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Keine Ahnung von Geschichte (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 17.11.2022, 07:07 (vor 518 Tagen) @ freudenthaler (765 Aufrufe)

Hallo!

Man unterschätzt die große Zeitspanne eines exponentiellen Wachstums.

Es gab über zwei Jahrtausende kein exponentielles Wachstum. Das ist eine schlichte Fiktion des Seitenerstellers.

Da wird ein fiktiver, um nicht zu sagen fingierter (= lateinisch für "ausgedachter") Geldwert hypothetisch über 2000 Jahre nach oben gerechnet, um damit zu begründen, daß einen über den selben Zeitraum durchgängigen "Machtapparat" gäbe. Nicht einberechnet werden fundamentale historische Cäsuren: Der Untergang des Römischen Reiches, das "finstere Mittelalter", die Reformation, die Revolutionen zu Ende des 18. Jahrhunderts, Untergang der Monarchien, Aufstieg und Untergang gewaltiger Kulturen. Es ist schlicht nicht stichhaltig, über derartige Zeiträume eine ideologische Kontinuität zu vermuten, wenn sich die kulturellen Grundlagen, seelischen Verfaßtheiten der Bevölkerungen, Interpretationen schriftlich fixierter Glaubensinhalte, Weltempfinden und Weltanschauungen grundlegend geändert haben. Die Kirche ist heute nicht mehr die selbe, die sie vor 1700 Jahren war. Sie ist auch nicht mehr dieselbe, die sie vor 200 Jahren war.

Aber solche historischen Feinheiten sind dem Ersteller dieser Seite, der sich offenbar die gesamte Wirklichkeit nur platt materialistisch vom Gelde her vorstellen kann, mit Geld als Triebfeder aller Ereignisse, wohl nicht zu vermitteln. Entsprechend seiner oberflächlichen Natur verwechselt er Glauben mit organisierter Religion, sieht in ersterem nur eine Vorspiegelung der letzteren zum Erhalt einer hohlen, völlig selbstbezwecklichen Macht, die nichts tut, außer um ihrer selbst willen da zu sein, und auch nichts will.
Gleichwohl die Kirche heute sicher kaum noch etwas besitzt, das es vor 2000 Jahren gegeben hat, und auch "Geldwerte" sich nicht so einfach von einem untergegangenen Kulturkreis in einen anderen "übertragen" lassen, hat die Kirche gewaltige Reichtümer angehäuft. Dieses Kapital fließt aber heute in ganz andere Verwendungen als vor 200 Jahren, als die Kirche noch die Form einer sich selbst erhaltenden Kultur war, als deren Teilakteur sie eine in ihrem Sinne konservative Machtpolitik betrieb (durchaus im Widerstreite zu anderen). Heute hingegen ist sie, nachdem sie durch die Ökumene eine innere Revolution vollzogen hat, die ein Spiegelbild der liberalen, demokratischen Revolution der Gesellschaft ist, Teil einer die Grundlagen der abendländischen Kultur verleugnenden Abrißbewegung geworden, die das weitgehende Gegenteil der alten Kirche ist, selbst wenn sie sich vordergründig auf die selben Schriften beruft (die aber konträr interpretiert werden). Damit ist sie völlig im Zeitgeist und tut nur das, was der gesamte westliche, vom Todestrieb begeisterte zivilisatorische Apparat des Abendlandes tut.

Der Ersteller der Seite kennt aber nur seine eigene Welt, kennt nur die spätrationalistische, nihilistische, materialistische, wirtschafts- und geldversessene Gegenwart mit ihren stumpfen, letzten Menschen, derer er selbst einer ist. Von Geschichte hat er keine Ahnung. Daher liest er seine seichten Ideen in Zeiten hinein, zu denen ihm nicht nur Fachwissen, sondern aufgrund seiner eigenen Wurzel- und Identitätslosigkeit wohl auch jegliches Empfinden fehlt. Rückwirkend konstruiert er sich so eine zweitausendjährige Verschwörung mittels eines Geldarguments, die er dem einzigen Akteur andichtet, dessen äußere Organisationsstruktur er über diese Zeitspanne fassen kann (ohne die Änderung der Inhalte dieser Struktur erfassen zu können).

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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