Re: Probleme hierbei
Geschrieben von Andreas am 05. März 2003 15:11:53:
Als Antwort auf: Re: Probleme hierbei geschrieben von Torsten am 05. März 2003 12:54:59:
Hallo Torsten
Und ich meine damit auch den "Normalbürger", der nur ein Auto hat, aber glaubt, das aller drei Jahre wechseln zu müssen, weil das der Nachbar auch macht, wärend seine Frau mit energieabgereicherter Nahrung und Abführmitteln versucht, das durch Überernährung angefressene Fett herunterzubekommen und seine Kinder ihre "Freunde" mit SMS beglücken, anstatt sich mit ihnen zu unterhalten.
>Man muß sich nur vorstellen, 6,2 Milliarden wollten so leben wie wir und fragen, was dagegensteht, daß sie das anstreben. Ohne Herrenmenschenideologie ist nicht zu begründen, warum wir uns mehr nehmen, als für Alle vertretbar ist. Selbst wenn wir "nur" so weitermachen würden, würden wir in eine unvermeidliche Katastrophe steuern. Die hungernden Negerbabies (ach die Ärmsten, sind sie nicht bedauernswert, vor Allem, wenn man die Wasserbäuche so deutlich auf dem Großbildfernseher sieht) können noch soviel fasten - unsere Gier läßt sich doch nicht stillen.
Diese Aussagen lese ich schon zum x-ten Mal und dennoch kann ich mich nicht wirklich mit ihnen anfreunden. Der Gedanke, dass sich die Leute einfach plötzlich einschränken sollten und es dadurch den Leuten in Afrika besser geht, halte ich für schlichtweg falsch. Was die Afrikaner in erster Linie brauchen ist mehr Handel und mehr Austausch mit dem Westen! Wenn man schaut wo Asien vor 100 Jahren stand und wo es heute ist, dann sieht man, dass Fortschritt durchaus möglich war - trotz dessen, das "wir" im Westen sehr bequem leben. Freilich würde irgendwann das Erdöl knapp aber ich vertraue da ganz auf die Erfindungsgabe des Menschen. B. und W. gehen an verschiedenen Orten auf das Problem der Rohstoffknappheit ein und kommen zum Schluss, dass dieses Problem heute masslos übertrieben wird. So habe Ende es 19. Jahrhunderts ein Engländer die "coal question" heraufbeschworen und gemeint, irgendwann würde dem Empire die Kohle ausgehen. Wenige Jahrzehnte später entdeckten die Briten im Nahen Osten das Erdöl. Ähnlich hat Malthus eine natürliche Grenze für das Bevölkerungswachstum gesehen, wobei er allerdings nicht ahnen konnte, welch gewaltige Fortschritte in der Landwirtschaft möglich sein würden. B. und W. räumen gründlich auf mit der idyllischen Vorstellung, dass das Leben vor der Industrialisierung besser war.Allerdings räumen B. und W. ein, dass das Ressourcenproblem - obwohl es die Entwicklung der Menschheit langfristig nicht aufhalten könne - als Katalysator für gewisse Prozesse (Konflikte um Wasser, Öl etc.)wirken könne.
Ich gebe zu, dass mich das Argument "intuitiv" schon ein wenig "packt", aber es gibt für mich eben nur eine Lösung: Technischen Fortschritt. Es ist einfach undenkbar, das Rad der Geschichte zurückzudrehen und den Leuten zu sagen "So, jetzt lebt bitte alle mal ein wenig anspruchsloser, dann geht es den Leuten in Afrika besser".
Ich kann die Lektüre von B. und W. wirklich wärmstens empfehlen, auch wenn man sich durch viele hunderte Seiten durcharbeiten muss. Auch sie kommen zum Schluss, dass es mittelfristig gewaltig krachen wird, doch sie begründen ihre Meinung auf allgemein nachvollziehbare Weise (very long term history), wobei sie nicht auf religiöse oder moralische Argumente zurückgreifen müssen. Sie lassen sich jedoch nicht dazu hinreissen, irgendwelche Einzelereignisse vorauszusagen. Die zentralen Fragen im politischen, ökonomischen und sozialen Bereich werden systematisch diskutiert und bezüglich ihres Potentials abgewogen, wobei oft mit historischen Vergleichen gearbeitet wird (z. B. Rohstofffrage).
Gruss
Andreas
- Re: Probleme hierbei Torsten 05.3.2003 16:55 (2)
- Re: Probleme hierbei Andreas 05.3.2003 17:21 (1)
- Re: Probleme hierbei Torsten 05.3.2003 19:43 (0)