Re: Wieder Krawalle bei Worch-Kundgebung (aktuell dabei gewesen)

Geschrieben von NoPasaran am 02. Mai 2005 22:30:04:

Als Antwort auf: Wieder Krawalle bei Worch-Kundgebung (aktuell dabei gewesen) geschrieben von sutty am 02. Mai 2005 03:44:

Hallo sutty,

das'n Ding. Danke, daß Du das hier reinstellst. Davon hörst Du im überregionalen Medienwald kein einziges Blättlein rauschen - zumindest bis jetzt. Vielleicht steht ja morgen was in der Süddeutschen, womit gleichzeitig auch die überregionale Lozierung halbwegs definiert wäre, vielleicht aber auch nicht.

Das sind ein paar Dinge, bei denen bei mir im Kopf rote Warnlampen angehen.

Da ist einmal folgende Aussage aus der Ecke der Waazgestalt - aä, pardon, Staatsgewalt:

Stadt spricht von "neuer Qualität" des Neonazi-Aufmarsches

Die Behörden schätzten die Zahl der Neonazi-Gegner auf etwa 4.000, von denen sie 2.000 als gewaltbereit einstuften. Der Leiter des Leipziger Ordnungsamtes, Norbert Beital, sprach aber auch von einer neuen Qualität des Neonazi-Aufmarschs. Worch habe erstmals eine Gruppe Rechter aus Berlin dabei, die gewaltbereit sei.

Da ist irgendso ein Gedanke bei mir im Hinterkopf, daß damals, vor, sagen wir mal, achtzig Jahren - ganz nett, wie die Zeit vergeht -, anno domini 1925 also, die SA auch irgendwie so angefangen haben muß.

Okay, die Rahmenbedingungen sind nicht wirklich vergleichbar, weder materiell noch psychisch, aber trotzdem ..... *amHinterkopfKratz* .....

Aber da kommt noch mehr. Was ich mir gekauft hab', ist das erste Sixpack dieser zwölfteiligen Doku 'Hundert Jahre Deutschland', being a joint venture zwischen dem Schpiggl und der KrAZ - lies: Krankfurter Allgemeine Zeitung -, sauteuer, aber das Geld wert. Diese ersten 6 DVDs drehen sich um die Hitlerei, zurückgehend bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts, und dann bis zum Zusammenbruch vor sechzig Jahren.

Ich bin Österreicher, ergo kenn' ich mich in deutscher Geschichte nicht so gut aus wie jemand mit in Deutschland gemachtem Abitur das wohl dürfte, insofern war einiges neu für mich, zum Beispiel die Tatsache, daß es 1929 in Berlin zum 1. Mai sozusagen extended riots gab, mit, wenn ich mich recht erinnere, ein paar oder auch einigen oder auch beträchtlich einigen Toten, weil nämlich die Polizei standardmäßig mit Schießeiesen rumläuft, und das gegebenenfalls nicht nur zur Dekoration, und okay: Die anderen werden auch keine Glacehandschuhe getragen haben, es sei denn zur Vermeidung von Fingerandrücken auf deren Waffen, wie auch immer, das war ein Ereignis, das die Öffentlichkeit doch ganz schön schockte: Damit hatte man nicht gerechnet.

Von dem Zeitpunkt an dauerte es gerade mal noch vier Jahre bis zur de-facto-Suspendierung der Demokratie. Und da heutzutage alles etwas an Beschleunigung abgekriegt hat, könnte es diesmal - na ja, ja und nein: Die Situationen sind nicht wirklich vergleichbar, die Oligopole, die heute so fest im Sattel sitzen, daß sie innerhalb des Systems nicht mehr von der Macht zu verdrängen sind, haben zwar damals mit hoher Wahrscheinlichkiet schon im Hintergrund Fäden gezogen, aber das wird ihnen nichts nützen, weil erstens das Sytem dabei ist, sich selbst zu vernichten, die Frage, die bleibt, ist lediglich, wie groß der Schaden sein wird, den es dabei anrichtet,und wieviele dabei in's Gras werden beißen müssen, und zweitens, weil Gott da nicht mehr sehr lange zuschauen wird, und damit wird auch der Horror von erstens zumindest ein klein wenig gemildert.

Dennoch: Diese Sache mit den vier Jahren, das hat mir zu denken gegeben. Wie lange läuft die Kiste noch ..... ?

der Feind sitzt eigentlich woanders alles nur Ablenkung

Interesse: Wo sitzt er Deiner Meinung nach ?

lg NoPasaran


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