Sozialdarwinismus oder Selber essen macht fett - Mr. Spock
Geschrieben von Torsten am 06. Januar 2002 17:53:58:
Ich habe mir einige der Diskussionen weiter unten durchgelesen und denke, daß eine Einstellung einen eigenen Faden wert ist.
Hallo Mr. Spock,
ich dachte, mir wären die wesentlichen Spielarten menschlichen Denkens bekannt, aber die eines Vulkaniers stellen Vieles in den Schatten. Hast Du Dir den Namen nach einem Blick in den Spiegel gegeben? Da würde mir noch eine andere Assoziation einfallen.
Mr. Spock war mir eher als emotionslos logisch in Erinnerung. Dazu gehört für mich aber nicht, daß man den Nachbarn essen darf, der keine erkennbare Funktion hat. Vielleicht denkt der auch genauso.
Welcher wichtigen Tätigkeit gehst Du überhaupt nach, außer durch perfekte Anpassung an die vielbeschworene Leistungs- und Konsumgesellschaft Deine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen? Deine eigene Wichtigkeit mag Dir plausibel erscheinen, aber das eigene Denken muß nicht der Wahrheit entsprechen.
Bist Du konsequent oder hast Du etwa eine Renten-, Kranken- (oder pfui: gar Arbeitsunfähigkeits-) Versicherung? Eine solche Krone der Evolution sollte doch ohne jede Form einer Solidargemeinschaft auskommen und bei deutlichen Anzeichen, anderen zukünftig zur Last zu fallen, mit eigenem Geld seine Entsorgung organisieren. Das wäre logisch!
Diese sozialdarwinistischen Ideen sind auch nicht so ganz neu. Sie haben nur einen Haken: bisher hat sich immer herausgestellt, daß ihre Verfechter doch nicht so überlegen waren, wie sie dachten (selbst im Dritten Reich, wo sie nun wirklich Macht und Kontrolle hatten), sondern die von ihnen für unterlegen Gehaltenen.
Oder anders: nach Deiner Logik müßtest Du jedem recht geben, welcher sich, besser bewaffnet als Du, Dein Eigentum aneignet.
Wenn Du glaubst, daß das triebgesteuerte Revierverhalten und das Gesetz des Stärkeren für immer festgeschrieben sind, dann versuche es nicht, als Intelligenz und Logik zu verkaufen, sondern als das, was es ist: niedrigste Instinkte.
Ich glaube nicht, daß das Schwelgen in Feindbildern zu irgendetwas führt, sondern nur das vernünftige, durchdachte Handeln im Rahmen der eigenen Möglichkeiten und gemeinsamen Erfordernisse. Und wenn im Moment soviele menschliche Ressourcen ungenutzt sind, ist dies auch die Schuld jedes Einzelnen in der "Gesellschaft", welcher eben nicht über die Folgen seines Handelns nachdenkt, sondern sich nur an der Bedürfnisbefriedigung orientiert.
Du klingst wie jemand, der über Gebühr viel arbeitet und sauer ist, weil er das Ergebnis seiner Arbeit mit denen teilen muß, denen er sie abnimmt. Könnte es also sein, daß der Fehler bei Dir liegt?
Wenn nicht, mußt Du schon Nägel mit Köpfen machen. Eine mögliche Lösung habe ich vor Jahren in einem Film gesehen: der (fiktive) britische Premierminister hatte ein Arbeitsbeschaffungsprogramm erarbeitet, welches vorsah, daß sich täglich 10000 Arbeitnehmer auf einer Klippe einzufinden haben, um durch den Sprung ihren Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen. Ist Dir klar, daß ein solches Programm 400 Tage laufen müßte, um auch nur die offiziell registrierten Arbeitslosen abzubauen? Darüberhinaus würde es selbst Auschwitz'sche Dimensionen sprengen. Von leichten moralischen Bedenken ganz zu schweigen, aber die sind ja für einen Vulkanier wohl Nebensache.
Wenn Du nicht nur in Deiner kleinen Welt leben würdest, müßtest Du Dir auch ab und zu Fragen stellen, welche etwas unbequem sind: ist der Leistungsunwille tatsächlich so verbreitet oder handelt es sich auch hier um Medienpolitik? Bist Du selbst auch dann noch notwendig, wenn die gegenwärtige Rezession weitergeht? Viele halten sich für unersetzlich; welch ein Irrtum! Du auch?
Torsten
- Re: Sozialdarwinismus oder Selber essen macht fett - Mr. Spock Mr. Spock 06.1.2002 21:16 (4)
- Mal wieder ...... franke43 07.1.2002 11:52 (3)
- Re: Mal wieder ...... katzenhai2 08.1.2002 03:27 (2)
- Na gut franke43 08.1.2002 08:02 (1)
- Re: Na gut katzenhai2 09.1.2002 04:58 (0)