Weitere Infos zu Knochenleim
Geschrieben von NKM am 09. November 2005 00:21:06:
Als Antwort auf: Re: Leimrezepte - knochenbrühe versus knochenleim geschrieben von hasel am 08. November 2005 23:27:25:
Grüß dich Hasel,
>das ist ja irre interessant!!!!
Ja, nä? Ist wirklich ein schwer interessantes Thema.
Ich muß aber gestehen, daß ich das Knochenleimrezept lediglich aus meiner Sammlung herauskopiert habe, getestet habe ich das noch nicht. Daher danke ich dir sehr für deine Nachfrage, denn so kann ich einige meiner Informationen updaten.
So macht das Forum hier wirklich Spaß und Sinn!Hier also weitere Informationen:
Bei dem Knochenleim, welcher um 1800 entwickelt und besonders im
19. Jahrhundert verwendet wurde, gibt es zwei Herstellungsmethoden.
Entweder werden die Knochen mit Salzsäure entkalkt und dann ausgekocht
oder die Knochen werden gedämpft (Hochdruckdampf in einer
Art Schnellkochtopf, Papinianischer Topf genannt) und der Leim mit
Wasser ausgezogen. Bei dem Säureverfahren wird das Calciumphosphat
herausgelöst (dient als Futterkalk) und es bleibt eine Art Knorpel
zurück, welcher nach dem Waschen mit Wasser zu Leim verkocht
wird. Bei Bedarf kann zuvor auch das Fett durch Benzin oder Kalk herausgelöst
werden, wodurch die Säurewirkung schneller einsetzt. Reste
von Phosphorkalk geben diesem Leim ein milchiges Aussehen. Beim
Dämpfverfahren werden die zerkleinerten Knochen entfettet, gereinigt,
durch Dämpfen ausgelaugt, die Leimbrühe gefiltert, eingedampft, erstarren
gelassen, mit einem Draht in Scheiben geschnitten und getrocknet.
Durch das Dämpfen verliert der Leim etwas an Bindekraft.
Ein Zusatz von schwefliger Säure, während der verschiedenen Verarbeitungsschritte,
schützt vor Fäulnis und bleicht genauso wie Wasserstoffsuperoxid,
welches ebenfalls zugesetzt wurde. Um den beliebten
klaren Leim zu erhalten wurden u.a. Eichenrinde, Sumach und Albumin
eingesetzt, welche Schwebstoffe binden. Die Trocknung der gelierten
Masse erfolgt auf Netzen (öfters Wenden, damit die Tafeln nicht
ankleben), welche das typische Muster in den Leimtafeln ergeben.
Leimperlen entstehen beim Eintropfen von Leimlösung in Benzin und
diese lassen sich wieder schneller auflösen als die Leimtafeln. Das
Säureverfahren für die Knochenleimherstellung scheint um 1810/20 eingeführt worden zu sein (vgl. Leuchs
1826). Früher wurden in Fäulnis übergehende Rohprodukte gerne verwendet, weil man ihnen helleren und
besseren (wohl weicheren) Leim nachsagte. Diese Praxis wurde aber schon um 1900 wegen der starken Geruchsbelastung
verboten.
Knochenleim in Tafeln
Perlleim, Glutinleim in Graupeln,
verschieden stark gereinigtAus den Arbeiten des Freilichtmuseums Hessenpark - gibt es als PDF hier: http://www.hessenpark.de/deutsch/details/subseiten/pix/stappel/pdf/Leim.pdf
Lieben Gruß,
NKM
- Re: Weitere Infos zu Knochenleim - danke für die infos *staun* (owT) hasel 09.11.2005 16:07 (0)
- Re: Weitere Infos zu Knochenleim Inge 09.11.2005 07:27 (3)
- Re: Weitere Infos zu Knochenleim - Laudatio:-) Gänseblümchen 09.11.2005 08:13 (2)
- Re: Weitere Infos zu Knochenleim - Laudatio:-) Jochen 09.11.2005 10:28 (1)
- Ja (Selbstantwort) Jochen 09.11.2005 10:33 (0)