Zum unbekannten Irlmaierkurier vom 12.10.1945 (Schauungen & Prophezeiungen)

Leserzuschrift @, Freitag, 06.06.2014, 00:18 vor 3613 Tagen (2981 Aufrufe)

Guten Tag Taurec,

Zitat: … heute war ich bei meiner Mutter, das Gespräch kam auf Irlmaier, da kramte sie eine Abschrift aus dem "Kurier" vom 12.10.1945 hervor; diese Blätter wurden ihr von unserem Nachbarn, der leider schon verstorben ist, ausgehändigt.

Ganz kurz nur.
Es geht um eine Idee, wie man möglicherweise eben diesem „unbekannten“ Kurier vom 12.10.1945 ein Stück aus der Spur helfen könnte. Ich nicht weiß, ob in diese Richtung schon recherchiert wurde.

Es stellt sich die Frage nach der Zuordnung des Datums, das entweder Datum der Abschrift oder Datum des Erscheinungstages der Zeitung nach dem obigen Zitat sein kann, oder auch beides.

Was irritiert, ist die Tatsache, dass man einen Zeitungsartikel vergleichbarer Länge eher ausschneidet und evt. noch auf einem leeren Blatt fixiert, an statt ihn abzuschreiben.
Es darf auch wegen Hervorhebung mittels Unterstreichung unterstellt werden, das *Kurier* in der Abschrift mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch gemeint ist und nicht allg. für eine Zeitung, die früher vergleichbar als Bote oder Blatt oder Zeitung stand. Demnach ist zunächst abzuklären, ob es eine Zeitung, die das Wort „Kurier“ in ihrem Titel führt, zu eben diesem Zeitpunkt überhaupt gab.

Es gibt eine Dissertation aus dem Jahre 2002, vorgelegt von Eva-Julianer Welsch von der Uni Dortmund, in der es unter anderem um die Grundlagen der Entwicklung der Pressepolitik der Alliierten im besetzten Deutschland geht. Dort wird bestätigt, dass jede Zeitung, die nach der Kapitulation erschien, zuvor einer Genehmigung durch die jeweilige Besatzungsmacht bedurfte.
So etwas wie eine „Bezirkszeitung“ gab es zu dieser Zeit noch nicht, da die Amerikaner für jede größere Region nur eine Zeitung zuließen, um die Rückkehr der zahlreichen kleinstädtischen Heimatzeitungen zu verhindern. Diese Lokalausgaben gab es erst seit dem 1. April 1946 und spielen deshalb (hier) keine Rolle.

Auf Seite 53 der Dissertation findet sich im Abschnitt 2.5.4 ein tabellarischer Überblick über die lizensierten Zeitungen von 1945 bis 1949.
Nach dieser Tabelle wurde die erste Lizenz am 31. Juli 1945 an die Frankfurter Rundschau erteilt. Es muss also eine der Lizenzen nach dem 31.07.1945 einer Zeitung zuzuordnen sein, die ““Kurier““ im Namen führt. Sie musste zwingend lizensiert sein, um am Erscheinungstag 12.10.1945 überhaupt in der Presselandschaft auftreten zu können.

Dabei fällt die Lizensierung des Weser-Kuriers am 15.09.1045 mit Erscheinungsort Bremen ins Auge, sowie der Wiesbadener Kurier (Wiesbaden) vom 01.10.1945. Es ist noch nicht abschließend geklärt, ob die Briten und die Franzosen 1945 darüber hinaus auch noch extra Lizenzen vergeben hatten, die nicht in der Dissertation enthalten sind. Ob beide aufgeführten XX-Kuriere damit zu tun haben, ist derzeit noch offen. Meine diesbezüglichen Anfragen wurden bisher noch nicht beantwortet.

Gruß
[Nullmark]

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Rechercheergebnisse zum Kurier

Leserzuschrift @, Freitag, 06.06.2014, 00:19 vor 3613 Tagen @ Leserzuschrift (2482 Aufrufe)

Guten Tag Taurec.

Ich habe heute die angefragten Ergebnisse bekommen.

Die erste Ausgabe des Wiesbadener Kuriers erschien am 2. Oktober 1945 - anfangs zweimal wöchentlich am Mittwoch und Samstag, also am 10. Oktober und am 13. Oktober 1945. Eine Ausgabe vom Freitag, dem 12.10.1945 gibt es nicht. Es ist auch in den anderen Zeitungen des Kuriers des Jahres 1945 kein Artikel mit gleichem oder ähnlichem Inhalt vorhanden. Der Wiesbadener Kurier ist deshalb mit hoher Sicherheit nicht der gesuchte „unbekannten Kurier“.

Auch der Weser-Kurier erschien 1945 ebenfalls nur mittwochs und samstags, sicher nicht am Freitag, dem 12.10.1945. Auch hier ist der benannte Artikel nicht auffindbar. Es konnte auch der Name Alois Irlmaier und dieser auch nicht lautähnlicher Schreibweise ermittelt werden, so das dieser Kurier ebenfalls nicht in Frage kommt.

Die Archive beider Zeitungen haben ihre Ausgaben ab der 1. Ausgabe 1945 digitalisiert.Per Volltextsuche ist eine Recherche Millionen von Zeitungsseiten möglich. Diese stehen auch als e-Paper zur Verfügung. Allerdings ist die Sache nicht kostenfrei. Das Rechercheergebnis ist also verifizierbar.

In der sog. Heeresgruppenpresse gab es noch weitere Zeitungen mit >Kurier< im Titel. Dies stellte in den Westzonen und Berlin jedoch bis spätesten bis Ende Juli 1945 ihr erscheinen ein, so dass in diese Richtung nicht weiter recherchiert werden muss.

Es scheint sich demnach abzuzeichnen, dass diese handschriftliche Abschrift nicht nach einer Vorlage von im Oktober 1945 existenten Zeitungen erfolgt sein kann. Damit ist nunmehr die Annahme unzulässig, dass diese Abschrift als eine der ältesten Quellen von einem noch älteren Original Irlmaierscher Schauungsberichte stammt und in diesem Sinne zu gelten hat. Es darf sogar unterstellt werden, dass es ein Original zu dieser Abschrift nicht gibt – jedenfalls nicht aus einer Zeitung, die um den angegebenen Zeitpunkt existierte und so oder so ähnlich bezeichnet wurde.

Welche Folgen sich daraus für den Inhalt des „abgeschriebenen“ Textes ergeben, enthalte ich mich zu kommentieren. Natürlich lassen sich noch so einige Möglichkeiten an den Haaren herbeischleifen, um die Quelle und Abschrift zu retten. Ich denke aber, dass an der tatsächlichen Presselage im Jahr 1945 niemand vorbeikommt und die Abschrift eine Fälschung ist.
Nicht klar dagegen ist, woher dann eben dieser Text stammt. Vielleicht werde ich mich noch mal gründlicher mit anderen Textquellen, Schriftart, Schreibstil usw. auseinandersetzen. Nach meinem ersten Eindruck hängt diese Abschrift mit dem Erscheinen von Adelmaiers Blick in die Zukunft von 1961 zusammen. Mal sehen, ob ich dazu noch Lust verspüre.

Freundlichen Gruß und alle guten Wünsche
Nullmark

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Vielleicht falsches Datum?

Taurec ⌂, München, Freitag, 06.06.2014, 00:40 vor 3613 Tagen @ Leserzuschrift (2468 Aufrufe)

Hallo!

Randomizer behauptete, wobei er nie ausgeführt hat, wie er darauf kam, die Kurierabschrift sei ca. 1969 entstanden und basiere auf einem Zeitungsartikel, der wahrscheinlich 1949 erschien.

Jedenfalls sollte man davon ausgehen, daß das Jahr 1945 oder gar das gesamte Datum auf der Abschrift falsch ist und man die Suche auf alle Jahre von 1945 bis 1949 ausdehnen muß.

Zunächst bräuchten wir eine möglichst vollständige Liste aller Zeitungen, die in Deutschland in jenen Jahren erschienen. Dann würde ich von Irlmaiers Heimat ausgehend, immer größere Kreise ziehend, alle Kuriere durchgehen. Da das Datum womöglich komplett falsch ist (es könnte z. B. nicht das Erscheinungsdatum der Zeitung, sondern das Datum der Befragung Irlmaiers durch einen Journalisten bezeichnen), müßten alle Ausgaben der jeweiligen Zeitungen durchgegangen werden und zwar von 1949 an rückwärts, da die Wahrscheinlichkeit, daß zu Irlmaier veröffentlicht wurde, wohl um so geringer wird, je weiter man sich zeitlich vom "Irlmaierhype" entfernt.

Es ist andererseits nicht auszuschließen, daß es schon recht frühe Berichte über Irlmaier gab. Womöglich ging uns das Original des Kuriers genau deswegen zwischen die Lappen.
In dem kleinen Büchlein "Prophezeiungen - Über Ausbruch und Verlauf des dritten Weltkrieges" von Retlaw, erschienen 1961, steht eine interessante Passage:
"Ein anderer Kritiker des Sehers berichtete 1950, Irlmaier habe seinen Dorfbewohnern in Freilassing schon seit 1946 jedes Jahr pünktlich zum Herbst den Kriegsausbruch vorausgesagt, so daß diese seinen Fähigkeiten sehr reserviert gegenüberständen. Irlmaiers Prophezeiungen stimmten bestenfalls zur Hälfte, sei die Meinung vieler Dorfbewohner." (S. 53/54)
Retlaw verweist hierzu auf Joachim Murat in der Süddeutschen Sonntagspost Nr. 16 vom 6.5.1950.

Das bedeutet:
1. Irlmaier hatte tatsächlich schon seit spätestens 1946 Schauungen über einen kommenden Krieg.
2. Irlmaier begann erst im Herbst 1946 seine Mitmenschen vor diesem Krieg zu warnen. Stimmt diese Zeitangabe, so ist davon auszugehen, daß Irlmaiers Kriegsprophezeiungen erst ab Herbst 1946 in der Region ein derartiges Aufsehen erregt haben können, daß über sie in einem Zeitungsartikel berichtet werden konnte! Daher vermute ich, daß die Angabe "1945" auf der Kurierabschrift schlicht falsch ist und der 12.10.1946 (ein Samstag) gemeint sein könnte.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

mein Postulat zum Irlmaier-Kurier (Oktober 1949)

randomizer, Freitag, 06.06.2014, 03:12 vor 3613 Tagen @ Taurec (2711 Aufrufe)
bearbeitet von randomizer, Freitag, 06.06.2014, 03:18

Hallo, Nullmark und Taurec!

Randomizer behauptete, wobei er nie ausgeführt hat, wie er darauf kam, die Kurierabschrift sei ca. 1969 entstanden und basiere auf einem Zeitungsartikel, der wahrscheinlich 1949 erschien.

Ja, "mein Postulat lautet, daß der Text, wie er uns erhalten ist, aus zwei Schichten besteht: der Kern des Textes ist tatsächlicher Irlmaier-Wortlaut aus einem ansonsten bisher unbekannten Kurier-Artikel; daneben enthält der Text unserer Handschrift aber eine zweite Schicht mit zahlreichen ex-eventu-Einschüben, die ein kreativer Fälscher imho ca. 1969 ergänzt hat." (Gelbes Forum, September 2013)

@Nullmark, mein Postulat hatte ich hier gründlich 2012 erklärt. Der ursprüngliche Kurier muß aus (Oktober) 1949 datieren, die korrupte 45 hat sich wahrscheinlich bei der Abschrift eingeschlichen. Beim Umgang mit alten Manuskripten war mir schon öfter aufgefallen, daß handschriftlich die 5 und 9 leicht zu verwechseln sind. Die ex-eventu Einschübe sollten von etwa 1969 stammen: das schlussfolgere ich aus dem Inhalt der Ergänzungen (Ende der 1960er war das meiste ja bereits Gegenwart/Geschichte) und aus der mutmaßlichen Andeutung des Fälschers im ersten Satz: "So groß die Not jetzt [1949] ist, so groß in 20 Jahren [1969] der Überfluß."

Jedenfalls sollte man davon ausgehen, daß das Jahr 1945 oder gar das gesamte Datum auf der Abschrift falsch ist und man die Suche auf alle Jahre von 1945 bis 1949 ausdehnen muß.

Es genügt imho, die Suche auf Oktober 1949 zu begrenzen.

[...]
Retlaw verweist hierzu auf Joachim Murat in der Süddeutschen Sonntagspost Nr. 16 vom 6.5.1950.

Adlmaier beschwert sich anschließend übrigens über die schlechte Qualität von Murats Recherchen.

Das bedeutet:
1. Irlmaier hatte tatsächlich schon seit spätestens 1946 Schauungen über einen kommenden Krieg.

'Schauungen' ja imho sowieso nicht, aber auch sonst ist das Murat-Zitat nicht zuverlässig genug, um Irlmaiers Voraussagungen bis 1946 zurück zu datieren.

Viele Grüße
randomizer

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Was ist Einschub, was Abschrift?

Taurec ⌂, München, Freitag, 06.06.2014, 13:24 vor 3612 Tagen @ randomizer (2306 Aufrufe)

Hallo!

@Nullmark, mein Postulat hatte ich hier gründlich 2012 erklärt. Der ursprüngliche Kurier muß aus (Oktober) 1949 datieren, die korrupte 45 hat sich wahrscheinlich bei der Abschrift eingeschlichen.

Danke! Bei so vielen Beiträgen vergißt man tatsächlich, was schon einmal behandelt wurde.

Angesichts zweier Schichten, derer eine Fälschung ex eventu sein soll, wäre es dringend vonnöten, diese Fälschungsschicht genauestens abzutrennen.
Was war bis zur Zeit der Abschrift (1980er) bereits eingetroffen, das nicht dem bekannten Irlmaierkanon entspricht und daher als Einschub betrachtet werden muß?

Bleibt dann überhaupt etwas übrig, das nicht bereits in bekannten Irlmaierartikeln von 1949/50 steht und auf die Existenz eines unbekannten Artikels schließen ließe? Vielleicht gibt es diesen gar nicht und die Abschrift des unbekannten Kuriers läßt sich inhaltlich gänzlich durch ex eventu Einschübe und bekannte zeitgenössische Vorlagen erklären.

(Da ich diesen Beitrag am Ende meiner Mittagspause schreibe, kann ich die Theorie aus zeitlichen Gründen nicht durch Textvergleich prüfen... Ich bitte um Nachsicht.)

Retlaw verweist hierzu auf Joachim Murat in der Süddeutschen Sonntagspost Nr. 16 vom 6.5.1950.

Adlmaier beschwert sich anschließend übrigens über die schlechte Qualität von Murats Recherchen.

Was nicht wundert, da Adlmaier wohl die Integrität seines Produktes "Irlmaier" nicht angekratzt sehen wollte. Den Murat muß ich mir allerdings erst noch ansehen.

'Schauungen' ja imho sowieso nicht

Gerade das gilt es ja herauszufinden.

Gruß
Taurec

--
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Sind wirklich alle Kuriere durchforstet worden?

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Freitag, 06.06.2014, 20:39 vor 3612 Tagen @ Leserzuschrift (2219 Aufrufe)
bearbeitet von Eyspfeil, Freitag, 06.06.2014, 20:48

Hallo Nullmark!

Schau(t) mal hier,
wieviel Kuriere es in Deutschland gibt.
Dann die Tastenkobination "Strg+F" bemühen und in das
darauf erscheinende Feld "Kurier" eingeben.
Also hier die "aktuellen", die immer noch erscheinen.
Die Spalten lassen sich jeweils alphabetisch ordnen,
besonders die dritte Spalte mit dem ersten
Erscheinungsjahr ist ja von Relevanz.

Dann die Liste der historischen deutschen Zeitungen.

Z.B. gab es bis 1970 den "Industriekurier", erschienen in Düsseldorf.
Oder den "Hessischen Kurier", konnte aber nicht feststellen, von wann
bis wann es den gab. Nur daß er 1933 mal kurz verboten wurde.:-D
Oder der alte "Berliner Kurier", erschienen vom 12. November 1945 bis
zum 31. Dezember 1966. Der wurde wohl kaum übersehen...

Ist wirklich jeder Kurier auf Herz und Nieren
nach "Irlmaier" überprüft worden?

LG,

Eyspfeil

österreichischer vs. deutscher "Kurier"

Ulrich ⌂, München-Pasing, Samstag, 07.06.2014, 04:53 vor 3612 Tagen @ Eyspfeil (2344 Aufrufe)

Hallo Eyspfeil,

...wieviel Kuriere es in Deutschland gibt.

der grau-sliche Stephan Walterfang behauptet in seinem "Grauen Brief Nr. 53", Januar 2010:
"... Der in Österreich erscheinende „Kurier“ veröffentlichte am 12. Oktober 1945 die folgenden Voraussagen von Irlmaier..."
Quelle: http://der-graue-brief.de/53-Gr_Brief.pdf , Seite 1

Walterfangs vorausgehender Satz:
"Hintergrund: Der Brunnenmacher aus Itzling war in Bayern ein bekannter Seher, den viele Menschen um Rat fragten und der auch der Polizei bei der Aufklärung von Verbrechen half" mag verschiedenes bedeuten:

- Falls er Walterfangs Hirn entsprungen ist, soll "war in Bayern ein bekannter Seher" wohl seine Behauptung unterstützen, es handele sich tatsächlich um einen österreichischen Kurier, ein deutscher "Kurier" hätte Irlmaier auch kaum nach "Itzling" ausgebürgert. (Manche Österreicher haben der Welt auch eingeredet, Hitler sei Deutscher und Beethoven Österreicher gewesen...)

- Falls Walterfang den Satz (abgewandelt) dem Kontext des angeblichen "Kurier"-Artikels entnommen ist, dann weiß er mehr als Stephan Berndt weiß, und es spräche tatsächlich für einen österreichischen Kurier.


Mich macht schon der einleitende Irlmaier-Satz mißtrauisch: "... Die Krämer stehen unter der Tür und rufen, kauft doch was ab."
Hier dient er dazu, den auf den Nachkrieg-Zustand von 1945 folgenden Aufschwung zu kennzeichnen ("So groß die Not jetzt ist, so groß in 20 Jahren der Überfluss."), während genau die gleiche Formulierung laut Adlmaier von Irlmaier in den Jahren bis 1950 verwendet wird, um den Bevölkerungsschwund nach dem Tag X zu kennzeichnen: "Die überschüssigen Leute ziehen jetzt dorthin, wo die Wüste entstanden ist, und jeder kann siedeln, wo er will, und Land haben, soviel er anbauen kann. Da werden die Leute wenig und der Krämer steht vor der Tür und sagt: ‚Kauft mir was ab, sonst gehe ich drauf!’ Und die Würste hängen über den Teller hinaus, so viele gibt es." (Blick in die Zukunft, 1. Auflage 1950) Für mich spricht dies eindeutig dafür, daß diese Fragmente erst nach 1950 zusammengebastelt wurden, nachdem sich Irlmaiers Prognose für 1950 als falsch herausgestellt hat ("Bekanntlich hat sich die Voraussage Irlmaiers über den Dritten Weltkrieg in bezug auf das Jahr 1950 nicht erfüllt." Blick in die Zukunft, 2. Auflage 1955), mit der Absicht, mit bereits bekannten Redewendungen, aber einem anderen Kontext, zur Ehrenrettung einen längeren Vorlauf zu konstruieren.
Es mag spitzfindig sein, aber auch "Lateinamerika" statt "Südamerika" im Satz "In Asien, in Indien und Lateinamerika wird eine Hungersnot ohne Grenzen sein, die Menschen werden ausgerottet durch eine fremde Kraft" scheint mir eher aus der Phrasen-Schmiede eines kirchlichen Spendeneintreibers zu stammen als aus dem Mund eines bayrischen Brunnenbauers.

Wenn in den "Adlmaier-Jahren" nichts an prognostizierten Ereignissen außer dem Tag X und der 3TF dokumentiert wurde, und man im angeblichen "Kurier"-Text dann - rückblickend - Eckdaten der letzten 60 Jahre abhaken kann, dann ist das ein seltsamer Kontrast.

Gruß
Ulrich

Re: Deutscher vs. österreichischer Kurier

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Samstag, 07.06.2014, 21:41 vor 3611 Tagen @ Ulrich (2468 Aufrufe)
bearbeitet von Eyspfeil, Samstag, 07.06.2014, 21:51

Hallo Ulrich!

"Hallo Eyspfeil,

...wieviel Kuriere es in Deutschland gibt.

der grau-sliche Stephan Walterfang behauptet in seinem "Grauen Brief Nr. 53", Januar 2010:
"... Der in Österreich erscheinende „Kurier“ veröffentlichte am 12. Oktober 1945 die folgenden Voraussagen von Irlmaier..."
Quelle: http://der-graue-brief.de/53-Gr_Brief.pdf , Seite 1"

Jetzt einfach Geduld bewahren und noch ein Jahr abwarten:
"Die USA werden ab 1920 innerhalb
von 95 Jahren untergehen im Mahlstrom der Zeit. Es wird krachen.“

Falls dies nicht eintrifft mit dem Untergang der USA, dann gibt
in einem Jahr hier keiner mehr einen Pfifferling auf den "Kurier".

"Walterfangs vorausgehender Satz:
"Hintergrund: Der Brunnenmacher aus Itzling war in Bayern
ein bekannter Seher, den viele Menschen um Rat fragten und
der auch der Polizei bei der Aufklärung von Verbrechen half"
mag verschiedenes bedeuten:"

Ob von Walterfang oder von Adlmeier oder von sonst wem: Er hat tatsächlich
der Kripo bei der Aufklärung verschiedener Fälle geholfen, u.a. auch bei
"mir" in Stuttgart. Hätte er versagt, dann wäre er wohl nicht
weiterempfohlen worden.

"- Falls er Walterfangs Hirn entsprungen ist, soll "war in Bayern ein bekannter Seher" wohl seine Behauptung unterstützen, es handele sich tatsächlich um einen österreichischen Kurier, ein deutscher "Kurier" hätte Irlmaier auch kaum nach "Itzling" ausgebürgert.."

Jau, entschuldigung. Ich hatte völlig die Liste österreichischer Kuriere
versiebt. Außer dem "Wiener Kurier" fand ich vorhin jedoch nur einen
"Rosentaler Kurier", irgendwo in Kärnten.

";(Manche Österreicher haben der Welt auch eingeredet, Hitler sei Deutscher und Beethoven Österreicher gewesen...)"

Mich hat tatsächlich mal ein Österreicher angemacht "Ihr Deutschen mit
eurem Hitler damals". Dem habe ich es aber gegeben.
Obwohl Österreich natürlich schon zum alten Deutschen Reich gehört.
Erst ab 1866 spalteten die sich vom preußischen dominierten
Deutschen Reich ab.

"Mich macht schon der einleitende Irlmaier-Satz mißtrauisch: "... Die Krämer stehen unter der Tür und rufen, kauft doch was ab."
Hier dient er dazu, den auf den Nachkrieg-Zustand von 1945 folgenden Aufschwung zu kennzeichnen ("So groß die Not jetzt ist, so groß in 20 Jahren der Überfluss."), während genau die gleiche Formulierung laut Adlmaier von Irlmaier in den Jahren bis 1950 verwendet wird, um den Bevölkerungsschwund nach dem Tag X zu kennzeichnen: "Die überschüssigen Leute ziehen jetzt dorthin, wo die Wüste entstanden ist, und jeder kann siedeln, wo er will, und Land haben, soviel er anbauen kann. Da werden die Leute wenig und der Krämer steht vor der Tür und sagt: ‚Kauft mir was ab, sonst gehe ich drauf!’ Und die Würste hängen über den Teller hinaus, so viele gibt es." (Blick in die Zukunft, 1. Auflage 1950) Für mich spricht dies eindeutig dafür, daß diese Fragmente erst nach 1950 zusammengebastelt wurden, nachdem sich Irlmaiers Prognose für 1950 als falsch herausgestellt hat ("Bekanntlich hat sich die Voraussage Irlmaiers über den Dritten Weltkrieg in bezug auf das Jahr 1950 nicht erfüllt."

Spricht nicht unbedingt gegen Irlmaier, sonder gegen seinen Verleger Adlmeier.
Natürlich waren beide keine Heilige und wollten mit den publizierten Büchern
auch Geld verdienen.

Schon komisch, auf was für Einzelheiten die Szene inzwischen kömmt: Vor zehn
Jahren war dies anscheinend noch niemanden aufgefallen.

Dennoch dreht sich alles um einen Mann mit Sehergabe, ohne dessen Adlmeier
die Bücher nicht veröffentlicht hätte. Auch das "Datum 1950" spricht eher
für Irli: Gute Seher sehen die Ereignisse unmittelbar zeitlich, obwohl sie
noch hundert Jahre entfernt sein können.

Wie gesagt, Adlmeier war schließlich kein Seher, sondern nur
geschäftstüchtiger Verleger. Da ihm für die Nachkriegszeit nichts
eingefallen war, verwendete er einfach wieder die "vollen
Würstles-Teller" des Wirtschaftswunders.

"Es mag spitzfindig sein, aber auch "Lateinamerika" statt "Südamerika" im Satz "In Asien, in Indien und Lateinamerika wird eine Hungersnot ohne Grenzen sein, die Menschen werden ausgerottet durch eine fremde Kraft" scheint mir eher aus der Phrasen-Schmiede eines kirchlichen Spendeneintreibers zu stammen als aus dem Mund eines bayrischen Brunnenbauers."

*Lol*, Du bringst es immer auf den Punkt. Da wurde wohl kaum etwas geschaut.
Sondern eher phantasiert.

"Wenn in den "Adlmaier-Jahren" nichts an prognostizierten Ereignissen
außer dem Tag X und der 3TF dokumentiert wurde, und man im angeblichen
"Kurier"-Text dann - rückblickend - Eckdaten der letzten 60 Jahre
abhaken kann, dann ist das ein seltsamer Kontrast.

Gruß
Ulrich"

selbst die 3tf steht bei Irlmaier auf der Kippe. Bekannten und befreundeten
Familien hat er z.B. von Papstflucht und 3tf überhaupt nichts erzählt.

Taurec schreibt auf der Quellenseite: "Von einem Freund Bernhard Bouviers
wurde die zensierte Textstelle angeblich überliefert. Der Freund behauptete,
jemanden zu kennen, der bei dem besagten Kurier gearbeitet habe.

Er wollte jedoch weder diesen Informanten preisgeben, noch den
Namen des Kuriers. Es besteht also keinerlei Sicherheit über die
Echtheit der Stelle. Sie lautet: „Gehet gerade den Weg, wenn Amerika
alles übernehmen will. […] Die Vier (Siegermächte) kommen nicht
überein. Die USA werden ab 1920 innerhalb von 95 Jahren untergehen
im Mahlstrom der Zeit. Es wird krachen.“

Solange dies nicht geklärt ist, ob diese Behauptung richtig oder falsch
ist, kann der Kurier nicht abgeschrieben werden.;-)

Herzliche Grüße,

Eyspfeil

000

Sagitta, Samstag, 07.06.2014, 02:00 vor 3612 Tagen @ Leserzuschrift (2548 Aufrufe)

Hallo Nullmark,

warum beschränkst Du Deine Kurier-Suche nur auf Deutschland? In Österreich gab's damals und gibt's wohl heute noch viel mehr Kuriere!? Ein Zeitunsbericht über den Hinterwäldler Irlmaier, an der Weser und in Wiesbaden vor 1950 erscheinend, das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. Die Vorgeschichte der Kurier-Abschrift (siehe die Überlieferung durch Mica) spielt sich im deutsch-österreichischen Grenzgebiet ab ...

Im übrigen wurde diese ganze Sache schon 2012 ausführlich auf diesem Forum hier diskutiert

https://schauungen.de/forum/index.php?id=15082

Und damals hat Taurec zwei Links auf die noch viel ausführlicheren Diskussionen im Jahr 2009 eingestellt

https://schauungen.de/forum/index.php?id=15111

Seinerzeit wurde sogar die Technikgeschichte des Kugelschreibers und des Tintenschreibers bemüht, um die Hintergründe der Abschrift zu erhellen. Und es wurden Anfragen in der Congress-Library in Washington gemacht - mit dem Ergebnis, dass andere Forscher dort offenbar lange vorher auch schon nachgefragt hatten ...

Der Forumsbeitrag, der die ganze Kurier-Geschichte ausgelöst hat, stammt gar aus dem Jahr 2002 und hat damals schon Befremden verursacht. Bevor man überhaupt irgendwelche Kuriere sucht, sollte man m.E. zuerst die Überliefungsgeschichte des Textes genauer recherchieren (bei Mica!). Und womöglich lässt sich der Kurier (wenn es denn überhaupt einer war?) eher noch identifizieren durch den Bekannten eines Bekannten von BB. Und selbst wenn der (nicht BB ...), 2013 im Altenheim gelandet, nicht mehr lebte, dann könnte man doch auf diesem Weg herausfinden, allein vom Ort her, um welchen Kurier es sich gehandelt hat - denn der Bekannte des Bekannten von BB arbeitete ja angeblich in der Redaktion jenes Kuriers ...

https://schauungen.de/forum/index.php?id=22843.

Ich bin der Meinung, dass diese Kuriertext-Abschrift schauungsmäßig völlig bedeutungslos und wertlos ist: 000. Das wird sich herausstellen im Jahr 2016, wenn es die USA immer noch geben - und nichts gekracht haben wird. Nachdem der Text seit 2002 auf dem Tisch liegt und in dieser Zeit nichts gebracht hat, wird man wohl noch zwei weitere Jahre warten können ...

Und was Irlmaier betrifft, so ist er meiner Meinung nach dermaßen fraglich, dass ihn dieser Text auch nicht mehr retten wird. Irlmaier, dessen Sehergabe für personengebundene Schicksale ich überhaupt nicht in Frage stelle, hat offenbar nur ungern über das allgemeingeschichtliche Schicksal gesprochen. Dafür wird er seine Gründe gehabt haben, und die sollte man respektieren. Wenn Irlmaier gewollt, gar gemußt, und wenn er tatsächlich gekonnt hätte, von 1950 aus die nächsten 70 Jahre korrekt vorherzusagen, dann hätte er es doch wohl selbst öffentlich getan. Und wenn er es nun eben unterlassen hat, warum soll man ihm dann irgendwelche Dinge aus der Nase ziehen? Wenn man das tut, dann ist man nicht besser als ein Adlmaier oder Bekh. Und wenn man sich bei der Analyse von Irlmaier auch noch auf deren Machwerke verlässt, dann begibt man sich freiwillig in den Sumpf. Bei mir gibt es keine Tonne, aber mit Irlmaier beschäftige ich mich nicht mehr.

Die letzte Herausforderung, die ich im Bereich der Schauungen sehe, sind die Feldpstbriefe. Mein Gefühl sagt mir, dass irgendwas mit ihnen nicht stimmt. Aber was?

Ich wollte noch nachtragen, dass ich Deinen Beitrag über die Brutsverwandten wertvoll fand - sowohl wegen den Hintergründen zum Giftgas als auch wegen den dort ebenfalls erwähnten "Todeseiern ohne Männer". Die haben wiederum mit dem Kurier-Text zu tun. Denn man muss sich konsequenterweise auch die Frage stellen, wie weit vor 2002 (reale Veröffentlichung des Kuriertextes), aber eventuell auch in den 1940er und 1950er Jahren schon unbemannte Flugzeuge bzw. Flugwaffen allgemein bekannt gewesen könnten, etwa durch Bilder in der Tagesschau oder Presse:

http://de.wikipedia.org/wiki/Fieseler_Fi_103#mediaviewer/Datei:Bundesarchiv_Bild_146-1973-029A-24A,_Marschflugk%C3%B6rper_V1_vor_Start.jpg

Schöne Pfingsttage!

Sagitta

Kurier - mögliche Quellen

mica, Montag, 23.06.2014, 13:56 vor 3595 Tagen @ Leserzuschrift (2152 Aufrufe)

Ein "Grüß euch!" in die Runde!

Mich erstaunt immer wieder mit welcher Vehemenz versucht wird, "Rudolf", dem Verursacher der Abschrift, Fälschungsabsicht zu unterstellen.

Aus Sicht der Quellenforschung ist es sicher schwierig den richtigen "Kurier" herauszufinden, war doch das Jahr 1945 - auch in Hinblick auf die Medienlandschaft voller Umbrüche.

Wie schon weiter unter jemand meinte: es muss sich um einen in der österreichisch-bayrisch Besatzungszone liegenden Kurier handeln. Rudolf lebte an der Demarkationslinie zur russischen Zone.

Der Wiener Kurier fällt aus, da er nur in Wien vertrieben wurde.

Da auch mir kein Original zur Verfügung steht - sollte es je eines im Besitz von Rudolf gegeben haben, was ich bezweifle, haben es die Erben unwissentlich entsorgt. (*)

Hier ein Zitat aus einem Wikipedia-Artikel (besser als nichts!), über die Medienlandschaft der Besatzungszonen:
Die US-Armee gründete am 30. Mai 1945 in Salzburg den Österreichischen Kurier, der nach drei Nummern am 7. Juni 1945 durch die (noch immer erscheinenden) Salzburger Nachrichten ersetzt wurde, sowie am 11. Juni 1945 die (ebenfalls noch erscheinenden) Oberösterreichischen Nachrichten, die am 23. Oktober bzw. am 8. Oktober 1945 an österreichische Herausgeber übergeben wurden. Die am 21. Juni 1945 gegründete Tiroler Tageszeitung wurde am 9. Juli 1945 an die in ihre Besatzungszone einrückende französische Armee übergeben. In der österreichischen Hauptstadt gründeten die US-Truppen schließlich mit dem 27. August den Wiener Kurier, „Herausgegeben von den Amerikanischen Streitkräften für die Wiener Bevölkerung“. Die Zeitung wurde zum 16. Oktober in eine Wochenzeitung umgewandelt und mit dem 2. Juli 1955 eingestellt. Zwei Tage nach der Einstellung der täglichen Erscheinungsweise wurde ersatzweise von österreichischen Eignern der Neue Kurier herausgegeben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Heeresgruppenpresse#Amerikanische_Heeresgruppenpresse

Somit war Rudolf am ehesten die Vorgängerin der Salzburger Nachrichten oder die der Oberösterreichischen Nachrichten bekannt!

Allerdings gab es den "Österreichischen Kurier" unter seinem Namen am 12.10.1945 gar nicht mehr; daher vermute ich, dass Rudolf den neuen Namen der Zeitung nicht übernahm, sondern nur "Kurier" statt "Nachrichten" aufschrieb.

Wa sich noch tun könnte - weshalb ich nicht eher drauf kam!?, im OÖ Landesarchiv nachzufragen, ob es dort noch Exemplare der jeweiligen Zeitungen zum fraglichen Tag gibt; hab dort eine guten Kontakt sitzen.

Das Archiv der jeweiligen Zeitungen wäre natürlich auch eine mögliche Quelle... ;-)

(*) Hätte er das Original besessen, hätte er es nicht kopieren müssen; das sagte ich aber schon früher.

Der Österreichische Kurier sah im Mai 1945 so aus:
[image]

Die neugegründeten OÖ Nachrichten sahen so aus:
[image]

LG
mica

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