Bonnie hat Mut zum Unabsehbaren

Geschrieben von Theodor am 05. Oktober 2006 11:31:02:

Als Antwort auf: Re: Arghh!! Das ist doch dieser Grazer Esoteriker! geschrieben von Bonnie am 05. Oktober 2006 09:30:33:

>Wir können einer schlechten Quelle oder auch nur dem fehlerhaften Teil einer guten Proph aufsitzen. Wir wissen nix. >So meine ich das.

Hallo Bonnie,

vielen Dank für Deinen Beitrag!

Viele prophezeiende Astrologen werden Dir hinter vorgehaltener Hand zustimmen.

Zum Beispiel:

Nicht dass in gewissen Fällen eine später wirklich eintreffende Voraussage möglich ist, aber die dazu unerlässliche Erfahrung hat selten ein Astrologe, und der, welcher sie einigermaßen hat, macht aus Prinzip keine verbindlichen Voraussagen. Es kann eine Konstellation noch so zwingend aussehen, - der freie Wille des Menschen hat immer das letzte Wort, und nicht die Konstellation! (Hans R. Früh: Was ist Astrologie? 1949, S. 21)

Der freie Wille macht also einen Strich durch die Prophezeiungsrechnung?

Der abstrakte Verstand vermag freilich niemals Freiheit als Schöpfung aus dem Nichts zu begreifen. Er findet solches widerspruchsvoll und lächerlich, weil er bestrebt ist, alles was geschieht als eindeutige und notwendige Folge vorhergehender Ereignisse und innerer Anlagen anzusehen. Aber die Geschichte und unser Einzelleben wären keinen Augenblick wert gelebt zu werden, wenn all unsere Mühe und unser moralischer Einsatz nur subjektiver Schein wäre, der einen aus sich selbst heraus ablaufenden und von Urzeiten her bestimmten Weltmechanismus nur oberflächlich überspielte. Das objektive Studium der Geschichte, der Völker und Staaten, sowie des Lebenslaufes großer Persönlichkeiten zeigt vielmehr dem Beobachter ganz genau jene Augenblicke, in denen ein „Einschlag“ geschah, d.h. das träge mechanische Dahinrollen durch Selbstbesinnung und moralischen Entschluß unterbrochen wurde. Das hätte auch unterbleiben können! Dann wäre eben nichts geschehen. Daß es aber nicht unterblieb, sondern entgegen der Bequemlichkeit und angesichts des Rufes der Allzuvielen: Es ist unmöglich! doch geschah – das verbirgt sich im Mysterium der Freiheit. Freiheit ist in gewisser Hinsicht der Mut zum Unabsehbaren, Unwahrscheinlichen, ja Unmöglichen. Sie ist im strengsten Sinne ein Wunder. (Prof. Dr. Otto-Julius Hartmann: Der Mensch im Abgrunde seiner Freiheit. 3. Aufl. 1941, S. 190)

Sind Wunder vorhersehbar? Das wäre ja wunderbar, aber dann wäre es ja bar jeglichen Wunders.

Grüsse vom Theodor


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