Leimrezepte

Geschrieben von NKM am 08. November 2005 16:05:13:

Als Antwort auf: Eine Frage zu Leim ;-) geschrieben von Gänseblümchen am 08. November 2005 12:55:50:

Hier habe ich ein paar Rezepte aus meiner Sammlung für euch:


Collagen-Kleber:

Um Collagen-Kleber herzustellen, der sogar fester als 2K-Epoxy-Kleber sein soll, benötigt man Rohhaut. Rohhaut nennt man die ungegerbte Haut eines Tieres. Diese kann man man zum Beispiel beim Schlachter oder bei einem Jäger günstig oder gar umsonst bekommen, oder aber im Tierfachhandel in Form von den Kauknochen und -spielzeugen für Hunde, die nichts anderes als getrocknete Rohhaut sind. Eine getrocknetet Rohhaut muß vorher wieder in Wasser eingeweicht werden, das kann bis zu einigen Tagen dauern. Sollte man eine Rohhaut erstehen, an der die Haare noch dran sind, so sollte man die Haare vorher abschaben, man erspart sich damit später eine Menge Arbeit und Zeit.
Die Haut sollte dann in kleine Stücke geschnitten werden, damit man das Collagen schneller und mit weniger Hitze aus der Haut extrahieren kann. Dann geht man wie folgt vor:

* Die Hautstücke in einen großen Topf geben und mit Wasser auffüllen bis alles mit Wasser bedeckt ist.

* Die Wassertemperatur sollte etwa 60°C betragen und 80°C nicht überschreiten. Es sollte nicht kochen, sondern nur ziehen. Eine zu hohe Temperatur vermindert letztendlich die Klebkraft. Bei einer Umgebungstemperatur von 18°C oder darüber sollte es also leicht dampfen, ist es kälter, so dampft es natürlich stärker.

* Diese Mixtur sollte so etwas 12 bis 24 Stunden bei dieser Temperatur ziehen, bis die Hautstücke aufgequollen und schmierig/schleimig das Collagen freigeben.

* Dann die Flüssigkeit soweit herunterkühlen lassen, um Verbrühungen beim Weiterverarbeiten zu vermeiden.

* Der Topfinhalt wird dann in ein Tuch gegeben und über einem Behäter gewrungen, um die wässrige Collagenlösing von den Hautstücken zu trennen. Diese können dann anschließend sofort wieder für einen weiteren Kochdurchgang verwendet werden.

* Die Collagen-Lösung wird dann bei 60°C weitergekocht, bis sie eine sirupähnliche Konsistenz hat.

* Dann ist der Kleber fertig.

Collagen-Kleber ist wasserlöslich, was den Vorteil hat, daß er aus- bzw. abwaschbar ist. Wasserlöslichkeit ist aber nicht immer erwünscht. Dann muß man die Klebestelle mit Fett, Öl oder Firnislack aus Alkohol und Baumharz, bei kleinen Stellen auch nur mit Harz versiegeln.

Papierkleber:

- macht man aus Mehl und Wasser.

Eiweißkleber, z.B. für Etiketten:

- Man schlägt mit einer Gabel das Eiweiß zu Schaum und trägt diesen mit einem Pinsel auf das Etikett auf. Die Etiketten lösen sich durch Feuchtigkeit nicht ab.


Kaseinleim:

Kasein (Milcheiweiß) ist in Magerquark zu einem Zehntel enthalten. Der Quark wurde früher im Tuch ausgepresst, um überschüssige Molke zu entfernen. Heute kommt Kasein in Reinform getrocknet aus dem Handel. Der Quark reagiert innerhalb einer Minute mit gelöschtem Kalk, wobei ein außerordentlich haltbarer Klebstoff entsteht. Dabei verwandelt sich der Quark (4-5 Teile) und der angesumpfte Kalk (1 Teil) unter Hitzeentwicklung zu einer zähflüssigen Masse. Dieser Leim ist wasserlöslich, der abgebundene Leim ist jedoch wetterfest. Als Holzleim ist er so kräftig, daß eine verleimte Holzplatte eher im Holz bricht als in der Verklebung. ( 2 Stunden Preßzeit, dann ohne Druck abbinden lassen). Darüber hinaus wurde der Kaseinleim als Bindemittel für Außenanstriche verwendet.


Knochenleim:

Knochen- oder Lederreste solange kochen, bis sie eine Leimartige Konsistenz haben. Vor der Anwendung des Leims wird dieser vorsichtig im Wasserbad erhitzt. Kommt das Gefäß mit dem Leimwasser direkt mit Feuer bzw. Herdplatte in Berührung, so denaturiert der am Boden haftende Leim und wird unbrauchbar. Eine optimale Temperatur zur Auflösung des Leims liegt bei etwa 60°C. Zu hohe Temperaturen zerstören seine Klebkraft! Da früher noch kein Thermometer erfunden war, legte man eine angeschnittene Knoblauchzehe in das Leimwasser, die bei dieser Temperatur zu perlen beginnt. Außerdem wirken die Inhaltsstoffe des Knoblauchs bakterizid. Der Leim bleibt auch nach dem Auftrocknen quellfähig und wasserlöslich. Ein Zusatz von einigen Alaunkristallen lässt den Leim jedoch unlöslich werden.


Liebe Grüße,
NKM

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