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Stormberger, Mühlhiasl, Ried (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 21.07.2009, 20:53 (vor 5393 Tagen) @ Mirans (8291 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 30.08.2017, 14:41

Hallo!

Mühlhiasl ist nicht identisch mit Stormberger.
Über den Mühlhiasl gibt es nur Legenden und keine Angaben zur Person ließen sich verifzieren (Taufbücher, Sterbematrikel, etc.). Reinhard Haller konnte beim Stormberger zumindest nachweisen, daß in einer Rabensteiner Glashütte 1766 mal ein "Starnberger" gearbeitet hat. Der Name hat sich vermutlich mundartlich zum Stormberger weiterentwickelt.
Mühliasl und Starnberger haben aber nichts miteinander zu tun.

Mühlhiasl ist auch nicht identisch mit Matthias Lang. Letztgenannter ist zwar geschichtlich nachweisbar, sein Lebenslauf entspricht jedoch nicht dem über Mühlhiasl berichteten. Haller konnte sogar nachweisen, daß in Dokumente über Matthias Lang nachträglich das Wort Mühlhiasl hineingefälscht wurde, um Mühlhiasl einen geschichtlichen Hintergrund anzuhängen.

Es gilt:
Mühlhial ist ein Name mit erfundener Geschichte, die sich keiner realen Person zuordnen lassen.
Matthias Lang hat gelebt, ist jedoch kein Seher gewesen.
Ein Starnberger oder Stormberger hat gelebt. Es ist jedoch nicht sicher, ob er mit dem Propheten Stormberger identisch ist, bzw. ob ihm zumindest Aussagen angehängt wurden.

Reinhard Haller hat einige alte Handschriften mir Stormbergerprophezeiungen gesammelt. In keiner kommt jedoch Ried vor.

Die Bodenmaiser Handschrift (zwischen 1780 und 1820):

„Denkwürdige Prophezeiung von dem alten Starnberger Hütter in Rabenstein. Meine lieben Leute, sagte dieser. Wenn ihr wissen würdet, was in der Zeit in hundert Jahren vorbei geht, so würdet ihr euch verwundern. Es werden an allen Orten neue Einrichtungen da sein. Doch die alten werden viel besser sein. Die alte Kleidertracht wird abkommen und in allen Städten wird es auf die neue Art sein. Der Bürger wird sich von dem Bauern und der Edelmann von dem Bürger nicht mehr kleiden können [in der Kleidung nicht mehr unterscheiden] und die alte wird sich in eine Bauern- und Narrentracht verändern. Die Weibsbilder werden sich in ihren Schuhen gebaren wie die Ziegen oder Geißen und dabei wird die gescheckerte Tracht hoch geachtet werden. Weiters werden hier im Wald große Häuser wie Paläste gebaut werden und mit der Zeit wieder zu nichts werden, sogar daß in manchen Füchse und Hasen ihr Jungen darin aufziehen und die Leute werden sich verlaufen ohne Hunger und ohne Sterb, es werden auch die großen Herren in die wilden Wälder kommen und selbe besichtigen.
Und danach wird es aber nicht mehr gut werden. Es wird in Zwiesel ein großes Gebäude gebaut werden und dabei wird auch viel Verwunderung sein. Dieses wird aber nicht lange dauern und wird wieder zu nichts werden. Lieber Freund, so rede doch weiter, und wenn ich schon reden würde, so würde man es mir nicht glauben und der Hochmut wird in allen Städten einreißen und kein Mensch wird mehr nach seinem Stand leben. Danach wird sich ein großer Krieg erheben und wird aufwärts gehen und wird viel Blut und Leute kosten. Der Bayernfürst wird zwar nicht kriegen [Krieg führen] und doch sein Land mit lauter Durchzügen sauber verderbt werden. Dieser Krieg wird eine lange Zeit dauern. Danach geht es auf einmal zügig [wörtlich: zu rich] und wird übel ausschauen. Ein Strom neben dem Böhmer Wald wird bleiben, wo man den größten Sturm mit drei Laiben Brot überleben kann, wenn man es hat. Wenn aber einer im Laufen aus der Hand fällt, so laß ihn liegen, es genügen zwei auch und wer neben dem Donauer Strom eine Kuh findet, der soll man eine silberne Glocke umhängen und die Leute werden sich verlaufen, Hunger und Sterb, wohin sie dann laufen. Ihr Narren in den guten Ländern, die in dem Krieg öd geworden sind und wo niemand mehr da ist. Danach erst werden eure Häuser zu Fuchs- und Wolfshütten werden. Hernach wird wiederum eine Liebe des nächsten unter den Menschen gehalten werden und was es noch gibt, so wird es durchaus besser werden. Es wird sich unter der Zeit eine große Teuerung erheben und wenn alles am höchsten gestiegen ist, danach wird es auf einmal fallen und wird schlecht geachtet sein. Es wird auch eine neue Liebe des Nächsten unter den Menschen sein. Wer es aber überlebt, der muß einen Eisenkopf haben. Ich überlebe es nicht. Gott, gib es, daß ich es nicht überleb! Aber ihr, meine Kinder, könnt es überleben. Danach werden neue Straßen durch wilde Berge und Täler gemacht werden, daß man es auf zwei Stunden weit sehen kann und an allen Orten große Aufgänge angeworden werden. Wer nur die Zeit überlebt. Hernach wird es wieder gut werden und hernach werden die Leute wieder froh sein, wenn eines das andere sieht, und de Leute werden so wenige sein, daß man es leicht zählen kann. Die Geistlichen werden schlecht geachtet sein und der katholische Glaube wird viele Feinde haben. 1706. Andre Schweickl.“

Die Tittlinger Handschrift (um 1840):

„Prophezeiung von dem Andreas Starrenberger, Viehhirt und Aschenbrenner zu Rabenstein bei Zwiesel:

1. Oh! Ihr Leute, wenn ihr wüßtet, was sich in Hundert Jahren zutragen wird, so würden viele Leute sich nicht zu leben verlangen.
2. Es wird sich bald in Bayern ein Krieg erheben, der wird an vielen Orten Armut und Elend zurichten. Nach diesem Krieg werden etliche bessere Jahre kommen.
3. Nach diesen Jahren wird eine große Teuerung werden, da wird der arme Mensch viel Not leiden müssen und wird sein Leben hart durchbringen. Nach dieser Teuerung wird wieder eine gute Zeit werden.
4. Dann wird sich die Hofart bei den gemeinen Leuten einschleichen. Man wird Farben an den Kleidern sehen, die noch niemand gesehen hat, solang die Welt steht, dem Waldwurm endlich. Man wird den Bauern nicht von dem Bürger, den Bürger nicht von dem Edelmann und die Magd nicht mehr von der Frau erkennen.
5. Es werden die Menschen nicht mehr ohne Dach auf der Straße gehen.
6. Es wird in Zwiesel ein großes Gebäude aufgeführt werden, das wird viel Mühe und Geld kosten, wird aber nicht lang dauern, wird bald vernichtet werden.
7. Es werden in die wilden Waldungen viele Häuser und Paläste eingebaut werden, daß Fürsten und große Herren darin wohnen könnten.
8. Dann wird sich ein großer Krieg gegen Niedergang der Sonne erheben, da wird viel Geld, Leute und Blut vergossen werden, ganze Länder verwüstet und wird lange dauern.
9. Danach wird eine Teuerung werden und der Arme wird nicht wissen, wie er sein Leben durchbringen muß.
10. Nach dieser Teuerung wird alles recht wohlfeil werden. Dabei wird bei dem kleinen wie bei dem großen Stande die Hofart und der Übermut überhand nehmen und der arme Mensch wird recht schlecht geachtet sein.
11. Es werden große Herren in die Waldungen kommen und werden alles durchsehen und durchmessen. Dann wird es nicht mehr gut sein für die armen Menschen.
12. Es werden im Wald zwei auf einem Stock sitzen, wird einer dem anderen nicht trauen dürfen.
13. Auf den hohen Bergen werden Freudenfeuer brennen, daß man in einem Tal viel zählen kann.
14. Es werden durch die Waldungen weiße Straßen gemacht werden, daß es die Leute auf eine Meile weit sehen können.
15. Der katholische Glaube wird sich fast gänzlich verlieren. Die Geistlichkeit wird recht schlecht geachtet sein. Sie werden nach ihrer Lebensart keine Achtung verdienen, wenige gute Christen wird man unter den Leuten finden. Vom Adel bis zu den geringsten Tagelöhnern werden die Gebote Gottes nicht mehr geachtet werden. Man wird die größten Ungerechtigkeiten für keine Sünde haben.
16. Bei dem Glaubenverlöschen wird sich auch Liebe des Nächsten ganz verlieren. Man wird die Gerechtigkeit wenig mehr schätzen, dem Armen wird selten mehr Recht gesprochen werden und er wird schlechter als ein Hund geachtet sein.
17. Es werden die großen Herren Sachen befehlen, wo alle darüber lachen und spotten, und dem gemeinen Volk zur Last sein.
18. Nach diesem wird sich im gemeinen Volk die Lauigkeit einschleichen und werden sich über die Herren aufwerfen und werden sie überall verfolgen. Es werden sie in der Bauern Kleidung in die Wildnis verkriechen und man wird sie an ihren Händen erkennen und sie werden in der Wildnis nicht sicher sein.
19. Nach diesem wird sich ein Unheil erheben, daß es zu bedauern sein wird. Da wird keine Ordnung mehr herrschen unter den Leuten, es wird niemandem das seinige mehr sicher sein, eines das andere zu Grunde richten auf eine kurze Zeit. Wenn einer mit drei Laiben Brot davon laufen, würde und er wird einen im Laufen verlieren, hat er es nicht nötig, daß er zurück laufe, es genügen ihm zwei auch.
20. Wenn aber am ganzen Donaustrom einer eine Kuh noch findet, so ist sie es wert, daß ihr der Eigentümer eine silberne Glocke anhängt.
21. Nach dieser Rebellion werden nur die Leute bleiben nach der Waldung, soweit das Forellenwasser läuft. Nach diesem werden die Leute der Waldung in die Länder ziehen ohne Hunger und Sterb und die eingebauten Häuser in den Wäldern den Füchsen zur Wohnung werden.
22. Nach diesem Verlauf wird es ein Wunder sein, wenn man noch zwei oder drei Herrscher miteinander gehen sehe. Nach diesem wird die Nächstenliebe wieder werden und wer es überlebt, der hat wieder eine gute Zeit zu hoffen.
Ich danke Gott, daß ich mein Leben beinahe vollendet habe und mein Alter
sich auf 105 Jahre geworden bin und ich sehe, daß mein Leben nicht lange dauern werde. Ihr meine Kinder erlebt das größte Unheil nicht, ihr meine Enkel erlebt es auch nicht, aber der dritte Stamm, der kann es leicht erleben.“

Die Rabensteiner Handschrift (Ende des 19. Jahrhunderts):

„Die Sturmberger Prophezeiung Anno 1706. Josef Kopp, Josef Artinger.

Die würdige Prophezeiung von dem alten Sturmberger Aschenbrenner und Hütter in Rabenstein. Meine Lieben Leute, sagte dieser, wenn ihr wissen würdet was in der Zeit von 100 Jahren vorbeigehen wird, so würdet ihr euch verwundern! Es werden allerhand Steuern eingerichtet werden, denn die Alten werden viel besser sein, die alte Kleiderpracht abkommen und in allen Städten eine Neue sein. Dann wird man den Bauern von den Bürgern und den Bürger von dem Edelmann nicht mehr unterscheiden können; und der Adel wird sich in eine Bauerntracht verändern. Die Weibsbilder werden sich mit ihren Schuhen gespüren wie die Ziegen oder Geiß und dabei eine geschickliche Tracht hochachten. Weiters es werden hier in Walde große Häuser als wie die Paläste gebaut und mit der Zeit wieder zu nichts werden. Ja sogar das in manchen Hasen ihre Jungen aufziehen und die Leute werden sich verlaufen ohne Hunger und Sterb. Es werden die großen Herren in die wilden Wälder kommen und selbe besichtigen. Ja sogar es werden 2 Jäger auf einen Stock sitzen; dann wird es nicht mehr gut sein. Es werden von den großen Wäldern alle Flüsse und Bäche sichtbar geräumt es wird das Holz eine große Teuerung bekommen daß es die armen Leute unmöglich mehr kaufen können; es werden an den Flüssen viele Gebäude und Fabriken gebaut werden und diese Sachen in fremde Länder gebracht werden; aber es wird gar nicht lange dauern; es wird bei Zwiesel ein großes Gebäude gebaut werden; und es wird dabei eine Verwunderung sein, wer selbiges sieht. Wird aber nicht lang dauern und wird wieder zu nichts werden. Lieber Freund! So rede doch weiter, wenn ich schon rede, so werdet ihr mir nicht glauben. Der Hochmut wirt in allen Städten einreißen und kein Mensch wird mehr nach seinen Stand leben, danach wird sich ein großer Krieg erheben und wird aufwärts, dann wird es viel Blut und Geld und Leute kosten der Landfürst wird zwar nicht Kriegen; es wird doch sein Land durch lauterer Durchzüge verdorben werden. Dieser Krieg wird eine lange zeit dauern; danach geht es auf einmal zurück und wird übel ausschauen. Ein Striegel neben den Böhmer Wald wird bleiben wo man den großen Rummel mit 3 leib Brod überleben kann wen man eins hat. Wenn im Laufen im einer aus der Hand fällt der soll ihn liegen lassen es reichen zwei aus. Wer neben dem Donaustrom eine Kuh findet der soll ihr eine silberne Glocke anhängen, und die Leute werden sich verlaufen ohne Hunger und ohne Sterb. Ja wo laufen sie den hin? O ihr Narren in guten Ländern, die in diesen Krieg tot geworden sind und niemand mehr da ist, danach werden erst neue Hauser zu Füchsen- und Wolfshütten werden. Dann wird wieder eine Liebe des Nächsten untern den Menschen gehalten werden und was es noch gibt wird durchaus besser werden. Es wird sich unter dieser Zeit eine große Teuerung erheben und wenn die Sache aufs höchste gestiegen ist, danach wird es auf einmal fallen und schlecht geachtet sein es wird eine neue Liebe des Nächsten unter den Menschen sein. Wer es überlebt muß einen eisernen Kopf und eiserne Hände haben. Ich erlebe es nicht. Gott gebe es daß ich es nicht überlebe. Aber ihr meine Kinder könntet es überleben.
Es werden auch vorher weiße Straßen in wilde Berge und Täler gemacht werden, daß man sie auf 2 Stunden sehen kann. Und an allen Orten Aufwand angewendet werden und die Leute werden froh sein, wenn eins das andere wieder sieht und wer noch von einem Bekanten hört, denn die Leute werden so wenig werden daß man es leicht zählen kann. Man wird nicht wissen wie sie umgekommen sind. Es wird die Geistlichkeit schlecht geachtet werden. Der katholische Glaube wird viele Feinde haben und wird so klein werden daß man ihn mit einer Geißelschnur umhauen kann.
Wenn aber einmal die umgekehrten Köpfe aufkommen, das wird das Letzte sein. Wenn einmal rote und weiße Hüte getragen werden und die alte Kleidertracht wieder aufkommt und die Geistlichen sehr strenge Buße predigen dann versichere ich es Euch, daß es bald zum Trümmern geht. Es werden verschiedene Himmelszeichen gesehen werden, aber die weltlichen Herren werden wenig daran glauben und sagen das sind Blindgänge. Es wird aber Gott seine Rute ausstrecken über das unheile Volk der Welt.
Wenn noch hie und da ein guter Christ ist, den wird man verspotten und verlachen. Und die Nächstenliebe wird ganz ausgerottet werden, daß der Vater den Sohn und der Sohn den Vater nicht mehr trauen darf.
Das hat der Hüttenmeister Lukas Jakob aufgeschrieben Anno 1706.“

Darüber hinaus gibt es noch eine weitere Handschrift aus Bodenmais und eine aus Frauenau, die sich jedoch nur unwesentlich von obigen unterscheiden.

Ich habe auch mal die von Reinhard Haller aufgezeichneten mündlichen Stormbergerfragmente überflogen, obwohl diese aufgrund der Verzerrungen durch die mündliche Weitergabe über Jahrzehnte und Jahrhunderte eigentlich unerheblich sind. Im Grunde sind es nur Weiterentwicklungen der Handschriften und Vermischungen mit der nach 1923 (Erstveröffentlichung durch Landstorfer) entstandenen Mühlhiasllegende. Auch darin tauchte das Wort "Ried" nicht auf. Bei Mühlhiasl übrigens auch nicht.

Auf welche Quelle beruft sich Berndt?

Abgesehen davon heißt es "im Ried", nicht "in Ried". Ich halte das schlichtweg für ein anderes, in Süddeutschland heimisches Wort für Moor oder Rohdungsbereich (Rohd -> Ried). Mit dem Ammersee hat das wohl nichts zu tun.

Quellen:
Haller, Reinhard: Matthäus Lang 1753 – 1805 genannt „Mühlhiasl“ Vom Leben und Sterben des „Waldpropheten“. Grafenau 1993.
Haller, Reinhard: Der Starnberger, Stormberger, Sturmberger. Propheten und Prophezeiungen im Bayerischen Wald. Grafenau 1976.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


Gesamter Strang: