@katzenhai2: Die Demokratie und der Große Monarch
Geschrieben von JeFra am 29. September 2003 23:05:02:
Ich bringe meine Antwort auf Ihre Erwiderung als separaten Beitrag, weil die Diskussion schon ins Archiv gerutscht ist und die Frage nach der ethischen Bewertung der Sehnsucht nach dem Großen Monarchen von allgemeinem Interesse für das Forum sein könnte. Der Ausgangspunkt unserer Diskussion war ja Ihr Beitrag, in dem Sie der Sehnsucht nach dem Großen Monarchen (wie ich glaube, zu Recht) den Vorwurf eines antidemokratischen Charakters gemacht haben: Zurück in die Zeit, wo wenige Reiche viele arme beherrschen. Selber geben Sie dann später ziemlich unverblümt zu, gegen die Demokratie zu sein:
Weil das Volk als Masse nunmal dumm wie ein Stück Brot ist und den Überblick nicht hat. Ist leider so. Demokratie ja, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt, denn sonst kommt man nie vom Fleck.
Der einzige Unterschied zwischen Ihrer Position und der eines möglichen Großen Monarchen besteht für mich darin, daß der Große Monarch offen und ehrlich antidemokratisch wäre, verglichen mit dem verlogenen Demokratie-Gesülze ("Freiheitlich-demokratische Grundordnung") unserer derzeitigen Machteliten. Glauben Sie ernsthaft an den Altruismus der Leute, die sich Ihre Position zu eigen gemacht haben und unter dieser Parole unser Volk regieren? Ich glaube nicht daran, sondern es läuft ganz selbstverständlich auf die Herrschaft weniger Reicher über viele Arme hinaus. Die Tendenz in diese Richtung ist doch bereits jetzt klar erkennbar.
Nun zur Frage des Multikulturalismus und der Globalisierung. Ich habe versucht, klar zu machen, daß es sich um eine gefährliche Politik mit möglicherweise katastrophalen Folgen für die betroffenen Menschen handelt. Ich habe dazu auf meine Darlegungen in einer Diskussion im EW-Forum verwiesen. Konkret zwei der von mir erwähnten Probleme:
a) Es gibt bereits jetzt de facto, wenn auch nur teilweise de jure, eine Politik der Diskriminierung gegen die alteingesessenen Europäer, zugunsten der Zuwanderer. Siehe neben den von mir in der Diskussion mit dottore gebrachten Argumenten das folgende Beispiel, das genausogut aus einem europäischen Land stammen könnte und das von Andreas gebracht wurde: Die Zuwanderer dürfen Organisationen zur Durchsetzung der Interessen ihrer ethnischen Gruppen bilden, nicht aber die alteingesessene Bevölkerung.
b) Viele der Zuwanderergruppen (namentlich die Moslems) praktizieren in ihren Heimatländern eine Politik der Diskriminierung oder gar Vernichtung gegen andere Ethnien oder Religionen. Bis jetzt hat mir erklären können, wie man sie längerfristig daran hindern will, hier bei uns dasselbe zu tun. Die Antwort dottores ist meiner Meinung nach beim besten Willen nicht ernstzunehmen. Haben Sie eine bessere Antwort?
Ihr neuerlicher Versuch, das Problem auf eine psychologische Schiene zu schieben, ist nicht ernstzunehmen. Einmal habe ich Ihnen ein Beispiel ("AIDS - Wege aus der Angst") daf -bür gebracht, daß die Politiker, die uns die MKG empfehlen, schon einmal mit dieser psychologisierenden Argumentation nicht mehr gutzumachenden Schaden angerichtet haben. Sie haben mir bisher darauf nicht geantwortet. Meiner Meinung nach kann die Rolle der Psychologie in solchen politischen Diskussionen nur folgende sein: X hat die Einwände a) aund b) gegen eine bestimmte Politik. Sie leisten einen ehrlichen Diskussionsbeitrag, wenn Sie a) und b) widerlegen und dann mit psychologischen Mitteln erklären, warum X diese Ängste hat. Im Gegensatz dazu bauen Sie Ihre Position auf psychologischen Erklärungsansätzen auf, ohne einen Versuch zu machen, a) und b) zu widerlegen. Für mich ist diese Vorgehensweise intellektuell unehrlich und ein Vorläufer der KGB-Methoden, Oppositionspolitiker ins Irrenhaus zu sperren und sie dort einer psychiatrischen Behandlung zu unterziehen, um sie von ihrem krankhaften Widerwillen (irrationale "Angst vor der eigenen Identit -Aätsveränderung", wie Sie hier formulieren, etc.) gegen die allein seligmachende Politik zu heilen.
Nun noch zu einigen anderen Punkten Ihrer letzten Antwort in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit.
Unter Demokratie verstehe ich, wenn ich jemandem zeitweise ein Recht für mich zu sprechen übergebe. Dieses kann man dann aber nicht beliebig zurücknehmen nur weil man mal mit einer Entscheidung nicht zufrieden ist.
Das ist sicher richtig, aber nur unter der Voraussetzung, daß man mehr als nur die Wahl zwischen Tweedledee und Tweedledum hat. Die Gegener einer bestimmten Politik (MKG, Euro) müssen eine reale Möglichkeit haben, ihre Interessen im Parlament zu vertreten. Ich persönlich sehe unter den etablierten Politikern niemanden, dem ich freiwillig die Vertretung meiner Interessen übergeben würde.
Man muß sich mal vor Augen halten, daß zwar jeder mit dem Euro bezahlt, aber im Prinzip nichts anderes damit anstellt als es als Umtauschwert zu benutzen. Wieso sollte dann also das Volk entscheiden, ob es nun lieber D-Mark Münzen oder Euromünzen in der Tasche hat? ... Beim Euro wird es doch sehr deutlich, weil jeder mit der D-Mark bezahlt hatte und es zu einem Teil seiner Selbst geworden ist. Es war aber nichts weiter als ein inneren Symbol, weil man sich daran Jahrzehntelang gewöhnt hatte. Deshalb waren die meisten völlig skeptisch dem Euro gegenüber und sind es in den anderen Ländern immer noch.
Sie müssen ja reich wie Krösus sein, wenn Ihnen die Euro-Inflation nichts ausmacht. Für viele Gebrauchsgüter muß man den frühren DM-Preis in Euro zahlen (oder, sagen wir, 75% davon), ohne daß man das frühere DM-Einkommen jetzt in Euro hat. Dasselbe gilt nicht nur für die Gehälter, sondern auch für alle Ersparnisse. Diese Entwicklung war so offensichtlich, daß sie sogar in der Systempresse (Focus) diskutiert worden ist. Die Landeswährung dient ja auch als Wertaufbewahrungsmittel und nicht nur als Tauschmittel. Wieder der Versuch, das reale ökonomische Problem auf eine psychologische Schiene (inneres Symbol, jahrzehntelange Gewöhnung) zu schieben. Ein vollkommen weltfremder Standpunkt, wo Sie mir doch vorwerfen, Scheuklappen zu tragen.
Die Ziele, die mit einem vereinten Europa verfolgt werden, sollten auch Dir geläufig sein!?
Von den Zielen kann man wahrscheinlich nicht sprechen, weil die Gruppe der EU-Befürworter heterogen ist. Welche Ziele die Paneuropäische Union Otto von Habsburgs und R. von Coudenhove-Kalergis verfolgt, habe ich hier dargelegt.
Es geht hier auch um Menschheitsträume, die so noch nie geträumt, geschweige denn umgesetzt wurden. Wer will und kann da schon behaupten zu wissen, daß das schief gehen muß?
Das hätte man von den Zielen des Kommunismus auch behaupten können.
Achso, also lieber das kleinere Übel wählen als gar kein Übel? Das ist vielleicht wieder eine Logik. *gg*
Wenn Sie keines der Übel vermeiden können, sollten Sie wohl besser das kleinere wählen. Was soll daran unlogisch sein? Übrigens gibt es sicher einige Eigenschaften mancher Strömungen des Christentums, für die ich das Adjektiv `übel' gebrauchen würde. Mein Hauptproblem mit dieser Religion besteht aber darin, daß mir ihre Grundkonzepte nicht einleuchten wollen.
Meiner Meinung nach ist den meisten Leuten, die sich mit der Materie näher beschäftigt haben, klar, daß es so etwas wie eine nicht christliche oder auch atheistische politische Rechte gibt. Wenn Sie diese Tatsache nicht akzeptieren wollen, ist das Ihre Sache. Mich persönlich interessiert nicht besonders, in welche Schublade Ihres politischen Klassifikationsschemas Sie mich stecken, solange das für mich keinerlei praktische Konsequenzen hat. Ich werde diese Frage deswegen mit Ihnen nicht weiter diskutieren.
MfG
JeFra
- Re: @katzenhai2: Die Demokratie und der Große Monarch katzenhai2 30.9.2003 06:56 (2)
- Re: @katzenhai2: Die Demokratie und der Große Monarch JeFra 01.10.2003 03:51 (1)
- Re: @katzenhai2: Die Demokratie und der Große Monarch katzenhai2 02.10.2003 03:21 (0)
- Re: @katzenhai2: Die Demokratie und der Große Monarch Ruhrgebietler 30.9.2003 06:42 (3)
- Re: @katzenhai2: Die Demokratie und der Große Monarch katzenhai2 30.9.2003 07:02 (2)
- Re: @katzenhai2: Die Demokratie und der Große Monarch Ruhrgebietler 30.9.2003 10:03 (1)
- Re: @katzenhai2: Die Demokratie und der Große Monarch katzenhai2 01.10.2003 02:27 (0)