Würde einer Rentnerin
Geschrieben von Bonnie am 13. Februar 2006 13:12:11:
Als Antwort auf: Re: Müntefering will Hartz IV für junge Arbeitslose kürzen geschrieben von AlexP am 13. Februar 2006 11:52:43:
Hallo Alex,
ja, ich habe mir auch noch mal den Artikel durchgelesen. Gelacht habe ich nicht mehr, das Lachen ist mir vergangen.
Das Leben der Dame sah also so aus: Sie war anscheinend verheiratet, hat 4 eigene Kinder und 17 Pflegekinder. Sie bekommt jetzt 1000 Euro Rente, wovon 700 Euro für eine Wohnung in München Schwabing draufgehen. Bleiben 300 Euro für Essen, Sonstiges, Katzenfutter, Wellensittichfutter, Friseur und Schminke. Da es nicht langt, geht sie einmal die Woche zur "Münchner Tafel".Sie hat nur Minijobs gehabt und wahrscheinlich auch nicht durchgängig und demensprechend wenig eingezahlt. (Mona-Lisa-Text: "hat IMMER eingezahlt") Mit 4 Kindern und 17 Pflegekindern (!!) hat man nicht viel Zeit. Ich nehme an, das Gros ihrer Rente ist Witwenrente und Erziehungszeiten. Ob Pflegekinder angerechnet werden, weiß ich nicht. Aber man kriegt viel Geld für Pflegekinder.
Ich nehme auch an, sie hat vor allem von dem Geld, das man für Pflegekinder bekommt, gelebt. Sie hat wahrscheinlich nur in Schwabing leben können, weil sie die Pflegekinder aufgenommen hatte. Ansonsten hätte sie schon viel früher den Stadtteil gewechselt und hätte nicht die Probleme, die sie jetzt hat.
Die Frage ist jetzt: Soll die Allgemeinheit für diese Frau aufkommen ? Warum ? Weil sie nicht wegziehen will ? Weil ihre 17 plus 4 Kinder ihr keinen müden Euro zukommen lassen ? (im übrigen glaube ich das nicht, dafür ging es ihr einfach zu gut) Sie "will ihrer Familie nicht zur Last fallen". Aber der Allgemeinheit ? Wahrscheinlich will sie nicht "Dankeschön" sagen müssen ? Das ist doch der Grund für die Jammerei: Es ist doch viel einfacher, nicht Dankeschön sagen zu müssen.
Sie hat doch in den Jahrzehnten davor ihr Geld auch für ihre Kinder ausgegeben. Was spricht denn dagegen, daß die Kinder jetzt die Mutter unterstützen? Ich würde es jedenfalls nicht zulassen, daß meine Mutter zur "Armentafel" geht, solange ich es verhindern kann. Aber vielleicht leben die Kinder auch alle von der "Stütze". Es soll da ganze Dynastien geben.
Guck dir das Bild an, Alex. Daß sie da frisch geschminkt und manikürt und mit frischer Dauer- und Wasserwelle vom Friseur, umgeben von Katze und Wellensittich in ihrer 700-Euro-Schwabinger Wohnung hockt und dem Kamerateam sagt, sie könne sich den Kaffee mit ihren Freundinnen nicht leisten, ist einfach nur peinlich. Die ganze Sendung war peinlich.
Ich kann ja auch den Großteil meines Geldes für Sauna und Wellness (im übrigen auch sehr gut für die Gesundheit!!) ausgeben und hinterher jammern, ich könne mir kein Katzenfutter mehr leisten, so daß meine arme Mieze hungern muß .. Tränendrüsendrück... kommt da was ?
Ehrlich, Alex, ich wette, man kann auch in Deutschland authentischere Fälle von Armut finden.
Ich werde auch kaum Rente kriegen, da ich nur 3 Jahre eingezahlt habe (bin froh darüber, nicht an dieser Jammer-Wettveranstaltung Sozialversicherung beteiligt zu sein!) und die restliche Zeit selbständig war und bin. Aber ich werde mir sicherlich kein Kamerateam bestellen und herummosern über etwas, was ich schon seit Jahrzehnten wußte, nämlich daß ich kaum Rente kriegen werde. Sie kriegt sogar viel mehr als das, womit sie rechnen konnte, denn die Erziehungszeiten werden erst seit kurzem anerkannt. Im Grunde hätte sie sich auf ein Alter in bitterer Armut einstellen müssen.
Um noch mal den Bogen zu schließen: Hartz IV-Kürzung für junge Menschen bis 25:
Bis 25 sind die Eltern für die Kinder finanziell zuständig. Die Frage, wer für Armut aufkommt: Familie oder Staat ist in beiden Fällen die Kernfrage. Der Staat als Zuständiger ist eine sehr junge und auch regional begrenzte "Errungenschaft". Familien haben schon seit Urzeiten für ihre schwachen Mitglieder gesorgt. Nur das ist eben nicht anonym. Das Familienmitglied, das mitwohnt und mitisst, muß wohl auch kleinere Haushaltsdienste bis größere Schuftereien leisten. Es muß sich zusammenstauchen lassen und es muß Dankeschön sagen.
Ist doch viel bequemer, das Geld vom Staat in Anspruch zu nehmen und sich dabei auch noch einzureden, man habe ja auch ein Recht darauf, denn schließlich zahle man ja auch Steuern, zumindest Verbrauchssteuern. Es leuchtet mir ein, daß die Alternative "Staat sorgt für mich" einfach nur klasse ist. Aber eben teuer zu Lasten des Gemeinwesens!! Wir müssen uns darüber klar sein, daß man es nicht mehr ausdehnen kann und daß es sowieso ein zeitlich befristetes Phänomen war.Liebe Grüsse, Bonnie
- Armut in Deutschland Theodor 15.2.2006 02:18 (0)
- Hast Recht, Altersarmut sieht anderst aus Joe68 13.2.2006 16:11 (9)
- Re: Hast Recht, Altersarmut sieht anderst aus TUX 13.2.2006 17:38 (8)
- Re: Hast Recht, Altersarmut sieht anderst aus Joe68 13.2.2006 18:00 (7)
- Re: Hast Recht, Altersarmut sieht anderst aus TUX 13.2.2006 18:49 (6)
- Re: Hast Recht, Altersarmut sieht anderst aus Joe68 13.2.2006 19:38 (5)
- Re: Hast Recht, Altersarmut sieht anderst aus TUX 13.2.2006 19:53 (4)
- Re: Hast Recht, Altersarmut sieht anderst aus detlef 16.2.2006 20:06 (0)
- Wo bitte steht geschrieben.. Joe68 13.2.2006 20:05 (2)
- Re: Wo bitte steht geschrieben.. TUX 13.2.2006 21:04 (1)
- Re: Wo bitte steht geschrieben.. Joe68 14.2.2006 09:35 (0)
- Re: Würde einer Rentnerin AlexP 13.2.2006 13:46 (0)