Russisches Manöver / MaRV-Erprobung

Geschrieben von Swissman am 21. Februar 2004 05:20:25:

Als Antwort auf: Nachrichten, Sa 21.02 (o. T.) (o.T.) geschrieben von Swissman am 21. Februar 2004 03:43:18:

Von den meisten westlichen Medien (wie immer) unbemerkt, hält Russland seit gut zwei Wochen grosse Manöver ab - es handelt sich dabei, wie von Amerikaner wie Russen bestätigt wird, um die grössten Manöver seit 1982.

An der Übung sind auch dieses Jahr (in sämtlichen sieben Wehrbezirken) alle Waffengattungen, sowie die Grenztruppen und paramilitärische Verbände des Innenministeriums beteiligt - u. a. sind fast alle russischen Langstreckenbomber aufgeboten, und es wurden und werden Raketen und Marschflugkörper im scharfen Schuss erprobt. Geübt werden insbesondere Nuklearschläge und Luftlandeoperationen - anders gesagt, man bereitet sich auf die Durchführung von Offensivhandlungen vor (namentlich Luftlandetruppen sind ausschliesslich in der Offensive sinnvoll einzusetzen - in der Defensive sind diese weitgehend wertlos, und bestenfalls als leichte, überqualifizierte Infanterie zu gebrauchen). Ebenfalls geplant ist der Start mehrerer militärischer Satelliten.

Die englische Version der "Prawda" schreibt ganz offen:

"One of the exercise elements will be training practical skills of commanding troops in "special period" - the military uses this name for the period preceding the war."

"Ein Bestandteil der Übung besteht darin, die praktischen Fähigkeiten in der Truppenführung in einer 'speziellen Periode' zu üben - das Militär verwendet diesen Ausdruck für die dem Krieg vorangehende Periode."

Im Klartext: Der Iwan übt die Vorgehensweise im Falle einer Mobilmachung!!

In einem Nebensatz gibt die "Prawda" sogar die Existenz von ABM-Stellungen im Grossraum Moskau zu, die ebenfalls an den Manövern teilnehmen sollen.

Offiziell werden die Manöver mit dem Kampf gegen den Terrorismus begründet (offenbar hat der Pressesprecher der Roten Armee zwischenzeitlich gewechselt: Die letztjährigen Frühlingsmanöver wurden neben der obligaten Terrorismusbekämpfung zusätzlich mit dem Kampf gegen Wilderer begründet *lol* - der alte Pressesprecher hatte wenigstens Sinn für Humor... *g*)

Am Donnerstag wurde (wieder einmal) eine völlige Neuentwicklung erprobt. Dabei handelt es sich um ein überschallschnelles MaRV (Manoeuvrable Reentry Vehicle). MaRV's ermöglichen es dem, bzw. den Gefechtsköpfen einer Interkontinentalrakete, unbeschadet in die Erdatmospäre wiedereinzutreten und den Endanflug auf ihr Ziel durchzuführen. Im Gegensatz zum technologischen Vorgänger (MIRV - Multiple Independently targeted Reentry Vehicle) verfügt ein MaRV über die Fähigkeit, nach erfolgtem Wiedereintritt komplexe Flugmanöver durchzuführen und sich dem Ziel in einem komplexen (zufallsgenerator-gesteuerten) Zick-Zack-Anflug zu nähern.

Dadurch sinkt die Abschussquote eines ABM-Systems natürlich massiv - das geplante NMD mit seinen läppischen 100 Interzeptoren wird bereits mit einer vergleichsweise geringen Anzahl solcher Flugkörper an seine technischen Grenzen stossen (zumal man ja auf eine nukleare Bestückung - unverständlicherweise - verzichtet hat).

Vorausgesetzt, Werdenberg hat den Waldviertler hier richtig zitiert (was leider durchaus nicht sicher ist), würde sich hier die Erfüllung einer Prophezeiung abzeichnen: Ich glaube nämlich, mich zu erinnern, dass er russische Raketen erwähnt, die im Zickzack fliegen, und nur von einer bestimmten deutschen Neuentwicklung abgefangen werden könnten. - Der erste Teil muss jedenfalls ab sofort als zumindest technisch möglich angesehen werden...

mfG,

Swissman


Antworten: