Die zweite Schauung von Birger Claesson - Qualitätsmerkmale (Schauungen & Prophezeiungen)

Frank Zintl @, Lund, Mittwoch, 27.03.2019, 11:48 (vor 1857 Tagen) (889 Aufrufe)

Hallo Leute

Auf Taurecs Wunsch schreibe ich jetzt mal was zur zweiten Schauung von Birger Claesson, einen künftigen Angriff eines nicht genannten Feindes auf Schweden betreffend.

Birger Claesson hatte drei Schauungen. Von der ersten wusste ich bis vor kurzem nichts. Die erhielt er vor dem zweiten Weltkrieg, und ihm wurde mitgeteilt, dass Schweden anders als seine Nachbarländer vom zweiten Weltkrieg verschont bleiben würde.

Die zweite Schauung ist hier in der Bibliothek in meiner (!) Übersetzung, die ich vor fast 20 Jahren erstellt habe. Darin ist der Feind nicht benannt. Aber in der dritten Schauung, die nur Kämpfe in Nordschweden beinhaltet, ist klar von Russen die Rede. Die zweite und die dritte Schauung gehören zusammen. Die dritte Schauung führte damals zur Enttarnung russischer Spione.

Die zweite Schauung enthält die vielen Einzelheiten über einzeelne Operationen des Feindes.

Qualitätsmerkmal 1:

Das Absetzen von Fallschirmjägern in Nordschweden bei Härnösand. Als Ort ist Veda genannt. Wo liegt Veda ? Es liegt an einem wunderschönen Küstenabschnitt, der Höga Kusten genannt wird. 1950 war Veda ein kleines Fischernest. Seit den 90-ern führt bei Veda eine Autobahnbrücke, die Högakustenbron, über den Ångermanälv. Sie ist heute Teil der wichtigste Strassenverbindung zwischen Nord- und Mittelschweden. Ein Angreifer würde diese Brücke unzerstört in die Hände bekommen wollen. Daher die Fallschirmtruppen. Claesson konnte das 1950 nicht wissen.

Qualitätsmerkmal 2:

Der Text schildert die Vernichtung einer feindlichen Flotte in den Stockhlmer Schären. Claesson war zum Zeitpunkt seiner Schauung mit den komplizierten örtlichen Verhältnissen der Schären nicht vertraut, er wohnte in Kumla bei Örebro im Inland.
Der Ort der Vernichtung der feindlichen Schiffe ist genau bezeichnet: " Oxdjupet". Auch ist ein winziges Inselchen mit dem Namen "Brödstycket" erwähnt. Den Namen dürfte kaum jemand kennen. Sucht man diese Stellen auf der Seekarte, dann findet man Folgendes:

Es gibt für Schiffe 2 alternative Fahrtrouten von der Ostsee nach Stockholm. An einer einzigen Stelle vereinen sich beide Fahrrinnen zu nur einer: im Oxdjupet. Das ist eine mehrere Kilometer lange Engstelle zwischen zwei grossen Inseln. Die Tiefe reicht - dort fahren täglich die Finnlandsfähren durch. Aber eine Feindflotte muss, um dort durchzukommen, mehrere Kilometer in Kiellinie fahren. Das Inselchen Brödstycket liegt nahe dem nördlichen Ausgang der Meerenge, wo die Fahrrinne einen weiten Bogen macht. Schon vor langer Zeit wurde deshalb am südlichen Ende der Meerenge eine Küstenartilleriefestung gebaut: Oskar Fredriksborg. Von dort konnte man die gesamte Fahrrinne bis zum Brödstycket unter Direktbeschuss nehmen. Heute sind die Geschütze abgebaut, weil man heute Lenkwaffen enutzt. Aber nach wie vr ist dieser Abschnitt der einzige, wo die Verteidiger genau wissen, wo ein Angrreifer durch MUSS.
Ich habe diese Angaben selbstverständlich selbst mit guten Landkarten überprüft. Es stimmt genau.

Qualitätsmerkmal 3 - schwerer zu vermitteln:

Alle beschriebenen Angriffsoperationen folgen der inneren Logik der vorhandenen Transportwege und Geländehindernisse. So greift die Invasionsarmee von Västervik Stockholm nicht direkt von Südwesten her an, weil da der tiefe Einschnitt des Södertälje Kanal überwunden werden müsste. Stattdessen macht der Feind ein weites Umgehungsmanöver, um Stockholm auf der Landseite weiträumig vom Hinterland abzuschneiden.

Ich erspare mir dazu Einzelheiten. Das müsste ich an der Karte erklären.

Zu Zeit von Claesson, als Schweden eine starke Verteidigung hatte, wäre das nicht durchführbar gewesen, aber durch die Abrüstung der letzten 3 Jahrzehnte haben sich grosse Lücken geöffnet, und genau in diese Lücken plaziert Claessons Schauung die meisten Kampfhandlungen. Wo keine Lücken sind und der Feind trotzdem angreift, wird er aufgehalten, wie z.B. hier in Schonen bei Hässleholm durch die hier bei Revingehed stationierte Panzerbrigade.

Frank


Gesamter Strang: