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Der Untergang der Antike und christliche Frühzeit [+ Nachtrag] (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 16.11.2022, 13:27 (vor 527 Tagen) @ freudenthaler (889 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 16.11.2022, 13:53

Hallo!

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Das kommt davon, wenn man seine eigenen ideologischen Prämissen in die Geschichte hineininterpretiert.

Das Christentum wurde Staatsreligion, weil zu dieser Zeit die antike Kultur mit ihren indogermanisch-heidnischen Traditionen seelisch längst erloschen war. Ihre Institutionen wurden nur noch als leere Hülle von zugewanderten "Paßrömern" aufrechterhalten, nicht wenige derer ursprünglich aus dem Nahen Osten importiert wurden. Als sich im Osten des Römischen Reiches die magische Kultur der semitischen Völker mit ihren monotheistischen Schriftreligionen herausbildete, fand diese unter den seelisch gleichartigen Bestandteilen der mediterranen Mischbevölkerung regen Anklang. Vom Bodensatz der Gesellschaft herauf wurde der Bereich der einstmaligen europäischen Antike zu einem christlichen Ableger der jungen magischen Kultur umgewandelt, die von Christi Geburt an bis etwa zur Zeit der Kreuzzüge einen eigenen Hochkulturzyklus absolvierte. Die Eliten des Reiches vertraten und verbreiteten das Christentum nicht etwa aus einer kalten Ratio heraus, um formlose Massen zu manipulieren, wie man es von den alten römischen Eliten (die auf einem äquivalenten Stande waren wie unsere verlogenen Politiker) hätte erwarten können. Vielmehr glaubten sie, die neuen Herrscher, aufrichtig an die christliche Botschaft, wie auch die Bevölkerung aus aufrichtiger Empfindung der neuen Religion folgte. Deswegen wurden und blieben sie Herrscher des Römischen Reiches, nicht umgekehrt.

Mit dem Einfall der Germanen, die das Christentum allein aus politischem Opportunismus übernahmen, um im Reiche einen besseren Stand zu haben, zerfiel das auf weströmischem Boden zivilisatorisch wackelige Konstrukt und der Schwerpunkt des nunmehr kulturell umgewandelten Römischen Reiches wanderte in das die Kernlande der magischen Kultur umfassende Oströmische Reich, wo sich die Kultur, die dort ihren Mutterboden hatte, halten konnte. [Nachtrag: ] In Europa wurde das Christentum, innerlich wiederum zu einer faustischen Religion umgewandelt, von den keltischen/germanischen Völkern zwar mit dem oberflächlich selben Schriftgut, aber seelisch strukturell anders fortgeführt. Die Herrschaftsstrukturen der katholischen Kirche, die teils Elemente des römischen Staates übernahmen, sind in Wirklichkeit eine faustische Staatenbildung, die über Jahrhunderte wie die anderen europäischen Reiche eine im Grunde dynastische Politik betrieb, jedoch im Vehikel des christlichen Glaubens. Mir scheint, auf der verlinkten Seite soll dieser Herrschaftscharakter, der auch der Charakter jeder heutigen politischen Großströmung ist, weil es der auf die absolute Herrschaft zielende faustisch-abendländische Charakter ist, kritisiert werden. Auf die orthodoxen Christentümer trifft das schon nicht mehr zu.

Nachdem diese Religion auf vielen unwahren Prämissen und intellektuell hanebüchenen Konstrukten basiert, waren Selbstbetrug der Gläubigen und Betrug durch die Kirchenfürsten, stets Bestandteil dieser "magischen Nation" namens Christentum (wiewohl jede Kultur, jede Volksidee auf einem Mythos, einer großen Erzählung basiert, die man sich ungeachtet ihres objektiven Wahrheitsgehaltes immer und immer wieder erzählt). Aus der aufgeklärten, rationalistischen Kritik des späten Abendlandes, welche die Herrschaftsstrukturen erkannt und benannt hat, aber rückwirkend auf die Beweggründe der Kirchengründer Rückschlüsse zu ziehen, ist eher eine psychologische Projektion der eigenen Verfaßtheit auf andere Zeiten, die man innerlich aber nicht mehr versteht. Die eigene, kalte und nihilistische Ratio einer greisen Spätzeit, in der nichts mehr Bedeutung hat und alles wie ein Witz erscheint, einer vor Lebendigkeit und Enthusiasmus überquellenden Frühzeit überzustülpen, führt leider nicht zur treffenden Erkenntnis.

Gruß
Taurec

P.S.: Bitte die nach wie vor geltenden Forumsregeln beachten und z. B. anständig grüßen. :waving:


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