Re: Die russische Langzeitstrategie - Teil 1: Einführung

Geschrieben von Swissman am 11. Oktober 2005 00:36:08:

Als Antwort auf: Die russische Langzeitstrategie - Teil 1: Einführung geschrieben von Jan-Peter Behle am 10. Oktober 2005 14:06:

Hallo Jan-Peter Behle,

Ich freue mich sehr, dass wir "Langzeitstrategen" Verstärkung erhalten. Willkommen in unserer Runde!

>Wie gesagt, Hitler kam den russischen Plänen von damals zuvor. Ich habe irgend-
>wo gelesen, die russen sollten ihre Panzer schon in Marsch gesetzt haben, als
>der 2. Weltkrieg begann. So rette Hitler Europa vor dem Bolzewitschus, selbst
>wenn das mit den Panzern nicht stimmen sollte.

Den Erkenntnissen des sowjetischen Überläufers Viktor Suworow zufolge war Adolf Hitler ursprünglich sogar ein wesentlicher, unwissender Bestandteil von Stalins Langzeitplan: Getreu Napoleons Feststellung, wonach im Zweifelsfall das letzte Bataillon die Entscheidung bringt, beabsichtigte Stalin, die Bataillaone der Roten Armee als letzte auf das Schlachtfeld zu führen. - Seine Planung sah vor, einen Krieg zu entfesseln, in den möglichst alle nichtkommunistischen Staaten von Bedeutung verwickelt werden sollten. Nachdem sich diese lange genug gegenseitig geschwächt und ausgeblutet hätten, würde die Rote Armee in Marsch gesetzte und den Westmächten endgültig den Todesstoss versetzen.

Aufgrund der berechtigten, allgeminen Ablehnung des Versailler Diktats in Deutschland bot es sich an, Deutschland bei der Revision dieses "Vertrages" zu unterstützen. An diesem Punkt kommt Hitler ins Spiel: Gerade weil Hitler unter den Politikern mit Breitenwirkung der bei weitem radikalste war, wurde er auf Stalins Anweisung auf dem Weg zur Macht diskret unterstützt.

Als die diplomatische Krise zwischen Deutschland und Polen sich dem Siedepunkt näherte, tauchte Stalin als Deus ex machina auf: Durch den ihm von Stalin angebotenen Nichtangriffspakt wurde Adolf Hitler überhaupt erst in die Lage versetzt, zu diesem Zeitpunkt mit hinreichender Aussicht auf Erfolg Krieg führen zu können (entgegen anderslautenden Mutmassungen, etwa seitens gewisser Fernseh-"Historiker", waren 1939 erhebliche Teile der Wehrmacht noch als Provisorium anzusehen). Ein wesentlicher Punkt des Hitler-Stalin-Paktes war die grosszügige Belieferung des Deutschen Reiches aus Moskau mit strategischen Rohstoffen jeder Art.

Als Frankreich nach einem kurzen Blitzkrieg zusammenbrach und sich das britische Expeditionskorps unter Zurücklassung sämtlicher schwerer Waffen nach Albion zurückziehen musste, war auch Stalin überrascht: Er hätte einen langen, blutigen Krieg nach Art des Ersten Weltkrieges bevorzugt.

Aufgrund der Entwicklung musste Stalin seinen eigenen Angriff zeitlich vorverlegen. Irgendwann im Lauf der Luftschlacht um England muss Hitler gemerkt haben, dass Stalin die Rote Armee nach und nach in Position brachte - unter diesen Umständen war Unternehmen Seelöwe (die Invasion in England) nicht mehr durchführbar: Zweifellos hätte Stalin sofort losgeschlagen, sobald die kampstärksten deutschen Verbände den Kanal überquert hätten. Zudem hatte die UdSSR sich verschiedene Gebiete in bedrohlichster Nähe zum rumänischen Ploesti, dessen Erdölfelder für Deutschland unverzichtbar waren, einverleibt.

Die deutsche Führung musste daher Unternehmen Seelöwe schubladisieren und sich in aller Eile der Vorbereitung eines Präventivschlages gegen die Sowjetunion zuwenden.

Letztlich war es purer Zufall, dass die Wehrmacht ihre Vorbereitungen geringfügig vor den Roten abschliessen und deren Sturmspitzen in ihren Bereitstellunsräumen zerschlagen konnte.

Viktor Suworow hat mehrere, durchwegs sehr empfehlenswerte Bücher zu diesem Thema geschrieben: Es handelt sich im einzelnen um "Der Eisbrecher", "Der Tag M", "Stalins verhinderter Erstschlag" sowie "Marschall Schukow". Er belegt seine These mit einer Fülle von Beweisen und Indizien. Auch wenn ich bei der Lektüre von Suworows Büchern Verschiedenes, was ich bis dahin über den Zweiten Weltkrieg zu wissen geglaubt hatte, über Bord werfen musste (nein, ihr "lieben" Zuträger, ich spiele NICHT auf den Holocaust an!), hat er mich überzeugt - die Beweise lassen keinen Zweifel: Viktor Suworow sagt die Wahrheit, die Political Correctness lügt (naja, zumindest letzteres ist keine ganz so neue Erkenntnis mehr... *g*)

Übrigens stossen Viktor Suworows Thesen in Russland auf breite Zustimmung.

>Wie gesagt, Hitler kam den russischen Plänen von damals zuvor. Ich habe irgend-
wo gelesen, die russen sollten ihre Panzer schon in Marsch gesetzt haben, als
der 2. Weltkrieg begann.

Wenn ich mich recht erinnere, sollte der sowjetische Erstschlag laut Suworow drei oder vier Tage später als Unternehmen Barbarossa beginnen.

>So rette Hitler Europa vor dem Bolzewitschus, selbst
wenn das mit den Panzern nicht stimmen sollte.

Ich sage dies zwar durchaus nicht unbedingt gerne (mein Grossvater war KZ-Häftling), aber faktisch ist diese Feststellung absolut korrekt: Ohne Unternehmen Barbarossa hätte sich Stalin zuallermindest auch noch die andere Hälfte von Europa geholt.

mfG,

Swissman


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