Re: spitzfindeln

Geschrieben von detlef am 14. April 2006 16:34:45:

Als Antwort auf: Re: spitzfindeln geschrieben von Chamäleon am 14. April 2006 14:15:15:

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>Ich zögerte einen Moment, mich hier einzumischen - Detlef, Deine Worte lassen eigentlich nichts zu wünschen übrig. Darum leiste ich auch nur einen ganz persönlichen Beitrag. Irgendwann stellte ich mir mal die Frage: Braucht Gott uns Menschen? Sollte das der "Fall" - ja, ich meine den! Fall - sein, könnte das einiges erklären, auch mein Statement: alle Menschen sind zu gebrauchen, notfalls als schlechtes Beispiel. Den grundsätzlichen Unterschied in menschlichem Handeln sehe ich darin: leistet jemand einen Beitrag aus Angst (egozentrisch) oder "freiwillig" aus Liebe". Meine Entscheidung, ganz bewußt ein "Gottesdiener" (ohne Beten, natürlich gerade ohne das, was die Kirche unter Gottesdienst versteht) zu werden, hat mir mal das Leben gerettet. Seitdem lebe ich mit dem tiefen Gefühl, gebraucht zu werden.
>Das Chamäleon bittet um Nachsicht.

hallo,

natuerlich brauchen alle (vorstellbaren) goetter uns menschen. denn nur durch die von den anbetenden aufgewandte "energie" erhalten sie substanz.
was DEN "gott" angeht, unsere wissenschaftler postulieren alle paar wochen neue dimensionen.
ein gott, der all die von den verschiedenen religionen ihren goetterkonstrukten zugesprochenen eigenschaften auf sich vereint, und das muss er, um DER "gott" zu sein, muesste notwendigerweise ueber all diesen gefundenen, und noch nicht gefundenen dimensionen stehen. (sonst koennte es diese ja nicht geben).
nun, allein der gedanke, wir koennten uns anmassen, zu entscheiden, was so ein "obergott" braucht, wuenscht, oder ablehnt, ist fuer mich schlicht und ergreifend laecherlich.

aus meiner ganz persoenlichen sicht, sollte also jemand, der wie du meint, in irgendeiner beziehung zu gott zu stehen (gott braucht mensch/mensch braucht gott), ueberpruefen, ob er mit seinem verstaendnisss von goettlichkeit nicht zu weit "unten" ansetzt.

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aber gut, um der ueberlegungen willen, tun wir mal so, als ob der biblische gott wirklich der oberste/hoechste sei.
(was er selbst in seiner forderung, keine anderen goetter NEBEN ihm zu haben, de facto ausschliesst)
schauen wir uns das verhaeltniss jahwes zu den menschen in groben zuegen an:
im ganzen alten testament tritt er nicht nur als gebender, sondern immer als gebend/fordernder auf.
ich gebe dir..., wenn du ... machst/tust
ich gebe dir..., aber du musst ...machen/unterlassen
ich gebe dir..., wenn du nicht...machst/unterlaesst
ich strafe dich..., wenn du nicht...

er verlangt fuer jede goettliche handlung oder unterlassung bestimmte handlungen oder unterlassungen als gegenleistung.

im ganzen neuen testament wird es extremer:

da verlangt jahwe (so es sich wirklich um den selben gott handelt) nicht nur bestimmte handlungen, da verlangt er den ganzen menschen.
(in der selben faustischen manier, wie sie dem "boesen feind" nachgesagt und angekreidet wird)
das alttestamentarische gegensatzpaar - zu jahwe gehoerig/zu anderen goettern gehoerig - wird abgeloest durch ein neues gegensatzpaar - jahwe,jesus gehoerend/dem boesen verfallen.

es sind die preise gewaltig gestiegen, aber die grundlage bleibt - ein handel.

warum, sollte ich glauben, dass bei eintritt der in der offenbarung beschriebenen konkret genannten katastrophen, dieser gott auf einmal sein mercantiles seeligkeitsprinzip aufgeben sollte?
ergo, ist eine materielle vorbereitung auch unter diesem gesichtspunkt "seeligkeitsfoerdernd". (und wenn auch nur, weil sie den vorbereiteten ueberhaupt erst in die lage versetzt, die geforderte taetige naechstenliebe zu realisieren)

von daher mein standpunkt:
ob jemand genug gebete und froemmigkeit aufbringt, ist fuer uns nicht messbar. also auch nicht diskutabel.
ob jemand genuegend und richtige materielle vorbereitung trifft, ist messbar und qualitativ spuerbar.

gruss,detlef


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