Interessant, aber unzureichend aufgrund Mängel erster Ordnung (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

rauhnacht, Donnerstag, 09.11.2017, 19:44 (vor 2365 Tagen) @ Leserzuschrift (2428 Aufrufe)

Hallo Mitleser,

recht interessiert habe ich mir Ihr Erklärungsmodell angesehen und konnte so ganz grundsätzlich da durchaus mit.
Allerdings habe ich dann festgestellt, dass der Vorwurf zu „einseitiger Betrachtung“ (von Wissenschaft zu reden, widerstrebt mir in diesen Bereichen sowieso) beim Lesen zwischen Punkt 4 und 5 in mir ebenso Ihnen gegenüber auftrat.

In Punkt 4 beschreiben Sie die Lichtwahrnehmung und erklären dies mit dem Wechsel des Lichtes bei der Geburt.
In Punkt 5 benennen Sie die „liebevollen sprechenden Lichtwesen“ als die Eltern oder sonstig sorgender Personen. (Nette kognitive „phantastische“ Vorstellung!)

Da fehlt, und zwar massivst, die Kälte als Reiz! Aus c. 37 Grad Umgebung einen plötzlichen Absturz in Kältezonen entspricht so ungefähr dem Sprung aus 20 Grad Frühlingswetter in 5 Grad kalten Gewässern. Uh, da würde selbst mein Hirn unvergessliche Bilder produzieren.

Dann fehlt: der Luftmangel, Erstickungsymptomatik, die ich beim grad Geborenen keineswegs in bewusste Bereiche verorte, sondern ebenso als : massiven Reiz
Schon genial, wie das so eingerichtet ist. Wahrnehmung: Irgendwas passiert da: etwas existentielles fehlt und aus Impuls gibt es den ersten Atemzug. ( Im übrigen bekommen die Kinder, die das auf Anhieb hin kriegen dafür hohe Apgar- Punkte, die, die da noch ein bisschen vor sich hin dämmern, bekommen da schon die erste schwächelnde Zensur ihres Lebens.)
Überaus faszinierend ist auch, dass dieser Reiz und das eingegebene „richtige“ Verhalten so stark angelegt ist, dass man Babys etliche Monate ins Wasser schmeißen kann und diese zuverlässig zwischen Luft und Wasser unterscheiden und unter Wasser nicht atmen. Wie genial ist das denn?

Dann fehlt noch die Enge, Platzmangel und dann plötzliche, durchaus erschreckende „Unbegrenztheit“. Ein Körperreiz, der vormaligen Begrenzung und Enge in ------nichts umgibt mich, ist massives Erleben. Da wir ja vorstellerisch begabt sind: Das fühlt sich einen Moment so an, als würden wir in sämtliche atomare Einzelteile explodieren.

Ein bisschen denke ich auch noch an die gewohnte Außenbewegung, darum beruhigen sich Babys, wenn sie geschuckelt werden. Die merkwürdige Empfindung von Hunger oder Durst, wo diesen nichts anderes übrig bleibt, wie zu schreien.


Wo bitte, sind denn all diese massiven Reize im Erklärungsmodell ?

Antwort: Die fehlen, weil die Argumentation und der Gedankenweg EINSEITIG aufgezogen wurde!

Für die meist benannten Nahtodeselemente haben Sie rum gegraben und Begründungen gefunden und dann uneleganter Weise die Gegenprobe schlicht weg gelassen.
Wäre Ihre These schlüssig, müsste es zwingend aus mindestens drei weiteren überaus starken körperlichen Reizen in Nahtodeserlebnissen Bilder geben. Diese gibt es aber nicht!


Die nette „phantastische“ Vorstellung im Nacherleben versorgende Personen als „Lichtgestalten“ zu erklären, ist auch überaus unsauber konstruiert. Kein Neugeborenes erklärt sich die Welt kognitiv, darum kann es dazu keine gedachte oder AUCH gefühlte Erinnerung in diesem Stil geben.
Geborgenheit gibt es für Babys nur für Momente, im nächsten fühlt es sich aus Durst, Kälte, Schmerz oder, oder unwohl bis schrecklich. Dass die „Lichtgestalten“ diese Plagen lindern, ist eine Erfahrung über Jahre und wird schon beim beginnenden Trotz gebrochen.

Fazit: Ihre These ist allzu einfach und aus einseitiger Begründung geboren.


Was ich ein bisschen schade finde, denn grundsätzlich sollte man die Vielfalt und Übersprungstendenzen unseres Bewusstseins im Gehirn verortet, nicht unterschätzen.

Mit freundlichen Grüßen
Rauhnacht


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