Re: Arbeitslosigkeit in der BRD

Geschrieben von NoPasaran am 01. Februar 2005 13:35:01:

Als Antwort auf: Arbeitslosigkeit in der BRD geschrieben von Tecumseh am 31. Januar 2005 16:12:55:

Hallo Chief,

ich bin zwar kein Betriebswirt , aber dazu sagen kann ich schon was, dreierlei:

Erstens ist das eine zwangsläufige Folge der technischen Entwicklung: Die Produktivität steigt durch den Einsatz von Maschinen, wo früher zehn Leute etwas zusammenschraubten/löteten/schweißten, genügt heute einer, der die Schraub/Löt/Schweißroboter überwacht. Das wär' an sich ja kein Fehler, weil das die Maloche minimieren könnte - lediglich, die Verhältnisse, die sind nicht so.

Zweitens liegt, imho ('v' as in 'very'), der grundlegende Fehler, der die Wirtschaft zu dem Ungeheuer macht, das sie momentan ist, in unserem Geldsystem. Auf die Gefahr hin, daß Sister Bonnie und Our Information-Technological Granny ('tschuldigung, Tag der spitzen Zunge) jetzt wieder auf die Barrikaden gehen: Bitte hier nachzulesen, wenn's geht, der Link ist nicht gegengecheckt, weil Heise offenbar schon wieder Serverprobleme hat, hatten sie gestern schon. Ich hab' dazu das gepostet, im darauf folgenden Diskussionsthread steht einiges zum Thema. Außerdem hier, Menge weiterführendes Material.

Die Tatsachen des Geldsystem-Problems und des Produktivitätszuwachses durch Technik potenzieren sich übrigens gegenseitg, weil Technik mehr Kapitaleinsatz bedingt als Leute, die arbeiten, und dadurch die Wirkung der Geldsystemproblematik stärker zur Wirkung kommt.

Drittens schließlich ist es imho so, daß das, was allgemein Wirtschaftswissenschaften genannt wird, in Wirklichkeit, auf's Große gesehen, als Wissenschaft getarnte Ideologie ist, und zwar eine der ausbeuterischen Art. Ich mein', der Seier, den zum Beispiel Herr Hans-Werner Unsinn vom ifo-Institut absondert, das ist schon jenseits der Schmerzgrenze.

Es ist einfach so, daß eine sehr, sehr kleine Clique von Leuten - ein paar Tausend vielleicht, weltweit - diesen Planeten auslutschen wie eine Himbeere, und alles, was ausgelutscht ist, wegschmeißen wie eine volle Mülltüte. Das mag links und antikapitalistisch und kommunistisch und überhaupt nach Achse des Bösen klingen, aber das ist schlicht und ergreifend so, und ich sehe nicht, wie man das noch stoppen könnte, das geht volles Rohr krachen. Frage an Radio Eriwan: Vielleicht versteh' ich da ja was nicht, aber einerseits heißt es immer, daß der Kapitalismuns bereits am Angrund stehe, andererseits heißt es aber auch, daß wir dabei sind, den Kapitalismus zu überholen. Wie geht das zusammen ? Antwort von Radio Eriwan: - - - - (umpf ...).

Noch einer: Fällt einer in den Brunnen. Die oben schauen runter, rufen: "Hallo !", und von unten kommt: "Ja !", die oben: "Lebst noch ?", der unten "Ja !", die oben: "Hast dir was 'brochen ?", der unten: "Nein !", die oben: "Dann komm' wieder rauf", und darauf der unten: "Geht net, ich fall' noch .....".

Das ist in etwa die Situation der Weltwirtschaft. Ein Pyramidenspiel kurz vor dem Zusammenbruch.

Und den Damen und Herren Politikern bleibt nichts anderes übrig, als brav mitzuspielen, denn täten sie das nicht, wären sie relativ bald weg vom Fenster. So geschehen mit Mossadegh im Iran, mit Allende in Chile - wobei ich nicht sagen will, daß dessen Versuch zu besseren Ergebnissen geführt haben müßte, aber der kam ja gar nicht soweit -, die Liste der eines nicht natürlichen Todes gestorbenen Politiker im Zusammenhang mit Machinationen, an denen die CIA beteiligt war/ist, ist hübsch lang, bis hin zu Aldo Moro. Es kotzt mich an, Chief, es kotzt mich allen Ernstes an, und zwar gewaltig.

Merksatz: Kapitalismus und Demokratie schließen sich auf etwas längere Sicht gegenseitig aus. Um's klarzustellen: Der kommunistische Gegenentwurf ist ebenfalls glorios gescheitert, denn auch er hat nicht dort angesetzt, wo das eigentliche Problem leigt: Am Geldsystem.

lg NoPasaran


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