Re: Datum/Dauer der Manöver ?
Geschrieben von Swissman am 22. Februar 2004 03:39:12:
Als Antwort auf: Re: Datum/Dauer der Manöver ? geschrieben von Johannes am 22. Februar 2004 00:42:33:
Hallo Johannes,
>Du schreibst "seit gut 2 Wochen".
>Ich weiß nicht, ob ich das falsch auslege, aber der von Dir zitierte Artikel schreibt:
>> The one-day manoeuvres set for next month would involve test-firing several
>> ballistic missiles and taking almost the entire fleet of Russia's strategic
>> bombers into the air in a simulation of a nuclear conflict, according to the
>> business daily Kommersant.
>"one-day manoeuvres set for next month" - sind das nicht eher "eintägige Manöver im kommenden Monat"? Obwohl mir das recht kurz erscheint.Anhand der verschiedenen Berichte, die mir vorliegen, verstehe ich es so, dass den eigentlichen Manövern eine eintägige Übung für Generalstabsoffiziere voranging, an der die beteiligten Offiziere die bei einer Mobilmachung durchzuführenden Massnahmen "virtuell" durchspielten. Dabei sind noch keine Truppen in Marsch gesetzt worden.
Nach Abschluss der "Mobilmachung" begannen am folgenden Tag die eigentlichen Manöver, die nach wie vor im Gange sind. Bis wann die Manöver andauern sollen, liess sich (noch) nicht in Erfahrung bringen. - Es war aber in den letzten Jahren keineswegs ungewöhnlich, dass russische Manöver nahtlos ins nächste Manöver übergingen.
Ich gehe daher davon aus, dass man bei AP die beiden Übungen durcheinandergebracht hat. Da AP sich auf einen Artikel im russischen Kommersant bezieht, ist auch ein Übersetzungsfehler nicht ausgeschlossen.
>Erwähnt wurden die Manöver hauptsächlich durch den einen mißglückten Raketenstart. Was wieder mal den Eindruck erwecken soll (?), die Russen seien eh unfähig - über die Bedrohung, die durch die Art der Übungen ausgeht, wird aber meist geschwiegen.Es stellt sich dabei die Frage, ob überhaupt ein Raketenstart missglückt ist: Die russische Nordmeerflotte zumindest streitet dies offiziell ab: Nach ihrer Darstellung sollte das Atom-U-Boot "Novomosskovsk" im Rahmen der Übungen den Start zweier ballistischer Raketen durchspielen. Ein anonymer angeblicher Flottenoffizier habe den Medien gesteckt, dass die "Novomosskovsk" zwei Interkontinentalraketen-Tests verbockt habe.
Welche Darstellung stimmt, lässt sich von hier aus naturgemäss nicht überprüfen, die Tatsache, dass beide angeblich missglückten Starts vom selben Atom-U-Boot aus hätten erfolgen sollen, stützt eher die Erklärung der Nordmeerflotte - jedenfalls ist die Wahrscheinlichkeit, dass es am selben Tag, auf dem selben U-Boot gleich zu zwei Fehlstarts gekommen sein soll, doch sehr gering. Dabei ist es natürlich gut möglich, dass der "anonyme Offizier" auf Anweisung von oben handelte, um die westliche Presse bewusst auf eine falsche Fährte zu locken.
Aber selbst wenn die Presseerklärung der russischen Admiralität ein blosses Vertuschungsmanöver sein sollte, sagt dies über den Zustand der russischen Streitkräfte nicht sehr viel aus: Der Typ der fraglichen Raketen wurde interessanterweise nirgens genannt. - Es ist aber gängige Praxis, ein oder mehrere Exemplare der ältesten noch im Dienst stehenden ICBM-Systeme, die sich dem Ende ihrer theoretisch errechneten Lebensdauer nähern, im scharfen Schuss zu testen: Dies ist faktisch die einzige Möglichkeit, die Einsatzfähigkeit des kompletten Systems zu überprüfen. Aus demselben Grund hat man vor Inkrafttreten des Atomtest-Moratoriums entsprechende Tests mit atomaren Gefechtsköpfen gemacht.
Dass der eine oder andere Versuch misslingen kann, ist vollkommen normal und durchaus nicht nur schlecht: Gerade aus diesen kann man jede Menge lernen.
In diesem Zusammenhang wäre es zu Vergleichszwecken übrigens interessant zu wissen, wann eigentlich die die USA letztmals ein Exemplar ihrer "modernsten" Interkontinentalrakete, der 1984 eingeführten "MX Peacekeeper" (zum Vergleich: Die Russen befinden sich mitten in der Einführung der neuen "Topol M", mit der jedes Jahr zwei Regimenter ausgerüstet werden) zu Testzwecken abgeschossen haben, und wie das Ergebnis lautete...
mfG,
Swissman