Der Hintergrund meines Handelns (Über das "Angstwesen")

Geschrieben von Elias Erdmann am 23. Juni 2004 19:33:07:

Hallo Leute,

ich kann sehr gut nachvollziehen, wie es ist, wenn man von den üblichen Prophezeiungs-Szenarien überzeugt ist. Ich war es nämlich selbst für einen Zeitraum von etwa 20 Jahren. Und ich weiß auch noch, wie ich darauf reagierte, als ich die ersten Hinweise fand, dass es eventuell nicht so kommen könnte. Ich habe natürlich diese Hinweise abgelehnt, weil sie alles das in Frage stellten, was bislang für mich als sicher galt.

Die Prophezeiungen machen nämlich nicht nur Angst – sie geben einem auch Sicherheit, denn immerhin glaubt man ja zu wissen was kommt und hat damit scheinbar eine erhöhte Überlebens-Chance. Wenn dieses „Wissen“ in Frage gestellt wird, dann bleibt nur die Angst.

Ich hatte als Kind selbst einige Albtraum-Motive, die immer wieder kamen. Und manchmal tauchten in Momenten der Stille Bilder vor meinem inneren Auge auf, die ich nicht verstand.

Als ich dann etwa mit etwa 15 auf ein Buch über Edgar Cayce stieß, fand ich plötzlich ein Szenario, dass zu meinen inneren Bildern perfekt passte. Kurz darauf fand ich ein Buch von Bekh und lernte in den nachfolgenden Jahren, meine inneren Bilder entsprechend dieser Szenarien zu interpretieren. Das ganze wurde noch von ein paar Wahrträumen unterstützt, die tatsächlich ganz „unsymbolisch“ eingetroffen sind.

Ich hatte also Träume die eingetroffen sind. Also kann ich die Existenz von Prophezeiungen aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich hatte Traummotive und innere Bilder, die sich mit den prophezeiten Zukunfts-Szenarien deckten. Also war ich auch davon überzeugt. Und ich hatte sogar Bilder einer „späteren Zeit“ und somit die Hoffnung, unbeschadet durch die ganzen Wirren durchzukommen.

Und allein schon deshalb ist der Vorwurf, den mir Fred macht, dass ich mich an meinen Wunschvorstellungen orientiere, völlig daneben. Natürlich hatte ich den Wunsch, dass ich mich auf diese Bilder und auf die entsprechenden Szenarien verlassen kann, denn sie gaben mir die Hoffnung, dass ich heil durchkomme.

Ich wollte alles wissen, was es über dieses Thema zu erfahren gibt und las mich im Laufe der Jahre durch ein ganzes Bücherregal von Prophezeiungen.

Zunächst begann ich mit der üblichen „Sekundär-Literatur“, wo massenhaft Quellen aufgelistet wurden, die alle scheinbar das Gleiche sagten. Und wenn alle Propheten das Gleiche sagen und ich es auch noch selbst sehe, dann muss es doch wohl stimmen....

Doch je mehr ich mich mit den Quellen beschäftigte, um so mehr bröckelte dieses Weltbild. In der Sekundär-Literatur wurden nämlich nur selektiv die Übereinstimmungen zusammen getragen und betont. Die Differenzen wurden dabei kaum berücksichtigt. Doch diese waren enorm.

Und es gab nicht nur die konservativen Bayrischen Hellseher mit ihren Russen-Szenarien, sondern auch die Alien-Channelings, die Botschaften der Lichtwesen aus dem Jenseits, die Progressions-Experimente, die Marien-Offenbarungen, u.s.w.

Es gab zwar Überschneidungen zwischen den unterschiedliche Gruppen, aber auch massive Unterschiede.

Natürlich gab es auch thematische und inhaltliche Häufungspunkte. Doch ich musste feststellen, dass es manchmal trotzdem ganz anders kommt – trotz aller Häufungen.

Da gab es z.B. eine schon etwas ältere Untersuchung von Todesnäheerlebnissen, die von Kenneth Ring veröffentlicht wurde (Den Tod erfahren, das Leben gewinnen) und dabei gab es auch eine Sammlung von Informationen über die Zukunft, die Menschen aus dieser anderen Welt mitbrachten. Es gab tatsächlich einen Häufungspunkt für die 80er Jahre (erdumspannende Flut 1988, verheerendste Katastrophen bis 1988, Schnee im Sommer und Dürre 1984/85, Zusammenbruch der Wirtschaft 1980, Atomkrieg 1988, spirituelle Neuorientierung ab 1989)

So passend wie die Häufungen auch waren, sie waren trotzdem falsch. Von alledem passierte absolut nix.

Von Chet B. Snow gab es in seinen Progressions-Experimenten gleich 4 unterschiedliche Szenarien, die gehäuft auftraten. Aber die von ihm prophezeite Naturkatastrophe ist ebenfalls ausgefallen. Also offensichtlich gibt es innere Bilder von Zukünften, aber es kann trotzdem anders kommen.

Von Stephan Berndt gibt es eine statistische Auswertung von ganz vielen Prophezeiungen. Und es gibt tatsächlich einen ganz signifikanten Häufungspunkt für den Zeitraum des Eintreffens: 1998-1999

Wie wir sehen, hält sich aber die Zukunft nicht an solche „Häufungspunkte“.

Von Ray Nolan gibt es ein Buch, wo er ganz unterschiedliche Prophezeiungen über die Jahre um die Jahrtausendwende zusammen gestellt hat – und die Leute kamen aus ganz unterschiedlichen Richtungen (Astrologie, Numerologie, Schamanismus, Hellseher, ...)

Alles passte wieder mal herrlich zusammen. Nur die tatsächliche Zukunft lief mal wieder vollkommen anders.

Wenn ich mich richtig erinnere, gab es nur einen signifikanten Treffer: die Fleischkrise (BSE)

Was lernen wir daraus? Inhaltliche und zeitliche Häufungspunkte sind kein geeignetes Kriterium zur Beurteilung von Prophezeiungen.

Wenn es Häufungen gibt, aber die Zukunft trotzdem anders läuft, dann gibt es vermutlich ganz andere Gründe für die Häufungen

- gleiche Ängste
- gleiche Motive, die übernommen werden
- Rückkopplungen
- gleiche kulturelle Wahrnehmungsfilter
- gleiche methodische Fehler

Bei einigen der gehäuften Motive konnte ich den Stammbaum sehr weit zurück verfolgen:

„Friede, Friede, doch kein Friede“: über Luthers 95 Thesen zu Hesekiel.
Dreitägige Finsternis: 10 Plagen des Moses, Jesus drei Tage im Grab

Und viele Themen gehen natürlich auf die Offenbarung des Johannes zurück.

Die Bibel ist ein so populäres Buch, dass man Wiederholungen und Variationen biblischer Motive beim besten Willen nicht als unabhängige Prophezeiungen werten kann, die sich gegenseitig bestätigen.

Die Ängste vor den Horden aus dem Osten sind auch schon sehr alt: Hunnen, Mongolen, Russen, Chinesen, ... und während des „kalten Krieges“ gab es ja auch tatsächlich eine ganz reale Gefahr aus dem Osten. Es wäre regelrecht ein Wunder, wenn diese Ängste und Risiken nicht in verbildlichter Form in die Prophetische Literatur eingeflossen wären.

In manchen Fällen ist sicher auch das Motiv mit eingeflossen von der spirituellen Kraft, die analog zur Sonnenbahn aus dem „Osten“ kommt.

In einer langen Tradition wurden die alten Motive und Ängste immer wieder überlagert und angepasst, so dass sie heute selbst für den Seher kaum noch erkennbar sind.

In gewisser Weise verhalten sich diese Angst-Motive wie Lebewesen und es gibt eine regelrechte „Evolution“ dieser Motive. Durch die Variation der Motive gibt es eine Mutation. Und unsere Ängste geben die Selektionsbedingungen vor. Ein Motiv, dass sich optimal an unsere Ängste angepasst hat, hat somit die besten Überlebensbedingungen. So hat sich im Laufe der Jahrhunderte ein sehr mächtiges „Angstwesen“ entwickelt: das typische „Prophezeiungsbuch-Szenario“. Dieses Angstwesen hat unterschiedliche Vermehrungs-Arten.

Für uns alle sichtbar vermehrt es sich über die entsprechende Prophezeiungs-Literatur und über das Prophezeiungsforum.

Aber es gibt noch einen „telepatischen“ Vermehrungsweg. Jeder von diesem „Angstwesen“ Infiziertre ist seinerseits ein telepatischer Sender und verstärkt selektiv seine Angstmotive beim Senden. Im Prinzip ist es die gleiche Methodik, mit der sich Viren im Internet verbreiten.

Wenn das Prophezeiungsforum ein paar Hundert Leute erreicht und diese nun ihrerseits diese Motive „weitersenden“, werden dadurch die Grundlagen für zukünftige Prophezeiungen geschaffen. Die Prophezeiungen werden gewissen Häufungspunkte aufweisen, weil sie von dem gleiche Angstwesen abstammen.

Vielleicht ist das Sender-Empfänger-Modell nicht ganz passend. Ich benutze lieber das Modell einer universellen Wissensdatenbank, in der jede menschliche Erfahrung gespeichert ist – unabhängig vom Wahrheitsgehalt. Man könnte es Akasha-Chronik oder als morphogenetisches Feld bezeichnen. Wenn ganz viele Menschen an eine Prophezeiung glauben und Angst davor haben, dann wird dieses Motiv ganz oft gespeichert. Je stärker die Emotionen sind, um so höher ist das „Ranking“ beim späteren Zugriff. So ergeben sich in dieser Wissensdatenbank Selbstläufer – so ähnlich wie im Internet bei den Verschwörungstheorien Selbstläufer entstehen. Das Internet ist ja auch eine „Wissensdatenbank“, in der jede Meinung gespeichert wird ist – unabhängig vom Wahrheitsgehalt.

Dieser Effekt der Selbstläufer kann durchaus auch einige „Häufungspunkte“ erklären.

Übrigens: Bei der Erzähltradition von Märchen und Mythen sind mir sehr ähnliche evolutionäre Effekte aufgefallen. Auch hier werden durch das Weitererzählen ganz bestimmte Motive selektiv verstärkt, so dass die Volksmärchen regelrecht zum Spiegelbild der „Volksseele“ werden. Auch wenn ein Erzähler sich bei manchen Motiven selbst nicht bewusst ist, was sie bedeuten, so verstärkt er sie dennoch, weil er sich von diesen Motiven angesprochen fühlt. Diese Motive sprechen ein Wissen an, das ganz tief in ihm verschüttet ist.

So können diese evolutionären Effekte einerseits dazu beitragen, dass sich das „innere Wissen“ offenbart. Aber ebenso können sie dazu beitragen, dass sich unsere inneren Ängste offenbaren.

Mitunter passiert es auch, dass ein Motiv „kippt“. Durch falsche religiöse Vorstellungen und Bewertungen kann ein „positives“ Motiv durchaus auch Ängste auslösen.

Ein typisches Beispiel hierfür ist der „Sternenfall“. Aus dem Funke der Inspiration, der in unsere Welt fällt und was eigentlich ein sehr positives Motiv ist, wurde das angstbesetzte Motiv einer Naturkatastrophe, das nun in der Prophezeiungsliteratur ein Eigenleben führt.

Durch das „Kippen“ positiver Motive wird das Angstwesen immer größer, weil es immer weitere Motive vereinnahmt.

Und gleichzeitig schwächt es den anderen evolutionären Effekt. Die Offenbarung des inneren Wissens durch Märchen und Mythen. Wenn wir gelernt haben, ein Motiv als Katastrophen-Szenario zu interpretieren, dann werden wir darin nicht mehr das Göttliche erkennen, dass sich in diesen mythischen Motiven offenbart.

Der Kampf der guten und bösen Mächte um die Seele des Menschen ist nicht nur theologische Spekulation. Hier ist es eine erlebbare Realität. Auf der einen Seite kämpft das Angstwesen, das immer weitere Motive vereinnahmt und überlagert. Jedesmal wenn ein Motiv vom Angstwesen vereinnahmt wurde, haben wir ein Stück unseres inneren Wissens verloren.

Es gibt eine Methode, um unsere Seele vor diesem Angstwesen zu befreien, das sich parasitär von unseren Emotionen ernährt. Wir müssen die umgekippten Motive wieder aufrichten und wir müssen dem Angstwesen die Themen wieder entreißen, die es vereinnahmt hat. Jedes Fragment des inneren Wissens, das wir in diesen Motiven wieder erkennen, befreit uns etwas aus dem Würgegriff dieses Angstwesens.

Das bedeutet nicht, dass wir die Ängste verdrängen sollen. Ganz im Gegenteil. Wir müssen uns dabei auch mit ganz vielen unserer Ängste auseinander setzten, die das Angstwesen ebenfalls vereinnahmt hat.

Da wäre z.B. die Angst vor unserer eigenen Schwäche, die uns immer wieder dann lähmt, wenn es darum geht, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Für viele Menschen ist an das Katastrophen-Szenario eine Hoffnung geknüpft, dass endlich die Probleme ein Ende haben, deren Lösung man immer wieder aus Angst heraus gezögert hat.

Da wäre auch die Angst vor der ungewissen Zukunft. Es ist sehr unangenehm, wenn man erkennt, dass ein Kollaps unvermeidbar ist und keine Prophezeiung zeigt einem, wie es dann weiter geht.

Diese Beifreiung vom Angstwesen hat bei mir vor etwa 4-5 Jahren ganz langsam begonnen. Aber wie bei manchen Therapien gab es zunächst eine Anfangsverschlechterung.

Und inzwischen habe ich eine neue Sicht auf meine inneren Bilder. Ich sah eine von Erdschichten verschüttete Landschaft und hielt es für die Folgen einer Naturkatastrophe. Nun sehe ich darin die verborgenen Landschaften der Seele, die unter allerlei geistigen Unrat und materiellen Vorstellungen verschüttet waren. Ich sah mich bei Ausgrabungsarbeiten – und tatsächlich – ich habe in diesen Jahren etwas ausgegraben, das in mir verschüttet war.

Viele Grüße

Elias








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