Edda, Arier, Nationalsozialismus, Neu-Schwabenland und Nicht-Christentum
Geschrieben von Epidophekles am 10. Juli 2003 16:10:55:
Liebe Foris,
nun verstehe ich vieles besser!
Ich ahne auch ein bisschen, was es mit dem Neu-Schwabenland am Nordpol auf sich hat !Es wird vieles bei der Lektüre unten angeführten Buches verständlicher....
Auch die Fixierung auf die Installation eines neuen Kaisers in Deutschland....
Und - wer hat da so gerne aus der "Edda" zitiert?
Ich schreibe nur ab, und zwar aus dem Buch "Geheimwissenschaft Geomantie" von Ulrich Magin die Seiten 17-20:
Otto Sigfrid Reuter (1876-1945) legte mit seinem vielgelesenen Buch Germanische Himmelskunde (1934) eine der Grundlagen für die Entdeckung der heiligen Linien. Bevor er "wissenschaftlich" arbeitete, war er in ariosophischen und arisch-christlichen Kreisen tätig. Diese Sekten vertraten eine Art humanistisches, auf Naturmystik beruhendes Christentum ohne »jüdische« Elemente. In seinem in Leipzig erschienenen Buch Sigfrid oder Christus? (1908) lehnte Reuter das traditionelle Christentum als »Zeichen der Überfremdung« ab. Religion sei "völkisch" gebunden, ergo könne eine »deutsche« Kirche auch keinem "jüdischen" Gott dienen: "Die Wende steht bevor. Tausend Jahre herrschte bei uns das fremde Dogma und in seiner gleißenden Dürre darbte die germanische Seele; aber die tausend Jahre sind um, eine neue Welt steigt empor freudeatmend, der selige Freiheitsgruß des Gemütes, der Jubel der Selbstverantwortung, der Heerruf eingeborner Kraft."Nach dem 1908 erstmals erschienenen, 1910 bereits in zweiter Auflage verbreiteten Sigfrid oder Christus legte Reuter seine rassistische Weltsicht 1921 und 1923 in Das Rätsel der Edda und der arische Urglaube weiter fest. Durch seine "an eine Manie grenzende Fixierung auf eddische Überlieferungen"" entfremdete sich Reuter stets aufs neue seinen neuheidnischen Glaubensgenossen, doch seine eigentlichen Ideen trafen bei anderen Rassisten und den nationalen Archäologen auf fruchtbaren Boden.
Reuter folgerte aus der Edda, daß die menschliche Urkultur aus dem germanischen Norden gekommen sei. Die Vorstellung einer die Himmel mit der Erde verbindenden Weltsäule, die allen schamanischen Religionen und vielen frühgeschichtlichen Kulturen gemein war, sei bei den Germanen entstanden: "Wenn Spuren dieser Vorstellung auch bei den südlichen Völkern auftauchen (bei den Sumerern und Ägyptern), so müssen sie mit Wanderungen der Völker dorthin gekommen sein ...Der astronomische Befund läßt eine Umkehrung der Entlehnungsrichtung nicht zu."
Was hauptsächlich aus einem religiösen Glauben an die Richtigkeit der Edda entstanden war, begründete Reuter in der Germanischen Himmelskunde mit scheinbar wissenschaftlichen Argumenten. In diesem Buch schildert Reuter, wie die allgemein indoeuropäische Tradition von der Weltsäule, von den verschiedenen Zeitaltern und den Sternbildern auf die astronomischen Forschungen der Urgermanen zurückging. Die Germanen hatten nach Reuters Worten in der Edda und in ihren Märchen so präzises wissenschaftliches Wissen vom Sonnensystem, von den Sternen und vom Weltraum allgemein überliefert, daß ihre Himmelskunde ein deutlicher Beleg für ihre kulturelle Höhe sei.
Im Gegensatz zu anderen Autoritäten der nationalsozialistischen Scheinwissenschaft genießt Reuter auch heute noch einen untadeligen Ruf, er wird in wissenschaftlichen wie in spekulativen Veröffentlichungen ohne jede Einschränkung als "Erforscher der germanischen Himmelskunde" geehrt, dem wir "den Versuch einer Wiederherstellung des nordisch-germanischen Himmels... verdanken." In Reuter haben sich die mystischen und die scheinwissenschaftlichen Germanenvorstellungen, die Ideen Guido von Lists und Kossinnas, perfekt gemischt.
Der Niederländer Hermann Wirth schien den Nachweis zu führen, daß die germanische Himmelskunde nicht nur in der Edda, sondern auch in zahlreichen Felszeichnungen überliefert wurde. Diese nordischen Felszeichnungen waren auch der Ursprung der Schrift. In Büchern mit heroischen Titeln entwickelte Wirth seine Ideen: Der Aufgang der Menschheit. Zur Geschichte der Religion, Symbolik und Schrift der Atlantisch-Nordischen Rasse (1928); Was heißt deutsch? Ein urgeistesgeschichtlicher Rückblick zur Selbstbesinnung (1931; die Ura-Linda-Chronik (1933) und schließlich das Hauptwerk Die heilige Urschrift der Menschheit (1933).
In seinem Aufgang der Menschheit, 1928 im respektablen Diederichs Verlag in Jena erschienen, verkündete Wirth seine Geschichtsrekonstruktion:
Die Urväter der weißen Rasse lebten im nordischen Eis, wo sie während der ersten drei Eiszeiten astronomische Studien betrieben. Ihre Erkenntnisse vom Sonnenlauf legten sie in einfachen Symbolen nieder, in Kreisen mit Strichen und Stäben. So entstand, erklärte Wirth den Nationalsozialisten 1933, das Hakenkreuz.
Die Nordatlantiker wurden durch die vierte Eiszeit gezwungen, aus ihrer kalten Heimat auszuwandern. Sie zogen nach Süden und besiedelten Atlantis bis zu dessen Untergang, dann zogen sie weiter und kolonisierten die Erde. Aus dieser Zeit des atlantischen Sonnenkultes stammen weitere Ursymbole der Menschheit, Kreise und Kreuze, wie sie auf steinzeitlichen Felsritzungen in der ganzen Welt zu finden sind.
Eine Urkunde für diesen esoterischen Unsinn wollte Wirth in der sogenannten Ura-Linda-Chronik gefunden haben. Dieses kuriose Buch, angeblich um 1860 von dem friesischen Adeligen Cornelis over de Linden aus Den Helder entdeckt, berichtet in seltsamer Sprache, die teils auf Holländisch, teils auf Friesisch zurückgeht, in einer vom lateinischen Alphabet abgeleiteten und sonst unbekannten Runenschrift vom Schicksal der Familie over de Linden seit Anbeginn der Welt. Nach Wirths Ansicht überlieferte die Chronik "die hohe Weltanschauung der großen Steingräberzeit des Nordseekulturkreises".
Was nun berichtete die Ura-Linda-Chronik?
Das Werk beginnt mit der Schöpfung der Welt durch einen einzigen Gott namens Wralda: "Wralda, der allein gut und ewig ist, machte den Anfang, dann kam die Zeit; die Zeit schuf alle Dinge, auch die Erde. Erde gebar alle Gräser, Kräuter, . . . all ... Getier. Nach dem zwölften Julfest gebar sie drei Maide." Diese drei Mädchen - eines schwarz und kraushaarig, eines mit gelber Hautfarbe und eines blond und blauäugig - waren die Stammütter der schwarzen, gelben und weißen Rasse.
Frya, die Arierin, "lehrte (ihre Kinder) Selbstzucht; ... Liebe zur Tugend, und als sie jährig geworden war, da lehrte sie den Wert der Freiheit kennen". Unnötig zu sagen, daß die Friesen, und mit ihnen die Germanen, von der holden Frya abstammen. Frya gab Friesland, das damals, 2000 v. Chr., noch ganz Europa umfaßte, Tafeln mit 12 Gesetzen. Darin wurde sie ins Jenseits entrückt.
Als ihre Nachfolgerinnen regierten Frauen und Mütter die zahllosen Rundburgen in Friesland, das damals noch den Namen Atland trug. Die wunderbare und fruchtbare Zeit des Matriarchats - "das eine Jahr war so freudig wie das andere", vermerkt die Chronik - dauerte wohl noch bis heute an, wäre nicht Atland durch schwere Fluten und andere Naturgewalten untergegangen.
Nach dieser Katastrophe, die sich genau im Jahre 2193 v. Chr. ereignete, regierten die Männer den Rest des Atlantischen Reiches, der nun auf Friesland beschränkt blieb. Der König hieß Wodin, seine Neffen trugen die Namen Tunis und Inka. Von unbeugsamem Tatendrang erfüllt, eroberte Tunis Afrika, Inka fuhr übers große Meer nach Westen. Eines der friesischen Burgfräulein, eine Dame namens Kalip, war übrigens Kalypso, bei der Odysseus während seiner Irrfahrten weilte.
Im 5. Jahrhundert vor Christus beginnt die eigentliche Familiensaga der over de Linden mit den Vorfahren Apoll, Apollonia, Minerva, Festa und Medea, die identisch waren mit den Göttern der klassischen Antike. Sogar einen Jesus kennt die Chronik, einen Inder, der in seiner Heimat Buda hieß und der die alten friesischen Gesetze verkündete. Spätere Geschichtsschreiber machten aus dem germanischen Jesus dann einen jüdischen Prediger.
Eigentlich sollte jedem klar sein, daß irgend etwas mit dieser angeblichen Chronik nicht stimmte. Tatsächlich war sie im 19. Jahrhundert von einem Dr. Halbertsma geschaffen worden, der sich über friesische Nationalisten in den Niederlanden lustig machen wollte? Schon gegen Ende des Jahrhunderts hatte der Historiker J. Beckering-Vickers nachgewiesen, daß sowohl die Runen als auch die kuriose Mischung aus Holländisch und Friesisch auf eine Fälschung hindeuteten. Letztes Beweisglied war die Tatsache, daß es sich beim Papier um "künstlich gebräuntes holländisches Maschinenpapier, vermutlich um 1850 hergestellt", handelte.
- Ende Zitat -
Gruss Epidophekles
Abteilung: Wie der Zufall plötzlich Verstehen bringt...
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