US-Berater: "Die USA könnten jetzt schon losschlagen"

Geschrieben von Johannes am 21. Dezember 2002 01:05:26:

Mit seinen Äußerungen zu Saudi-Arabien hatte US-Regierungsberater
Murawiec die Beziehungen Washingtons zu Riad stark belastet. In einem
Interview mit der Netzeitung fordert er einen schnellen Krieg gegen Irak.

...

Netzeitung: Was ist von dem Waffendossier der irakischen Regierung zu halten?

Murawiec: Er ist völlig unbrauchbar. Die 12.000 Seiten sind eine reine Groß-
übung in Büroarbeit. Es ist nichts drinnen, was die Inspektoren nicht schon
1998 wussten. Neu ist vielleicht das Kochbuch von Saddam Husseins Großmutter.
Der Bericht hat nur den Zweck, Zeit zu gewinnen.

Netzeitung: Ist ein Krieg unvermeidbar?

Murawiec: Wir sollten einen Krieg gegen den Irak haben! Nicht aus Liebe zum
Krieg, sondern weil die Probleme des Mittleren Ostens nicht gelöst werden
können, solange Saddam Hussein an der Macht ist.

Netzeitung: «Kein Krieg für Öl» scheint sie nicht zu überzeugen?

Murawiec: Was ist falsch an Öl? Unsere Industrien laufen nicht ohne Öl. Aber
das ist nicht der einzige Grund.

...

Netzeitung: Die Antikriegshaltung der deutschen Regierung kann Ihnen nicht gefallen?

Murawiec: Das wäre unbegreiflich, wenn sie wirklich jegliche Unterstützung
verweigert. Bundeskanzler Gerhard Schröder verhält sich seit dem Wahlkampf wie
ein Provinzpolitiker. Aus kurzfristigem Gewinnstreben wirft er Deutschlands
Ansehen um zehn Jahre zurück. Außenminister Joschka Fischer nehme ich von
diesem Urteil aus.

Netzeitung: Wann soll der Krieg losgehen?

Murawiec: Je früher, desto besser. Die US-Truppen sind schon jetzt bereit,
loszuschlagen.

Netzeitung: Sind sie das? Es sind doch nur 60.000 US-Soldaten am Golf. 250.000
würden gebraucht..

Murawiec: Nein, die braucht man nicht. Das ist Quatsch, was diesbezüglich
in den Medien steht. Der Krieg wird folgendermaßen aussehen: Erst fünf bis
sieben Tagen Luftangriffe. Mit «smart bombs». Die irakischen Schaltzentralen
werden außer Gefecht gesetzt.

Netzeitung: Wie geht es weiter?

Murawiec: Spezialeinheiten werden luftunterstützt vom kurdischen Norden aus
die arabischen Städte des Zentrums erobern.

Netzeitung: Mit welcher Gegenwehr ist zu rechnen?

Murawiec: Was auch immer da an Truppen rumläuft - wichtig sind nur die 30.000
Mann der prätorianischen Garde. Und letztes Jahr ließ Saddam acht Generäle
dieser Eliteeinheit umbringen.

...

Netzeitung: Was passiert mit Saddam Hussein?

Murawiec: Er wird von einem seiner Generäle umgebracht. Oder fünf, oder zwanzig.
Sie werden sich um die Ehre streiten, derjenige zu sein, der Saddam Hussein
umgebracht hat.

Netzeitung: Was kommt dann im Irak? Was ist von den Oppositionellen in
London zu erwarten?

Murawiec: Es wird sehr wahrscheinlich eine konstitutionelle Monarchie
werden. Mit Prince Hassan Al-Thalal, dem Bruder des jordanischen Herrschers,
als König. Dem Neffen des letzten irakischen Königs.
Es muss eine breite Koalition sein. Auch die Amerikaner haben begriffen, dass
man nicht mehr auf einen starken Alleinherrscher setzen sollte.

...

Netzeitung: Es gab eine Menge Initiativen der saudischen Herrscher nach ihrer
Kritik. Überzeugen Sie die?

Murawiec: Das ist Mist. Ein Teil des Geldes kommt doch direkt aus der Herrscher-
familie. Bringen die sich jetzt selbst ins Gefängnis? Wenn sie das Ernst meinen,
wäre es wie in dem Stasi- Witz: Ein Offizier fragt den anderen: «Weißt du, was
ich gerade denke?» und der andere antwortet «Ja. Du bist verhaftet.»

Wenn man die Freitagsgebete in den großen Moscheen hört, weiß man, dass der
Hass auf den Westen und der Aufruf zum heiligen Krieg nicht abgenommen hat. Der
Krieg der Wahabiten (Anm. :die saudische Staatsreligion) gegen den Westen geht
unverändert weiter. Wenn man wissen will, was die Saudis außer Öl interessiert,
muss man sich nur das Afghanistan der Taliban anschauen.

Netzeitung: Dann haben Sie die im Hamburger Prozess gegen Motassadeq aufge-
deckten saudischen Finanzquellen nicht überrascht haben?

Murawiec: So ist es. Der Hamburger Prozess ist wichtig. Es ist ein rauchender
Colt. Alles kam aus Saudi Arabien: die Logistik, das Geld, die Attentäter. Was
braucht man noch?

Netzeitung: Warum schmiert US-Präsident George W. Bush König Fahd dann weiter
Honig um den Mund?

Murawiec: 700 Milliarden bis 1000 Milliarden Dollar saudische Investitionen in
den USA. Mit dem Geld kann man eine Menge Freundschaften kaufen.



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