Nostradamus und der Lehrplan der 1. Klasse
Geschrieben von Elias am 17. März 2001 10:02:09:
Ich habe in der letzten Zeit im Reliforum viel über die symbolische Ebene von Mythen inkl. der Bibel geschrieben, die ich nicht mit anderen Augen lese als andere Mythen der Antike und der ich auch keine Sonderstellung einräume, außer natürlich, daß sie sicher etwas bekannter sein dürfte als die andere antike Mythologie.
Es kommt natürlich der Verdacht auf, daß diese symbolische Verklausulierung das einzige Ziel gehabt haben könnte, den Sinn geheimzuhalten.
Es ist nun natürlich ganz spannend, rauszutüfteln, was nun der Sinn der Symbole ist und was sich nun hinter den Mythen noch an Inhalten versteckt. Heute will ich mal eine Stufe weiter gehen, denn bei der symbolischen Verklausulierurng geht es um mehr, als nur um Geheimhaltung. Es geht um die Methoden zur Entschlüsselung des Schicksals.Es ist ein Training, um hinter den konkreten Geschichten den abstakten Sinn zu erkennen. Wenn man diese Fähigkeit trainiert hat, kann man sie schließlich nicht nur auf Mythen anwenden, sondern auch auf das LEBEN selbst.
Dahinter steht ein Weltbild, das auf Platon zurückgeht, aber vermutlich noch älter ist, daß es zu unserer Welt der Dinge auch eine abstrakte Welt der Ideen gibt. Ist so ähnlich wie in der objektorientierten Programmierung: Da gibt es auch reale Objekte und abstrakte Klassen.
Nehmen wir mal ein einfaches Beispiel: Die Grundrechenarten in der Grundschule. Da gibt es einen abstrakten Lehrplan. Da steht drin, was die Kinder zu lernen haben. Das ist sozusagen die abstrakte Idee. Wenn dann der Lehrer das mit Äpfeln und Birnen und Tortenstückchen erklärt ist das der konkrete Unterreicht.
Der abstrakte Lehrplan entspricht nun in diesem Beispiel der Welt der Ideen.
Der konkrete Unterricht entspicht der realen Welt.Wenn man den Lehrplan kennt, kann man dem ABC-Schützen prophezeien "Du wirst die Grundrechenarten lernen". Vielleicht wird ihm diese Informationen zu abstrakt vorkommen, daß er sie noch nicht einmal wiedererkennen würde, wenn er sie denn lernen würde. Denn daß es Grundrechenarten sind, wird man erst erkennen, wenn man die "höhere" Mathematik lernt. Wenn man einem Kind prophezeien wollte was es erlebt, könnte man sagen: "Du wirst lernen zu zählen und dann zwei Zahlen zusammenzuzählen und dann kommt auch noch das abziehen dran." Schön für uns, daß wenigstens wir diese Abstraktion begriffen haben. Aber wie würde dieser Satz klingen, wenn wir so gerade anfangen die Abstraktion zu erkennen? Das gäbe dann sicher so einen Satz ganz im Stil von Nostradamus "Nach der Zahl kommt das mehr und weniger".
Damit können wir auch gleich die 1. Centurie für den ABC-Schützen erstellen.
Nach der Zahl kommt das mehr und weniger. (Grundrechenarten)
Vom A geht der Weg bis zum letzten. (Alphabet)
Der Sinn der Zeichen wird entschlüsselt. (Lesen)
Neue Zeichen werden die Menschen setzen können (Schreiben)Hier haben wir nun die abstrakte Ebene eines Planes und zwar des Lehrplanes und damit eine Prophezeiung von dem was passieren wird. Vielleicht kann nun ein Kind nach der 1. Klasse diese Centurie richtig zuordnen, aber sicher nicht vorher.
Wenn wir in diese abstakte Welt der Pläne schauen, also in die Welt der Ideen, dann werden wir dort nicht sehen, wie der Lehrer nun konkret die Buchstaben erklärt, welcher Lehrer es sein wird und welches Kind wann stören wird. Alles das ist die reale Konkretisierung eines abstrakten Plans.
Wenn man nun lernt, den abstrakten Sinn einer Geschichte zu entziffern, also den LOGOS hinter dem MYTHOS, so schafft man damit das Handwerkszeug, um auch den Sinn hinter dem Schicksal zu erkennen. Es bleibt trotzdem schwierig ;-) Wenn man gelernt hat herauszufinden, was die abstrakte Botschaft einer konkreten Geschichte ist, kann man mit diesem Wissen auch an den Plan herangehen, der hinter unserem Schicksal verborgen liegt.
Im Leben passiert uns nun etwas Konkretes. Wenn wir den Plan entziffern wollen, dann müssen wir dem zugehörigen abstrakten Ziel einen Namen geben. Hier kommen nun die Symbole ins Spiel. Symbole sind Abstraktionen. Das Herz als Symbol für Liebe ist eine Abstraktion völlig losgelöst von der konkreten Geschichte von den konkreten Personen Helmut und Gabi.
Durch die Beschäftigung mit den Symbolen lernt man auf der abstrakten Ebene zu denken. Indem man einen Mythos verfaßt, lernt man, das Abstrakte in eine Geschichte zu fassen. Indem man die Symbole deutet, lernt man den abstrakten Sinn hinter der konkreten Geschichte zu erkennen.
Nun die Konsequenz für das Thema Prophezeiungen: In was für eine Zukunft können wir schauen? In die physische sicher nicht, denn diese gibt es heute noch nicht. Von der physischen Zukunft ist heute noch nichts da was wir sehen könnten. Was aber heute schon da ist, daß ist der Plan der Zukunft, das sind die abstrakten Ideen, die sich später verwirklichen können.
Daher wird auch ein Blick in die Zukunft abstrakt bleiben, denn die konkrete Zukunft existiert noch nicht. Am Beispiel von oben mit dem Lehrplan der ersten Klasse, wird man zwar wissen, was in der ersten Klasse passieren wird, aber nicht, an welchem Tag nun der Lehrer das Bild mit den 5 Äpfeln an die Tafel malt.
Damit ist auch das Grundproblem der Prophezeiungen erklärt: Ist alles vorherbestimmt oder hat man einen freien Willen? Wie können Prophezeiungen stimmen, wenn wir einen freien Willen haben?
Die Lösung ist: Es gibt abstrakte Pläne. In welcher Reihenfolge wir sie durchlaufen und wie das nun konkret passiert, das liegt tatsächlich im Bereich des freien Willens. Daher ist es auch klar, weshalb Prophezeiungen immer eine Unschärfe in der Zeit haben müssen. Daher dürfte auch die unklare, symbolhafte Sprache der Seher erklärt sein. Nostradamus hätte gar nicht anders schreiben können.
Wenn nun ein Seher die abstrakten Inhalte des Planes der Zukunft ergänzt um eigene Deutungen und damit konkretisiert, so wirkt die Prophezeiung damit vielleicht echter und konkreter, aber ist damit vermutlich nicht wahrer. Dieser Ergänzungs- und Interpretationsprozess setzt mitunter aber auch schon bei der Wahrnehmung ein.
Vielleicht ist auch jetzt klar, was es bedeutet, daß Johannes geschrieben hat "Am Anfang war das Wort .... Das Wort ist Fleisch geworden".
Hier haben wir auch wieder den abstrakten LOGOS (=Wort) und das konkrete Fleisch und hinter dem Fleisch, also hinter der konkreten Geschichte kann man den abstrakten LOGOS erkennen.
Der LOGOS ist sozusagen die abstrakte Idee für eine konkrete Geschichte und zwar für den Mythos vom Menschesohn.
Und im Mythos ist der Logos verborgen.
- Wer macht die "Pläne" für die Zukunft? KLL 17.3.2001 11:57 (8)
- Re: Wer macht die "Pläne" für die Zukunft? Mr. Burns 19.3.2001 19:49 (0)
- Re: Wer macht die "Pläne" für die Zukunft? Elias 17.3.2001 12:53 (2)
- Re: Wer macht die "Pläne" für die Zukunft? ExImagina 19.3.2001 12:08 (1)
- Re: Wer macht die "Pläne" für die Zukunft? Elias 19.3.2001 13:48 (0)
- Re: Wer macht die "Pläne" für die Zukunft? Fred Feuerstein 17.3.2001 12:52 (3)
- Re: Wer macht die "Pläne" für die Zukunft? isthar 18.3.2001 11:17 (1)
- nachtrag! isthar 18.3.2001 11:19 (0)
- Re: Wer macht die "Pläne" für die Zukunft? Andy 17.3.2001 19:46 (0)