Anna Katharina Emmerick und Johannes von Patmos (Schauungen & Prophezeiungen)

schwelmi, Freitag, 13.02.2015, 20:07 vor 3364 Tagen (2970 Aufrufe)

Hallo,

ich habe soeben einen Zeitungsartikel über Anna Katharina Emmerick gelesen. Darin wird auch ein wenig auf Ihre Gewohnheiten eingegangen. Erstaunlich finde ich, dass sie ein Kreuz mit einer Y-Form trug. Diese Form würde nach meinen bescheidenen Kenntnissen der Rune Elhaz entsprechen, was gekürzt mit "Hirsch" und "Schutz durch erhöhte Aufmerksamkeit" verbunden wird.

In diesem Artikel, wie auch in der Fassung, die hier im Forum vorliegt finde ich den Satz Ich sah mitten in der Kirche ein großes Buch aufgetan, das an der breiten Seite drei und an jeder schmalen Seite zwei Siegel hängen hatte. Es war weiter nach vorn als in der Mitte aufgetan. Ich sah auch den Evangelisten Johannes oben und hörte. daß es Offenbarungen von ihm seien, die er auf Patmos gesehen.

Wenn man nun Wikipedia zu den Stichworten Johannes und Patmoszu Rate zieht, dann erfährt man nach meiner bescheidenen Auffassung Erstaunliches. Zum einen soll der Verfasser einmal tatsächlich als Apostel Johannes gesehen worden sein und zum anderen entspricht der geschilderte Ablauf meiner Meinung nach schon sehr dem, was dieses Forum bisher erarbeitet hat.

Mich würden eure Meinungen hierzu interessieren.

Schönen Gruß,
schwelmi

Avatar

"Johannes von Patmos" und Co.

BBouvier @, Freitag, 13.02.2015, 22:28 vor 3364 Tagen @ schwelmi (2685 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Freitag, 13.02.2015, 22:35

Hallo, Schwelmi!

Was diesen fanatisch-religiösen Schwärmer,
der nur rein zufällig und wegen der Namensgleichheit
mit dem Apostel Johannes irrtümlich in den
Anhang des Neuen Testamentes gerutscht ist,
lohnt es sich, doch bitte mal die Suchfunktion
bemühen zu wollen.

Hier beispielsweise:
https://schauungen.de/forum/index.php?id=12328

https://schauungen.de/forum/index.php?id=15366

https://schauungen.de/forum/index.php?id=21458

... und so weiter und so weiter =>

Taurec dazu:
"Die Aussagen der Johannesoffenbarung sind nicht eins zu eins zu deuten.
Der Text ist ein hochgradig symbolischer und verschlüsselter Text, der wahrscheinlich nicht "mechanisches", d. h. physikalisch wahrnehmbares Geschehen beschreibt, sondern abstrakte geistige Vorgänge und Wahrheiten.
Wahrscheinlich wäre die Offenbarung überhaupt nur einem Menschen aus dem nahöstlichen Kulturkreis des 1. Jahrhunderts verständlich, weil nur diese Menschen die seelische und intellektuelle Innenwelt teilten, aus der heraus die Offenbarung als Ausdruck der seelischen Tiefe, bzw. des "geistigen Schauuens" ihres Urhebers verfaßt wurde. In vergleichbarer Weise wären Mozarts Musik und Goethe einem Wilden aus dem Herzen des Kongos wie ein Buch mit sieben Siegeln. Er würde versuchen, irgend etwas, das er kennt, in den Werken europäischer Kultur wiederzufinden und würde damit kläglich scheitern. Er würde zwar etwas erkennen, jedoch nicht, was die Künstler tatsächlich ausdrücken wollten.

Der heutige, moderne Mensch ist sich solcher grundsätzlicher Differenzen in der Regel nicht mehr bewußt und glaubt, was er versteht, hätten auch die Menschen früherer Kulturen verstanden. Weil die vorherrschende Geisteshaltung heute rationalistisch, verweltlicht und oberflächlich ist, werden auch ältere Werke so aufgefaßt. Daher deutet man die Offenbarung als verschlüsseltes physikalisches, bzw. grobstoffliches Geschehen. Als Ergebnis findet man beispielsweise im Internet Behauptungen mit Videobelegen, jemand hätte tatsächlich die Posaunen der Apokalypse gehört, was aber nur eine komplizierte Selbsttäuschung ist.
Andere glauben, das "Zeichen des Tieres" wäre ein gegenüber der geistigen Dimension der Welt doch recht primitiver Computerchip, der allen implantiert werden würde.

Die Offenbarung enthält vermutlich wahres. Sie ähnelt aber einer Geheimsprache, zu deren Entschlüsselung auch nur die Ansätze der Bedeutung der einzelnen Symbole fehlen."

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

Was Katharina Emmerick betrifft, so handelt es sich
dabei um eine bedauernswerte, kranke und bigotte Hysterikerin,
die mit der Behauptung, sie hätte fromme "Visionen"
aus der Heilsgeschichte (!) die Aufmerksamkeit
der frommen Bevölkerung erregte. *seufzz*

Grüße,
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Avatar

Vision eines "Mannes" von Osten

Taurec ⌂, München, Freitag, 13.02.2015, 22:51 vor 3364 Tagen @ BBouvier (2630 Aufrufe)

Hallo!

Was Katharina Emmerick betrifft, so handelt es sich
dabei um eine bedauernswerte, kranke und bigotte Hysterikerin,
die mit der Behauptung, sie hätte fromme "Visionen"
aus der Heilsgeschichte (!) die Aufmerksamkeit
der frommen Bevölkerung erregte. *seufzz*

Was hältst Du denn von folgender Vision von Emmerick, die nicht in der Quellensammlung steht?

„Ich kam über steile Höhen in einen schwebenden Garten. Da sah ich zwischen Mitternacht und Morgen, gleich der Sonne am Horizont, die Gestalt eines Mannes aufsteigen, mit langem, bleichem Angesicht. Sein Kopf schien mit einer spitzen Mütze bedeckt. Er war mit Bändern umwickelt und hatte einen Schild vor der Brust, dessen Inschrift ich vergessen. Er trug ein mit bunten Bändern umwickeltes Schwert und schwebte mit langsamem Taubenflug über die Erde, wickelte die Bänder los, bewegte sein Schwert hin und her und warf die Bänder auf schlafende Städte.
Die Bänder umfingen sie wie Schlingen. Auch fielen Blattern und Beulen von ihm nieder, in Rußland, in Italien und Spanien.
Um Berlin lag eine rote Schlinge, von da kam es zu uns. [nach Dülmen, ca. 30 Km südwestlich Münsters] Nun war sein Schwert nackt, blutigrote Bänder hingen am Griff, es träufelte Blut auf unsere Gegend, der Flug war Zickzack die Bänder wie Kaldaunen."

Stammt angeblich aus:
Schmöger, Carl Erhard (Hg.): Emmerich, Anna Katharina: Visionen über die Engel, die Armen Seelen im Fegfeuer, die streitende Kirche u. a. Aus den Tagebüchern Clemens Brentanos. Aschaffenburg 1980.

Hier scheint symbolisch ein Kriegsgeschehen angedeutet zu sein?
Jedenfalls ist in der Passage kaum religiöse Schwadronade zu erkennen, allenfalls ein leiser Anklang an einen biblischen Todesengel.
Die "spitze Mütze" wurde bereits als die Spitze einer Rakete gedeutet.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Emmerick als Vorlage für Irlmaiers "Kreuz am Himmel" ?

Ulrich ⌂, München-Pasing, Samstag, 14.02.2015, 00:05 vor 3364 Tagen @ Taurec (2503 Aufrufe)

Hallo Taurec,

Josef Stocker ("Anton Angerer"), der nicht müde wird, Schauungs-Quellen im Sinne der Visionen des "fanatisch-religiösen Schwärmers" Johannes zu interpretieren, zuletzt in Anton Angerer: Feuerrad Apokalypse. ; 2., erw. Ausgabe, Sept. 2014 ( http://www.theologisches.info/feuerrad_apokalypse_new2014.pdf ) hat auch eine Schrift über Anna Katharina Emmerick verbrochen:
Josef Stocker: Anna Katharina Emmerich. Schöpfung und Heilsgeschichte. Geheimnisse des alten Bundes. Visionen. Entnommen aus den Aufzeichnungen des Clemens von Brentano. Wien, 2013, ISBN: 978-3-902722-17-1
pdf-Version: http://www.theologisches.info/Emmerich_Visionen.pdf

Auf S. 85 ist dort dieses Zitat ("Ich kam über steile Höhen...") von Emmerick zu finden, wobei Stocker - wie bei ihm üblich - den Text "überarbeitete".

Im Kontext, wobei als Quelle ebenfalls Schmöger genannt wird, hier:
http://www.philos-website.de/index_g.htm?autoren/emmerich_katharina_g.htm~main2

"[Am 2. September 1822 erzählte sie:] «Ich kam über steile Höhen ...»"

weiter:

"[11. September.] «Es steigt ein Engel auf zwischen Morgen und Mittag mit einem Schwert, und er hat am Griffe des Schwertes wie eine Scheide voll Blut, die er hier und da ausgießt, und er kommt bis hierher und gießt Blut aus in Münster auf dem Domplatz.»"

Auf den beiden vorhergehenden Seiten zitiert Stocker Emmerick im Kapitel "Der heilige Erzengel Michael schützt Deutschland" wie folgt:

...
Ich sah am Himmel ein großes, leuchtendes Kreuz. Der Heiland hing an diesem Kreuz und aus seinen Wunden verbreiteten sich leuchtende Strahlenbündel über die ganze Welt.
...

S. 83

...
Als der Kampf auf Erden getilgt war, waren die Kirche und der Engel, der nun verschwand, weiß und leuchtend geworden. Auch das Kreuz verschwand.
...

S. 84

Für mich liest sich das wie die Blaupause zu Irlmaiers (und Maria Beatrix Schuhmanns Vision ? https://schauungen.de/forum/index.php?id=5033 ) "Am Himmel kommt ein Zeichen, der Gekreuzigte mit den Wundmalen, und alle werden es sehen."

Gruß
Ulrich

Meine Lieblings-Zitate von/über Emmerick:

"Manchmal belästigte sie der böse Feind in Gestalt eines Hundes."

"Ich sah Elefant, Hirsch, Kamel und besonders das Einhorn, welches ich auch in der Arche gesehen habe, wo es besonders liebevoll und sanft war."

"...Kain hatte Kinder, die mehr braun waren als die Kinder Sems. Die edleren Menschen waren immer weißer. ..."

Avatar

Überdruckventil

BBouvier @, Samstag, 14.02.2015, 00:48 vor 3364 Tagen @ Ulrich (2363 Aufrufe)

Danke sehr, Ulrich!

"Manchmal belästigte sie der böse Feind in Gestalt eines Hundes...
...besonders das Einhorn, welches...besonders liebevoll und sanft war
."

Jau!
Es hat da eben eine sexuell frustrierte
und bigott frömmelnde Hysterikerin ihre ganz persönlichen Ventile ...

Beste Grüße!
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Einhorn-Syndrom

Ulrich ⌂, München-Pasing, Samstag, 14.02.2015, 01:53 vor 3364 Tagen @ BBouvier (2602 Aufrufe)

Hallo BB,

Es hat da eben eine sexuell frustrierte und bigott frömmelnde Hysterikerin ihre ganz persönlichen Ventile ...

Ja. Habe mich vor einiger Zeit, um den Blick zu schärfen, durch die ~500 Seiten des Buches "Visionäre Erlebnisse. Visionen und Auditionen in der Gegenwart. Eine psychodynamische und psychopathologische Untersuchung" des Theologen und Mediziners Gerd Schallenberg gequält.
Die von Dir o.g. Symptomatik scheint sich epidemisch durch weite Teile der christlichen Schauungs-Quellen zu ziehen.
Wer das Buch lesen mag, um sich zu immunisieren, ich kann es entbehren.

Um das Zitat Emmericks zu deuten, muss man wohl das zeitgenössische Umfeld berücksichtigen:
"Dülmen 1818. In der Folge der napoleonischen Kriege haben die Preußen die Herrschaft im katholischen Westfalen übernommen. Ihre Soldaten und Beamten sind dabei, das Land zu vermessen und neu zu verteilen. In dieser ungewissen, von Armut und Ressentiments bestimmten Zeit blüht neben nationalen Gedanken auch der Glaube regelrecht auf."
( http://www.filmstarts.de/kritiken/100513-Das-Gel%C3%BCbde/kritik.html )


Auf die Zuverlässigkeit Brentanos Aufzeichnungen, auf die sich ja wohl die meisten Autoren als Quelle beziehen (müssen), würde ich nicht viel geben, weil ein Saulus-Paulus-Syndrom ein mieser Garant für objektive Berichterstattung ist:
"So hat sich eine fast schon sektiererische Gemeinde um die seit Jahren an den Stigmata Jesu Christi leidende Nonne Anna Katharina Emmerick gebildet. Ihr Leiden und ihre düsteren Visionen sorgen weit über die Grenzen von Westfalen hinaus für Aufsehen. Nachrichten über die Emmerick sind bis nach Berlin vorgedrungen, wo auch der gerade in den Schoß der katholischen Kirche zurückgekehrte Clemens Brentano von ihr gehört hat. Von einem fast schon missionarischen Eifer getrieben macht sich der berühmte romantische Dichter auf den Weg nach Dülmen, um dort die Visionen der Nonne aufzuzeichnen."
(ebenda)

Gruß
Ulrich

Avatar

Kreuz am Himmel

Taurec ⌂, München, Samstag, 14.02.2015, 22:05 vor 3363 Tagen @ Ulrich (2763 Aufrufe)

Hallo!

Ideengeschichtlich geht das Kreuz am Himmel wohl auf die Bibel zurück.

Neues Testament, Matthäus 24,29-30: „Sogleich nach der Drangsal jener Tage wird ‚die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein nicht mehr geben’ (Jes 13,10), ‚die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden’ (Jes 34,4). Dann wird das Zeichen des Menschensohns am Himmel erscheinen, und ‚wehklagen werden alle Stämme der Erde’ (Sach 12,10 ff), und sie ‚werden den Menschensohn kommen sehen auf den Wolken des Himmels’ (Dan 7,13) mit großer Macht und Herrlichkeit.“

Wie Ranma bemerkte, hätte in obiger Bibelstelle niemand das Kreuz als Himmelszeichen angesehen. Ich vermute aber, daß solche Stellen über ein Himmelszeichen dahingehend verstanden wurden, nachdem sich das Kreuz im Abendland als Zeichen des Christentums durchgesetzt hatte, also seit dem Mittelalter. Das "Kreuz am Himmel" geisterte wahrscheinlich schon lange vor Irlmaier und lange vor der Emmerick durch die Köpfe der Menschen.

=> "Zeichen des Menschensohnes" = der Gekreuzigte (der Menschensohn selbst) mit den Wundmalen.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Avatar

skeptisch ...

BBouvier @, Samstag, 14.02.2015, 00:18 vor 3364 Tagen @ Taurec (2391 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Samstag, 14.02.2015, 00:32

Hier scheint symbolisch ein Kriegsgeschehen angedeutet zu sein?

Hallo, Taurec!

Das mag durchaus so sein...

Dieser Teil daraus:
" Sein Kopf schien mit einer spitzen Mütze bedeckt.
Er war mit Bändern umwickelt und hatte einen Schild vor der Brust.
.."
- dürfte allerdings eher von Inquisitionszeiten inspiriert worden sein,
als die Verurteilten auf dem Wege zum Scheiterhaufen
spitze Schandmützen tragen mußten.
Und umgehängte Bilder ihrer abweichlerischen Untaten
vor der Brust und dem Rücken.
=>
[image]

Und es paßt auch recht gut zu:
"Visionen über ... die Armen Seelen im Fegfeuer, die streitende Kirche..."

Skeptisch grüßt
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Drucken RSS Thema