Re: Russischer Überraschungsangriff ist sehr einfach durchführbar !

Geschrieben von Arkomedt am 10. Juli 2002 00:24:52:

Als Antwort auf: Russischer Überraschungsangriff ist sehr einfach durchführbar ! geschrieben von Discoverer am 09. Juli 2002 17:25:29:

Hallo Jörg,

ein guter, fundierter Beitrag, vielen Dank dafür!
Es klingt alles sehr logisch und scheint zusammenzupassen, wenn nicht die ganzen Details wären.
Luftlandetruppen zum Überbrücken des Zeitraumes, den die Panzertruppen brauchen.
50.000 Mann (offiziell genannt), für eine Gesamtfront von Norden (Finnland) bis Süden (Türkei). Verzeih, wenn ich grinse.
Mag sein, daß die Russen ein solches Abenteuer planen. Mag auch sein, daß sie sich mit akribisch ausgearbeiteten Plänen über den Einsatz "Fünfter Kolonnen" einen schnellen Sieg versprechen.
Fangen wir im Norden an.
Die Finnen sind unsagbar glücklich, dem russischen Joch (Finnlandisierung, igitt!) entronnen zu sein. Sie erleben z.Zt. einen Wirtschaftsboom allererster Sahne, liegen in der PISA-Studie ganz weit vorn, werden alles dafür tun, um nicht noch einmal unter russische Vorherrschaft zu fallen. Die 50.000 Mann dürften allein für Finnland viel zu wenig sein.
Weiter. Polen. Auch wenn man annimmt, daß die Nato-Mitgliedschaft von Polen. Tschechien und Ungarn hinterfotzig von den Russen eingefädelt wurde, um so quasi die Nato zu unterwandern, sich ihrer Ressourcen zu bedienen, so ist doch eines klar. Die Nato besteht nicht nur aus der Bundeswehr. Und die Bundeswehr nicht nur aus Scharping. Wenn es darauf ankommt, wenn es eine Chance für einen konventionellen Krieg geben sollte, wird die Nato ein sehr viel ernster zu nehmender Gegner sein, als sich Hobbymilitärwissenschaftler, gestützt auf 50 Jahre alte Prophezeiungen von hinterwäldnerischen Oberbayern, vorstellen können.
Auch wenn die Kräfte des größten Nato-Partners USA gebunden sein sollten, vielleicht ist es ja wirl´klich besser ohne ihn?
Wie ich schon geschrieben habe, ich traue den Amis nicht so sehr viel mehr als den Russen. Ich glaube vielmehr, daß diese Beiden längst ein Agreement getroffen haben.
Zurück zu Polen. Zufälligerweise kenne ich die Gegend Krakau/Kattowitz, also das ehem. Schlesien aus den Jahren 92-94, hatte dort beruflich zu tun. Mag sein, daß viele alte Politniks gern die Zustände von vor 89 zurückhätten. Der überwiegende Teil der Polen definitiv nicht. Für die gläubigen Katholiken reicht das Wort des Pfarrers, um aus ihnen Widerstandskämpfer zu machen. Ich behaupte einfach mal, daß die Russen es in Westdeutschland sehr viel leichter hätten als im Baltikum und in Polen.

Was bleibt also?
Wenn die Russen Westeuropa angreifen wollen, und davon gehe auch ich aus, dann nicht konventionell.
Sie werden 10 bis 20 Großstädte in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Skandinavien mit Nuklear-Raketen auslöschen. Dann abwarten und nach den chaotischen Bürgerkriegen, ganze Heerscharen von "Flüchtlingen" werden aus Nordafrika einfallen, ganz gemächlich die Länder befrieden.

Und die USA werden einen Teufel tun und sich einmischen.

Also, Jörg, so leid es mir tut, ich muß Deine immerhin hoffnungsvollen Ansätze - ein konventioneller Krieg ist immer noch besser als ein nuklearer oder chemischer - demontieren.
Konventionell werden sich die Russen an viel zu vielen Schauplätzen festbeißen und ausbluten. Das werden sie nicht riskieren.

Ich lebe zwar nur 100 km von Berlin entfernt, hoffe aber, noch ein paar Jahre überleben zu können. Wohlgemerkt, mit Vorbereitungen...

Freundlichst, Arkomedt.


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