Re: Bundeswehr ist noch zur Verteidigung bereit - aber seid ihr es ?

Geschrieben von Ismael am 08. Dezember 2002 17:28:32:

Als Antwort auf: Bundeswehr ist noch zur Verteidigung bereit - aber seid ihr es ? geschrieben von Freiwild am 08. Dezember 2002 03:21:05:

>>"Drückeberger" und "Ungediente" führen das große Wort<<

was bildest du dir eigentlich ein,

ich habe mitte der 80er den wehrdienst verweigert und stehe auch heute noch zu dieser entscheidung! wenn du dir jetzt einen darauf frischmachst, als w15, w18 oder sonstwas gedient zu haben, ist das deine sache, aber ich sehe nicht ein, wo du das recht hernimmst, kriegs-/wehrdienstverweigeren drückebergertum zu unterstellen! ich könnte jetzt andersrum pauschalisieren und sagen, das ich saufen auch ohne wehrdienst gelernt habe und während die große masse der wehrdienstleistenden in den kasernen hockte und sich allen möglichen unfug hat einfallen lassen, habe ich menschenleben gerettet (oder mitunter auch nicht retten können).
ich habe seinerzeit in meiner verweigerung u.a. die erfahrung mit dem tod (familie) angeführt um klarzumachen, daß ich nicht bereit bin, ein leben aufgrund von befehlen auszulöschen, selbst dann nicht, wenn ich die notwendigkeit des befehls sehen würde. das töten von menschen käme nur im falle der 'unmittelbaren' selbstverteidigung infrage! wirkliche heftige erfahrungen mit dem tod und dem sterben von menschen habe ich jedoch erst während meines zivieldienstes gesammelt und es hat mir gezeigt, daß meine entscheidung richtig war!
ohne frage gibt es wehrpflichtige, die aus überzeugung zur bundeswehr gehen und ich habe nicht das geringste problem, das zu akzeptieren. wenn jemand der meinung ist, er könne guten gewissens in der bundeswehr dienen wobei es für mich kein unterschied darin besteht, ob an der waffe oder in der etappe, dann soll er auch hingehen, was besseres ist er deswegen aber noch lange nicht, zumal zdl's jobs machen, die sonst teure fachkräfte machen müßten, was zu einer kostenexplosion in den sozialsystemen führen würde und somit ihren beitrag zum gemeinwohl durchaus erbringen!
obwohl ich den kriegs-/wehrdienst seinerzeit verweigert habe, bin ich weißgott nicht der meinung, daß die bundeswehr und alle armeen abgeschafft werden sollte (sei denn, wirklich alle machen mit, aber das ist wohl eher unwarscheinlich!). eine erhöhung des verteidigungsetats ist aber zur zeit nicht möglich, auch wenn das in anbetracht der prophezeiungen nicht ungefährlich erscheint! die prophezeiungen sind aber sicherlich kein kriterium für die entscheidungen, die in berlin getroffen werden! dort geht es in erster linie um die staatsausgaben, die gesenkt werden müssen, oder es dir lieber, wenn zu den steuerbelastungen, die wir jetzt schon haben, noch eine verteidigungssteuer dazu kommen würde? selbst wenn du das noch einsehen würdest, andere wären wohl weniger erfreut und die gefahr innerer unruhen umso größer! eine moderne armee könnte dann allerdings auch gleich gegen die eigene bevölkerung vorgehen, was aber auch einigermaßen wehrkraftzersetzend sein dürfte!
drückebergertum ist durchaus verwerflich, bei all dem sehe ich aber nicht, warum ich mich hier beleidigen lassen muß! ich habe mich nicht gedrückt, sondern meine pflicht gegenüber der gesellschaft erfüllt!
ich habe seinerzeit meine verweigerung selbst und aus überzeugung geschrieben und ich habe keinen hehl daraus gemacht, daß ich zwar den "dienst" mit der waffe, waffengewalt zur selbstverteidigung trotzdem nicht grundsätzlich ablehne. ich bin nunmal nicht in der lage, meine verantwortung für den tod eines menschen an meine vorgesetzten weiterzugeben. wenn irgendwann einmal vor der entscheidung stehe sollte, jemanden töten zu müssen, dann muß das genauso 'meine' gewissensentscheidung sein, wie meine verweigerung!
wenn hier einer das große wort führt, dann doch wohl der, echte oder auch vermeintliche mißstände anprangert, dann aber die verantwortung dafür erstmal pauschal auf "die anderen schiebt"! es ist nunmal eine traurige tatsache, das deutschland (und nicht nur deutschland) kurz vor dem bankrott steht. dafür sind aber wohl kaum die kriegsdienstverweigerer verantwortlich, auch nicht die kriegsdienstverweigerer, die jetzt in führenden positionen sitzen! verantwortlich sind "die da oben" die von "uns hier unten" gewählt wurden. unabhängig davon ob gedient oder ungedient und das ist nicht erst seit gestern so!
Ismael



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