Re: Widerspruch (Kapitalismus / Zins)
Geschrieben von Johannes am 18. Juni 2003 11:39:37:
Als Antwort auf: Re: Ich seh diese Sache so,... geschrieben von Subman am 18. Juni 2003 11:09:06:
> Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte...das kapita-
> listische Zinswirtschaftssystem und Krieg gehören unweigerlich zusammen.
Hallo Subman,
da möchte ich jetzt allerdings doch mal widersprechen, und zwar in zweierlei Hinsicht: Unabhängig davon, daß ich die derzeitige US-Politik nicht gut finde
Als Einschub mal ein aktueller Artikel:
Sie sind arabischer oder asiatischer Herkunft, gelten als Terrorverdächtige und haben weder Namen noch Gesichter. Sie dürfen keinen Besuch empfangen, keine Anrufe machen, und selbst Gespräche mit ihren Anwälten werden abgehört. Sie alle wurden nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA inhaftiert. 1200 Menschen, die meisten Männer, ohne Rechte und ohne Aussicht auf eine Änderung ihrer Situation.
(http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=1109&item=243952)sind es nicht die kapitalistischen Länder, zu denen Krieg gehört, sondern die kommunistischen, die sich die Welteroberung auf die Fahne geschrieben haben. Sicher, der Kapitalismus will Gewinn, dazu werden ggf. viele Mittel akzeptiert. Aber gerade wegen dem Gewinnstreben muß unter dem Strich genug übrigbleiben, was die möglichen Taten begrenzt.
Zerstören und Ausrotten, wie das unter Stalin und Pol Pot geschah, bleibt Ideologien vorbehalten, denen Ideologie und Macht über alles geht (Nazis haben zum Glück keine Bedeutung mehr, während Kommunisten und Helfershelfer wieder hoffähig sind bzw. weiter durch ihre alten Seilschaften regieren, z.B. in Rußland).
Was das Zinswirtschaftssystem angeht, das ist ein häufiger Fehlschluß, denke ich. Denn nicht der Zins ist schuld, sondern die Verschuldung. Laß es mich anders ausdrücken: Leihst Du mir 10.000 Euro, ohne dafür einen Ertrag zu bekommen? Und wenn Du jetzt vom Zinseszins sprichst: Den Ertrag, den ich Dir jährlich gebe, ob in Form von Geld, Waren oder Arbeitsleistung, den kannst Du wieder gewinnbringend vergeben. Ob ich Dir also nun Zinseszins zahle oder Du von dem Ertrag, den ich Dir gebe, von einem Dritten wiederum einen Ertrag erzielst, das bleibt das gleiche, es ist Zinseszins.
Nein, das Problem ist nicht der Zins, sondern die Schulden. Und das ist nicht das gleiche. Wenn ich gegen das "böse Zinssystem" bin, dann sind die anderen Schuld, während ich mich weiter an dem freuen will, was ich geborgt habe, ohne nun dafür zahlen zu wollen. Die Alternative wäre Verzicht auf Schulden: Keine Schulden, keine Zinsen.
Und dann gäbe es nur noch die Ausleihgebühr für das Geld, das die Bundesbank oder jetzt die EZB bereitstellt, die verlangt derzeit ca. 2% Umlaufgebühr, also noch etwas weniger, als die Freigeld-Fans fordern (die wollen meist 3-5%). Der Unterschied ist eigentlich nur, daß "Freigeld" (z.B. die "Gogos" von Oldy) zu einem festen Termin erneuert werden müssen. Für die Kosten bedeutet das quasi "den letzten beißen die Hunde", während die derzeitige Umlaufgebühr des Geldes, Zins genannt, koninierlich verlangt wird. So lohnt es sich, das Geld das ganze Jahr über in Umlauf zu bringen, da es ja kontinuierlich entwertet wird, nicht nur verstärkt zu den Fälligkeitsterminen (wer jetzt nicht weiß, um was es mir geht: Dies bezieht sich auf die üblichen Argumente der Freigeld-Befürworter, siehe z.B. Geldcrash-Forum, ist unten verlinkt).
Für mich ist also nicht das Zins an sich das Problem, denn der Zins in Höhe des Diskontsatzes entspricht quasi erstmal nur der geforderten Umlaufgebühr. Würde kein Geld ausgeliehen, dann wären die Banken reine Dienstleister für den Zahlungsverkehr. Sie würden nicht an Zinsen verdienen, sondern nur an Überweisungsgebühren oder dem Geldwechsel. Aber diese Kosten hätten wir beim "Freigeld" auch.
Was das "Freigeld" so attraktiv macht, das ist, daß man es sich ohne Verschuldung denkt. Klar, ohne Verschuldung wäre es besser, aber das gilt für's eine wie für's andere. Also sollte die Frage doch hauptsächliche die sein, wie man aus der Schuldenfalle rauskommt und nicht die Frage nach der Einführung eines neuen Geldes.
Ach ja, und wer immer noch glaubt, nicht die Schulden seien schuld, sondern der Zins, den Frage ich einfach nochmal, wieviel er mir leiht, ohne von mir dafür eine Gegenleistung zu erwarten. ;-)
Gruß
Johannes
- Re: Kleiner Einspruch ahlfi 18.6.2003 15:16 (2)
- Re: Kleiner Einspruch Mabo 18.6.2003 15:41 (1)
- Re: Kleiner Einspruch ahlfi 18.6.2003 15:49 (0)
- Re: Widerspruch (Kapitalismus / Zins) Mabo 18.6.2003 14:56 (0)
- Re: Widerspruch (Kapitalismus / Zins) Spookey 18.6.2003 14:22 (0)
- Re: Widerspruch (Kapitalismus / Zins) Subman 18.6.2003 12:25 (2)
- Re: Widerspruch (Kapitalismus / Zins) Johannes 18.6.2003 15:23 (1)
- Re: Widerspruch (Kapitalismus / Zins) Teutone 20.6.2003 10:14 (0)