Re: Traumen und deren Verarbeitung

Geschrieben von Wizard am 27. Mai 2007 02:46:34:

Als Antwort auf: Traumen und deren Verarbeitung geschrieben von Bariona am 26. Mai 2007 05:04:52:

Moin Bariona

>Und jetzt die frohe Botschaft an euch alle: Da wir gefasst sind auf die kommenden Ereignisse, kann ich euch nur sagen: Wir werden mit Sicherheit nicht irre! – Wir nicht!!!

Das würde ich so pauschal nicht behaupten. Sicher, dadurch das wir hier zumindest theoretisch vorbereitet sind, fällt das Risiko geringer aus. Aber wie genau das nun im Nachhinein beim Einzelnen aussieht, kann man erst sagen, wenn es rund geht. Zwischen Theorie und Praxis ist immer ein Unterschied und in diesem Fall ein gewaltiger. Das kann jeder bestätigen, der schon mal einen echten Ernstfall (also Krieg oder Katastrophe) erlebt hat. Den einzigen wirklichen Vorteil haben wir darin, das bei uns die "Schrecksekunde" durch die vorherige Befassung mit dem Thema wesendlich kürzer ausfällt.

Beispiel "Weihnachtszunami" in Indonesien:

• Otto Normal hockt am Strand und sieht, wie sich schlagartig das Wasser zurückzieht und denkt "Boah ey, voll krass" und rennt dem Wasser möglichst noch erstaunt hinterher.

• jemand, der sich mit solchen Themen schon befasst hat, denkt in der gleichen Situation "Scheiße, Zunami" Kreischt allenfalls noch ein Warnung an die Deppen, rafft seinen Kram und seinen Anhang zusammen und sieht zu, das er sich so schnell wie möglich dünne macht.

Genau so dürfte es dann bei uns im Ernstfall ablaufen. Otto Normal hockt noch wie gelähmt vor der Glotze, während er Denkt "es kann nicht sein, was nicht sein darf", während unsereiner (spätestens jetzt) seine Klamotten zusammenpackt und sich aus dem Staub macht. Wie der / sie dann aber reagiert, wenn er über die ersten Leichen stolpert oder gar gezwungen ist, selber welche zu schaffen, steht auf einem ganz anderen Blatt. Man hat nicht nur schon Pferde vor einer Apotheke kotzen sehen, sondern auch schon Offiziere wie sie sich bei der erste echten Feindberührung ins Hemd gemacht haben.

>Insofern macht es aus psychohygienischen Überlegungen durchaus Sinn, nahe Angehörige mit dem kommenden Geschehen vertraut zu machen – auch dann, wenn sie davon nichts wissen wollen!

Ja!

Hierzu hatten wir vor Jahren mal die Debatte (in einem anderen Forum), wieso ich meine Kinder mit so was belaste. Ganz einfach, Jetzt haben sie die Zeit, sich damit zu befassen und durch das Befassen / Begreifen die Möglichkeit eine Art geistigen Schutzschild aufzubauen. Jetzt (zu der Zeit) können sie Angst haben und flennen. Da bleibt genug Zeit, ihnen das genau zu erklären und sie zu beruhigen. Wenn es dann soweit ist, wissen sie was zu tun ist. Jedes meiner drei Kinder war schon vor Jahren dazu in der Lage, sich im Ernstfall notfalls sogar alleine durchzuschlagen. Sie kennen alle schon im Vorfeld ausgekundschafteten Routen und Ziele und wissen wie sie sich verhalten müssen. Und das nicht nur theoretisch, zumindest was den "pfadfinderischen" Aspekt anbelangt.

>Auch wir werden mit den verschiedensten Verlusten zu kämpfen haben – keine Frage. Es können Schlafstörungen auftreten, Albträume, depressive Verstimmungen usw. – Aber irre werden wir nicht!

Kommt darauf an, wie man "irre" auslegt.

MfG

Wizard

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