Ich muss Eurer Eminenz leider widersprechen
Geschrieben von franke43 am 22. November 2002 15:46:39:
Als Antwort auf: Findet der Sechste Kondratieff ohne Deutschland statt? geschrieben von Hubert am 22. November 2002 14:40:54:
Hallo Hubbi
Alsowenn ich so meine nichtvorhandenen Geschichtskenntnisse
Revue passieren lasse, dann stimmen die Kondratieffzyklen
grob.>Jetzt befinden wir uns im „fünften Kondratieff“, den die >Informationstechnologie beherrscht.
Und was wird den sechsten beherrschen. Zeichnet sich da was ab ?
>Die Theorie reicht über die Wirtschaft weit hinaus. Die Dampfmaschine hat >nicht nur mehr und billigere Produkte ermöglicht, sie hat auch aus Bauern und >Handwerkern Arbeiter gemacht.
Sine die Bauern und Handwerker dadurch glücklicher geworden ?
Lies mal wieder die "Weber" von Gerhart Hauptmann. Vor der
Entwicklung der dampfgetriebenen Maschinenspinnereien und
-webereien waren die Weber geachtete Handwerker, die für
ire Produkte anständig entlohnt wurden. Die Maschinen-
konkurrenz (auf fossiler Energie aufgebaut) machte aus
selbstbewussten Handwerkern und Meistern ihres Fachs
schlicht und einfach Bettler und ungelernte Lohnsklaven.Ergo: ist jeder Fortschritt automatisch gut ?
>Die Eisenbahn hat nicht nur Reisen ermöglicht und Märkte erschlossen, sondern >auch Kriege ausgeweitet.
Und das soll begrüssenswert sein ? Da lobe ich mir die Zeit,
als eine Grande Armee noch zu Fuss latschen musste. Das hat
die Gelüste der Friedriche und Napoleons auf die Weltherrschaft
etwas gedämpft. Oh dass Hitler ähnliche Grenzen gespürt hätte.>Die Elektrizität hat die Nacht zum Tag gemacht, die Schichtarbeit ermöglicht >und das moderne Großstadtleben eingeläutet.
Und das war natürlich wieder mal der reine Segen ?
>Und der Auto- und Flugverkehr hat den Massentourismus und die Globalisierung >der Produktmärkte gebracht. Solche Veränderungen fordern dann den politischen >Mut zur Lösung von altgewohnten gesellschaftlich-kulturellen Institutionen >heraus.
Unten forderst Du uns zur Restauration der alten Gesellschaft auf,
und hier preist Du die gesellscaftlichen Verwerfungen, die die
bisherigen Innovationen mit sich gebracht haben.>Heute befinden wir uns wieder mitten in einem Transformationsprozeß nicht nur >der Wirtschaft, sondern auch der Lebensgewohnheiten der Menschen und damit der >gesellschaftlich-kulturellen Institutionen.
Aber WOLLEN wir so leben ? Daru muss es doch eigentlich gehen.
Schliesslich sind wir alle die Kundschaft, für die die neuen
Technologien entwickelt werden.>Triebkraft des Prozesses ist die Informationstechnologie, auf deren Konto >nicht zuletzt das heute geradezu als magisch empfundene Stichwort >Globalisierung geht. Die neuen Techniken erlauben eine Globalisierung der >Unternehmen: Fertigung in Ungarn, Buchhaltung in Indien, Einkauf in Thailand, >Finanzierung in Tokio, Firmensitz in Köln. Angesichts dieser Entwicklung >scheiden sich hierzulande die Menschen in Hoffnungs- und Bedenkenträger.
Und das ist das Übel. Die Globalisierung der Unternehmen macht
ganze "souveräne" Völker, Kulturen und auch ihre politischen
Führungsschichten gegenüber den anonymen "Anlegern" der inter-
nationalen Kapitalmärkte erpressbar, was einer Entmündigung von
95 % der Menschheit durch die 5 anonymen % einer Finanz- und
Industrieherrscherkaste gleichkommt.Ausserdem findet die Globalisierung zur Zeit nicht auf gleicher
augenhöhe ab. So ist z.B. der globale Freihandel kein solcher.
Die führende Wirtschaftsmacht kann es sich jederzeit erlauben,
einseitig und ohne Rücksichten protektionistische Massnahmen
(z.B. Strafzölle auf Stahlimport) einführen, im krassen
Widerspruch zur eigenen Ideologie und ohne jedes Risiko einer
Bestrafung durch die Welthandelsorganisation. Wehe dem anderen
Land, das dasselbe probiert !!>Ist die gegenwärtige Arbeitslosigkeit in Deutschland und Europa ein >Schicksalsphänomen, ist sie hausgemacht oder nichts als ein Befund, der die >Theorie der Langen Wellen nur bestätigt, und dem dann ebenso theoriekonform >der nächste Aufschwung mit Vollbeschäftigung folgen wird?
Jedenfalls bringen die Wellen zur Zeit nix Gutes mehr.
>Es gehört zur inneren Logik der Theorie, dass es sich bei den Kondratieff->Zyklen um ein weltwirtschaftliches, weltgesellschaftliches Phänomen handelt. >Danach wird sich ein Land im internationalen Wettbewerb gut behaupten, das den >vom neuen technologischen Stil gebotenen Wandel nicht nur der Wirtschaft, >sondern auch der gesellschaftlichen Institutionen frühzeitig und entschlossen >betreibt.
Und hier lassen sich ein paar Fragen aufwerfen:
1 Ist der totale Wettbewerb aller gegen alle wirklich der gottgewollte
Zustand hier auf der Welt ?2 Ist es für die Mehrheit der Menschen wirklich gut so, wie es ist ?
3 Kannst Du das, was in den letzten 300 Jahren weltweit geschehen
ist, aus kirchlicher Sicht wirklich gut heissen ? Schliesslich haben
diese Kondratieffzyklen ja genau die Menschen von der Kirche
entfernt.>Nachdem Deutschland noch im Petrozyklus eine Weltspitzenstellung einnahm, >wurde es seit den 60er/70er Jahren in Sachen Informationstechnologie durch die >USA und Japan auf einen Mittelmaß-Rang im internationalen Wettbewerb >verwiesen. Vom zweiten bis zum vierten Kondratieff-Zyklus gehörte Deutschland >zu den technologischen Pionieren mit allen damit verbundenen >Wohlstandsgewinnen.
Und all das ist aufgebaut auf eine extensive Verschwendung der fossilen
Primärenergieträger, deren Ansammlung in der Erde Jahrmillionen
gekostet hat, die aber in wenigen Jahrzehnten verheizt werden.
Und wofür ? Zum grossen Teil für sinnlosen Klimbim.>Wenn wir uns fragen, welchen Vorzügen unser Land es zu verdanken hatte, dass >es an den drei vorausgegangenen Wellen erfolgreich beteiligt – bei der >Dampfmaschine waren wir nicht dabei – war, so sollen wir uns an eine >historische Tatsache erinnern. Die deutsche Forschung war von der Mitte des >19. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts führend, und die deutsche >Unternehmerschaft verstand es, die Ergebnisse der deutschen Forschung zu >nutzen.
Du hast die Politik vergessen. In der ersten Hälfte des 19. KJahrhunderts
wurden die ersten ernsten Schritte unternommen, um die ererbte deutsche
Kleinstaaterei zu überwinden, die vorher jede Entwicklung im nationalen
Rahmen verhindert hat. Preussen war der grösste Flächenstaat in
Deutschland und konnte leicht den Anfang machen. Das Ruhrgebiet, in dem
Du selber wohnst, begann sich zu entwickeln, als es an Preussen kam.>Ich frage Euch: Was hindert uns daran, diese gegenseitige Mobilisierung von >Wissenschaft und Wirtschaft zu erneuern?
Und ich stelle die Gegenfrage: welchen Grund haben wir, um uns aktiv
an Entwicklungen beteiligen zu wollen, die der grossen Mehrheit von
uns augenscheinlich nicht nützen, sondern eher schaden ?>Ist es etwa noch die für Abschwungphasen typische institutionelle Sklerose?
>Institutionelle Innovation setzt mentale Innovation voraus.Vielleicht sind ja viele der Meinung, dass wir das erreichbare
Optimum an Lebensumständen bereits erreicht haben, und dass
jeder Schritt davon weg nur ein Schritt nach "unten" sein kann.>Diese muß jedoch schon in der Jugend, in den Schulen und Hochschulen beginnen. >Nicht von ungefähr verbindet man mit dem Begriff Sklerose auch Alter. Und die >europäischen Bevölkerungen altern tatsächlich, ein Sachverhalt, mit dem ein >allgemeines Klima der Innovationsfreude nicht gerade leicht zu vereinbaren ist.
Mein lieber Hubert, es ist eine Tatsache seit Menschengedenken, dass
alle Menschen älter werden und nicht jünger. Wir beide genauso.
Insofern MUSS jede Bevölkerung altern, weil der Jungbrunnen noch
nicht entdeckt ist.>Aber nicht nur die Überalterung wird Deutschlands Zukunft verhindern. Der >Massenimport von Problem-Ausländern hat die deutsche Gesellschaft genauso >nachhaltig geschädigt
Der "Import" von Problem-Ausländern ist eine christlich motivierte
und ethisch hochstehende Tat ("tätige Nächstenliebe") und bedarf
daher keiner Kritik.>wie die ideologisch motivierte Nivellierung der deutschen Schulen nach unten.
Bildungsmöglichkeiten für alle nennst Du Nivellierung nach unten ?
Wie umfassend sind Deine fachpädagogischen Kenntnisse ? Ich bin
mit einer Lehrerin verheiratet.>Um am sechsten Kondratieff-Zyklus erfolgreich teilhaben zu können, bedarf es >also dreierlei Dinge in Deutschland:
Bevor ich mich zum sechsten Kondratieffzyklus äussere, will ich erst
wissen, was in dem entwickelt werden wird, bevor ich wissen kann,
ob ich irgendeine Beteiligung daran für gut halte.>1. Beseitigung aller moralischen und ethischen Deformationen (Ächtung von >Homoehe, Abtreibung und Euthanasie. Stattdessen Hinwirken auf einen breiten >gesellschaftlichen Konsens über die Heiligkeit und Unauflöslichkeit der Ehe)
Kannst Du einen Zusammenhang zwischen diesen Massnahmen und dem
Klima für technische Innovationen belegen ?>2. Pro Familie mindestens drei, besser vier Kinder.
Also statt Überbevölkerung und Wohnungsnot noch mehr Überbevölkerung
und noch mehr Wohnungsnot ? Wo lebst Du denn ? Ich hatte gedacht,
DU lebst im vollgepropften NRW und ich im dünn besiedelten Schweden ?
WO siehst Du denn den Platz für all die Leute ?>3. Gründung vieler privater und katholischer Schulen.
Und das ist jetzt wirklich ein Schlag ins Wasser. Bei aller
Offenheit gegenüber der Heiligen Kirche will ich darauf
aufmerksam machen, dass praktisch sämtliche technologischen
Neuerungen der von Dir beschriebene Kondratieffzyklen im
Kulturkreis der protestantischen "Denominationen" entstanden
sind. Die katholische Kirche hat nie sonderlich zu technischen
Neuerungen ermutigt. Die lutheranischen und noch mehr die
calvinistischen Länder standen an der Spitze der Entwicklung,
in jüngerer Zeit mit starker Konkurrenz durch den buddhistischen
Kulturkreis (Japan, Taiwan, Südkorea).>Herzlichst,
>HubertEbenso herzlichst
Franke 43
- Re: Ich muss Eurer Eminenz leider widersprechen Hubert 22.11.2002 16:04 (8)
- Tjaja franke43 22.11.2002 16:08 (7)
- Re: Tjaja Hubert 22.11.2002 16:16 (6)
- Re: Tjaja Bine 22.11.2002 16:37 (3)
- Aber warum und wodurch ? franke43 22.11.2002 16:36 (1)
- Re: Aber warum und wodurch ? Hubert 22.11.2002 19:24 (0)