Israel / Räumung des Gazastreifens politisch und prophetisch gesehen

Geschrieben von Johannes am 17. August 2005 10:17:55:

Hallo Forum,

schon länger geht mir der Gedanke nach, daß die Räumung der Siedlungen im Gaza zwar einerseits zu einem (vorübergehenden) Frieden führen könnte (siehe auch die Visionen von Mick_2), andererseits sind sie, politisch gesehen, eine Kriegsvorbereitung: Je weniger das Militär diese kleinen, verstreut gelegenen Siedlungen beschützen muß, desto mehr steht es für andere Aufgaben zur Verfügung.

Wie bedeutend ist nun diese erste nennenswerte Räumung von Gebieten? Für Sharon ist sie sehr bedeutend, er hat die Anzahl der beteiligten Polizisten und Soldaten sogar kurzfristig von 20.000 auf 55.000 erhöht, damit sie möglichst schnell und reibungslos geht. Er setzt also wirklich alles daran, die Siedler zu vetreiben, obwohl er früher für deren Angelegenheiten gekämpft hat. Da er seine Linie gegen den erbitterten Widerstand von Zehntausenden (!) durchzieht, muß ihm der rasche Abzug wirklich sehr, sehr wichtig sein.

Nun bin ich auf ein sehr interessantes Detail aufmerksam geworden. Wie Ihr wißt, werden die Siedlungen ab heute zwangsweise geräumt (aus Sicht der Betroffenen: werden die Juden gewaltsam vertrieben). Gesperrt und von jeglichem zivilen Verkehr mit der Außenwelt abgeschnitten wurden die Siedlungen aber ab Sonntag um Mitternacht.

Sonntag war also der letzte Tag für die Siedler, und sie wußten, daß sie nun nun ab Mitternacht (aus ihrer Sicht) depotiert würden. Und nun schaut Euch bitte mal an, welche Geschichte dieser Sonntag hat, es ist der jüdische Gedenktag Tischa Beav. An diesem Tag geschahen die großen nationalen Katastrophen des jüdischen Volkes:

- die Zerstörung des salomonischen Tempels (586 v. Chr.),
- die Zerstörung des herodianischen Tempels im Jahr 70 durch Titus,
- die Pogrome an Juden in Worms und Speyer durch Kreuzfahrerhorden 1096,
- die Vertreibung der Juden aus England (1290),
- die Vertreibung der Juden aus Spanien (1492),
- der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1918
- und sogar die erste Eisenbahnfahrt von Juden zu den Gaskammern von Auschwitz.
(siehe Beitrag von Ulrich W. Sahm: http://n-tv.de/566786.html)

Auf einer anderen Seite heißt es:

> Am 9. Tag des jüdischen Monats Av gedenken Juden der Zerstörung des ersten
> und des zweiten Tempels. Es ist ein Trauertag, an dem gefastet wird. In
> diesem Jahr fällt er auf den 14. August. Rabbiner haben die israelische
> Regierung aufgefordert, den Rückzug aus dem Gazastreifen auf die Zeit danach
> zu verschieben, weil man an diesem Tag nicht umziehen dürfe. Ariel Scharon
> ist dieser Bitte mittlerweile nachgekommen.
> Beide Gedenktage beziehen sich auf Ereignisse, die viele Jahre zurückliegen.
> Aber sie sind den Juden sehr wichtig.

(aus http://www.ev-kirche-langenargen.de/120.0.html)

Daraus seht Ihr, das die Räumung/Vetreibung (je nach Sichtweise) eigentlich für Sonntag geplant war, nach Protesten wurde der Sonntag dann zum Vorabend der Räumung.

Mich persönlich stimmt das sehr nachdenklich.

Gruß

Johannes



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