Re: spitzfindeln

Geschrieben von Chamäleon am 15. April 2006 15:09:35:

Als Antwort auf: Re: spitzfindeln geschrieben von detlef am 15. April 2006 07:53:52:


Hallo Detlef!

Mir gefällt Deine Art, sich zusammenzusetzen, um sich auseinanderzusetzen. Ich verlasse mich also auf Dein Gefühl, was für Dich sinnvolle Informationen sind, die die Zukunft mitfühlender/ethischer gestalten könnten. Ob unsere Gedanken für andere Menschen auch interessant sind? Vielleicht kommt es darauf gar nicht an.

>>Ich hätte es wissen müssen - bestimmte Worte können kein Verständnis auslösen, mit ziemlicher Sicherheit eher das Gegenteil. Eins davon ist Gott, ein anderes Gottesdiener.
>tja, was soll man sonst schreiben? "hoechster"? ist auch schon vereinnahmt...
Ich benutze - dazu ist allerdings selten Gelegenheit* - gerne den Begriff "Schöpfer", als Verursacher der Schöpfung am treffendsten. Dazu gehören dann Begriffe wie Allmacht, Kontrolle, Plan, Ziel usw.
* Ich missioniere, allerdings nicht für einen Glauben, sondern plädiere in meinem Umfeld dafür, sich autonom und autark zu machen.

>>In der Genesis ist die Rede von einem Urvater im Zusammenhang mit den "Gefallenen Engeln". Götter, ob Altes oder Neues Testament oder andere Vorstellungen interessieren mich weniger. Für mich gibt es einen Verursacher von Leben, den, der mit Odem einen Prozeß in gang brachte, den wir Leben nennen. Und um mich mit meiner Verfügberkeit nicht an die falsche Adresse zu wenden, setze ich den Verursacher mit Verantwortung und Liebe gleich. Wer aus Liebe Leben schaffte, handelt nicht willkürlich, er erpreßt und roht niemanden, und er wird auch nicht böse und bestraft das, was er selber verursachte.
>na, da kommen wir uns ja schon naeher. den prozess leben in gang gebracht. ja. ob nun mit odem, oder was auch immer duerfte zweitrangig sein.

Seit Freud sind wir mit dem Begriff Psyche näher vertraut gemacht worden. Psyche wurde immer stärker in den Fokus gerückt. Nach meinen bisherigen Erkenntnissen gehe ich davon aus, daß Odem die Psyche ist, ein "Organ", das zwischen Geist und Körper, dem Ich und dem Anderen vermittelt, Konfrontation und Konflikt verursacht und gleichzeitig nach Konsens und Integrität sucht. Je nach gefühlter Lebensaufgabe kann das Forschen darüber mehr oder weniger wichtig sein. Ich wollte für mich nur wissen, wie ich funktioniere - und wenn ich einem Menschen wirklich helfen will, muß ich auch wissen, wie er funktioniert.

>gut, wenn du diesen "hoechsten" von dir aus mit liebe gleich setzt, ist das eine sache. wobei ich eben ueberzeugt bin, dass wir objektiv die motivationen etwas unendlich hoeher stehenden nicht begreifen oder klassifizieren koennen.

Mit "objektiv" sprichst Du eine Tatsache aus - das sollte jedes Individuum für sich klären, das es eben nur individuell bedingte Erkenntnisse gewinnen kann. Was die Motivation eines Schöpfers angeht, bin ich allerdings der Meinung, daß man sehr wohl analysieren kann, um was es sich bei der Aufgabe der Schöpfung handelt. Wir haben schließlich eine Vergangenheit, und je länger ein "Film" läuft, und je intensiver man sich mit der Handlung beschäftigt, je größer wird das objektive Moment einer Betrachtung - und auch einer Vorausschau! Dazu gehört aber unbedingt, die Gesetzmässigkeiten zu erkennen, unter denen Leben abläuft, und das ist nicht einfach, im Gegenteil: Täuschung und Tarnung gehören auch zum Geschäft.

>>Wer als Mensch den Geist der Willkür reflektiert, demonstriert der nicht nur seine Unfähigkeit, das schöpferische Prinzip zu verstehen, indem er dem Geist der Unliebe folgt?
>nicht unbedingt. die allgemein goettern zugeschriebenen atribute "allmacht" und "unendlichkeit" solten eigentlich alles einschliessen, auch das "boese".
Ja, aber erleben wir nicht seit langer Zeit ein Phänomen: die Menschen werden mit dem Bösen verängstigt, und die Folge ist, sie nehmen das Schwert in die Hand und meucheln. Ich erwähnte schon Polarisierung. In dem Moment, wo sich ein Mensch entscheidet, ist er zerrissen - und damit angreifbar. Ein spannendes Thema - ich hätte das so schnell nicht angefangen.

>>Vom Beten lasse ich mich nicht begeistern - es hat mit bitten zu tun. Warum soll ich bitten, wenn ich darauf vertraue, daß jeder hat oder bekommt, was er wirklich für seine Entwicklung braucht - was er allerdings bekommt hängt auch davon ab, was er selber leistet, da stimme ich Dir zu.
>>Frömmigkeit ist ein für mich merkwürdiger Begriff. Für mich ist entscheidend, ich sagte es bereits: leistet jemand einen Beitrag aus Angst (egozentrisch) oder "freiwillig" aus Liebe. Das ist wohl meßbar durch die "Früchte, die der Baum trägt".
>froemmigkeit... ich habe den verdacht, dass sich dies wort mehr auf den gehorsam gegenueber kirchlicher regeln bezieht, als auf das verhaeltnis eines menschen zu seinem gott. da waere ja glaube/glaeubigkeit passender.

Ich habe mich zur Verfügung gestellt - und nenne das Hingabe. Glaube und Gläubigkeit, wie ich sie in der "Gemeinde" erlebe, hat mit Autonomie herzlich wenig zu tun - ist also nicht mein Ding. Unterwerfung? Pfui! Es sei denn, man tut es mit dem Ziel, an den Kern des Übels zu gelangen.

>...Dazu kann auch das gehören, was Du "materielle Vorbereitung" nennst - wenn sie denn nicht aus Angst geschieht. Die Idee, mein körperliches, ohnehin dem Verfall unterworfenes Leben zu retten, ist im Angesicht der grausamen Realität (jährlich verhungern 10.000.000 Kinder usw.) unserer Welt für mich absurd.
>kannst du was fuer die 10 mio tun? ich nicht. ich kann aber jetzt und auch vorbereitend was fuer einige dutzend von mir abhaengige tun. wobei ich mir einbilde, dass persoenliche angst dabei keine rolle spielt.

Nein, helfen kann ich direkt nicht - aber ich kann einem ausbeuterischen und kaltherzigen System die Unterstützung entziehen. Was ich sagen wollte war: ich bewerte mein körperliches Leben nicht gering, aber auch nicht über. Dank meiner Lebenserfahrung lernte ich, daß sowohl mein noch Da-Sein als auch meine Entwicklung nicht wirklich in meiner Hand liegt. Der Weg der Erkenntnis ist nicht ungefährlich, man kann ihn nur gehen mit der nötigen Unterstützung - und wenn man selber vertrauenswürdig ist, wird auch von ??? Vertrauen zurückgegeben. So war es jedenfalls in meinen letzten 20 Lebensjahren.

>>Wer weiß, wie lange wir uns hier auatauschen können.
>bis der admin einen riegel vorschiebt. (ich bin der admin ;-))
>- falls du dich jetzt nicht auf andere katastrophen bezogst...

Ich meine, ich habe es nicht in der Hand. Vielleicht, wenn ich zu offenherzig bin, kommt ein Lastwagen und ...

>... Ich sage Dir mal eine Idee, die ich vor einigen Jahren hatte. Sie heißt PPP - Prozeßgesteuerte Polarisierung der Psyche. Das ist meine Beobachtung: Leben wird intensiver, extremer, immer bedrohlicher, unübersichtlicher, unberechenbarer. Den Grund dafür nenne ich Tick-Tack, heißt, mit jedem Schritt in die Zukunft entsteht ein Mehr an Fähigkeiten - was zur Folge hat, daß wir auch die Vergangenehit immer stärker konfrontieren und aufarbeiten können.
>aus meiner sicht, eines menschen, der vor fast dreissig jahren aus deutschland in die wildnis gezogen ist, wollen mir deine beobachtungen weniger universeller, als lokaler (deutscher) natur zu sein.
>wozu sollte man vergangenheit "aufarbeiten"? ich bin die summe meiner vergangenen handlungen, fehler, erfahrungen. mit meinem heutigen wssen wuerde ich vieles anders angehen, aber ich habe die ruhige gewissheit, dass mir meine handlungen seinerzeit als richtig vorgekommen sind.

Ja, Detlef, das gilt auch für mich. Meine Partnerin und ich - wir arbeiten an einem therapeutisch ganzheitlichen Konzept (Geist-Psyche-Körper)- prägten vor Jahren einen Begriff: IKONIBE ich konnte es nicht besser.
Dein Begriff von Vergangenheit entspricht Deiner derzeitigen Vorstellung. Vergangenheit ist für mich sehr viel komplexer geworden - die individuelle Vergangenheit (Kindheit, perinatale-traumatische und pränatale Erfahrungen, vorherige Leben usw.), die archaische und vorzeitliche Vergangenheit, und schließlich eine kollektive Erfahrung im Miteinander. In der Regel sind diese Informationen weder im Bewußtsein noch können so leicht ins Unterbewußtsein gelangen. Ein schwieriges und komplexes Thema.

>Das mal grundsätzlich und in aller Kürze über mein Konzept, wie die Schöpfung funktioniert. Leider gibt es kaum Menschen, mit denen ich mich darüber austauschen kann - und ich war bis vor ein paar Wochen sehr zurückhaltend mit den Ergebnissen von 20 Jahren Forschungsarbeit.
>>Ich danke Dir jedenfalls für Deinen ausführlichen Beitrag und bin dankbar, wenn Du dich weiter mit mir und meinen Ideen auseinandersetzt.
>solange keiner von uns beiden beginnt, sich missionarisch zu verhalten, sollte unser austausch in die von mir aufgestellten regeln passen.
Da ich Deine Regeln nicht kenne, wir aber wohl in einer nicht unähnlichen "Welt" leben, könnte hier ein gewisses Selbstverständnis am Werk sein.

>>PS. Selber herausfinden, was der Schöpfung am besten dient, ist natürlich unmöglich - aber man kann seine Fähigkeiten erweitern und sich damit zur Verfügung stellen.
>seine faehigkeiten erweitern... und seine taetigkeiten ausweiten, z.b. auf vorsorge...

Kannst Du das noch um das "Erweitern von Bewußtsein" ergänzen?

Herzliche Grüße in die "Wildnis" schickt Dir das Chamäleon


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