet. Da nur <1% des natürlich vorkommenden Urans als spaltbares Isotop vorliegt, ist diese Kernenergiequelle die am wenigsten nachhaltige. Zur Umwandlung des übrigen Urans in spaltbares Plutonium benötigt man Brutreaktoren. Die Autoren unterschlagen in ihren Auslassungen gerade die Bedeutung der in den 80iger Jahren erfolgten Weichenstellung gegen bestimmte Reaktortypen, wie den schnellen Brüter und den Kugelhaufenreaktor (Siehe hier: Daneben wird auch behauptet, dass ein gegebener [ Kugelhaufen-, J. F. ] Reaktor in der Lage sei, unterschiedliche Brennmaterialien (Thorium, Plutonium, natürliches Uran) zu verwenden, allerdings nicht unbedingt gleichzeitig. Ursprünglich sollte dieser Reaktortyp bei seinem Betrieb aus Thorium-232 durch Neutroneneinfang das spaltbare Uran-233 erbrüten.). Wenn man alles natürlich vorkommende Uran zur Energiegewinnung verwenden kann, und nicht nur 0.7% davon, dürfte das die Einschätzung der Autoren zur Nachhaltigkeit der Kernenergie haltlos machen. Das gilt erst recht, wenn auch Thorium verwendet wird.
Der italienische Physik-Nobelpreisträger Carlo Rubbia hat mit dem Rubbiatron eine ebenso elegante wie nützliche Lösung für das Problem der bei der Kernspaltung erzeugten radioaktiven Spaltprodukte gefunden. Das Rubbiatron macht es möglich, was bislang als gefährlicher Abfall angesehen wurde, als wertvollen Energieträger zu verwenden. Zudem kann bei einem Rubbiatron aus physikalischen Gründen keine Kernschmelze auftreten.
Die Stoffe, die das Rubbiatron erzeugt, weisen eine Halbwertszeit von 30 Jahren auf, d. h. nach etwa 500 Jahren ist die Aktivität auf das Niveau der natürlichen Hintergrundstrahlung abgeklungen. Bis dahin sollte es zudem möglich sein, die Zerfallswärme als zusätzliche Energiequelle, beispielsweise für die Bereitstellung von Fernwärme, zu nutzen.
Das Rubbiatron kann im weiteren auch problemlos mit gewöhnlichem Natururan oder Thorium betrieben werden, wodurch die getätigten Aussagen hinsichtlich Nuklearenergie, wie bereits von Ihnen postuliert, obsolet werden. Ihren Aussagen hinsichtlich schneller Brüter und Kugelhaufenreaktor stimme ich ebenfalls zu.
Ich bin überzeugt, dass das Rubbiatron eine der wichtigsten Technologien dieses Jahrhunderts sein wird - daher sollte der Entwicklung eines grosstechnisch nutzbaren, auf dieser Technologie basierenden Reaktors allerhöchste Priorität eingeräumt werden (dem Bau eines funktionsfähigen Kernfusionsreaktors übrigens auch).
Vielleicht noch eine Anmerkung bezüglich Reaktorsicherheit: Atomkraftwerke sollten meiner Meinung nach idealerweise in unterirdischen Felskavernen gebaut werden. - Im Fall der Fälle lässt sich so die Verseuchung weitestgehend eindämmen.
Ausserhalb der Schweiz ist weithin unbekannt, dass der erste Atomreaktor nicht in Tschernobyl, sondern im Schweizer Lucens explodierte. Da sich der Reaktor in einer tiefen Felskaverne befand, konnte so gut wie überhaupt keine Radiaokativität in die Umwelt entweichen. Die Kaverne wurde über mehrere Jahre verteilt dekontaminiert und versiegelt. - Bei überirdischer Bauweise wären grössere Geländekonatminationen sicherlich nicht zu verhindern gewesen!
Eine weitere Möglichkeit der Energieerzeugung, der ich mittel- bis längerfristig grosses Potential zutraue, ist die Nutzung der Erdwärme.
Zum Thema "Oil-Peak" habe ich übrigens kürzlich ein interessantes Buch gelesen, das zu völlig anderen Schlüssen kommt: Es handelt sich dabei um "Deep Hot Biosphere" von Thomas Gold. Der Autor geht davon aus, dass zumindest ein Teil des Erdöls nicht biologischen Ursprungs ist, sondern in tieferen Erdschichten produziert wird. Ob Gold recht hat, vermag ich nicht abschliessend zu beurteilen, da ich in Sachen Naturwissenschaft nur ein interessierter Laie bin. Sie bringen hierfür wahrscheinlich die weitaus besseren Voraussetzungen mit...
Immerhin scheint mir Thomas Gold's Theorie in sich schlüssig zu sein und keine offensichtlichen Unmöglichkeiten vorauszusetzen. - Als Arbeitshypothese auf jeden Fall durchaus interessant...
mfG,
Swissman