Re: Bonnie hat Mut zum Unabsehbaren

Geschrieben von Bonnie am 05. Oktober 2006 12:27:14:

Als Antwort auf: Bonnie hat Mut zum Unabsehbaren geschrieben von Theodor am 05. Oktober 2006 11:31:02:

Hallo Theodor, danke :-)
Wäre das Thema "Prophezeiungen" eine Wissenschaft, wo wäre sie einzuordnen ? Ich meine, zwischen Medizin, Psychologie und den Sozialwissenschaften. Der unberechenbare Mensch (können wir ihn immer noch nicht berechnen ?) steht im Mittelpunkt. Ein Proph verbreitet sich nicht, weil sie richtig ist, sondern weil sie gefällt. Entweder sie ist schön eingängig (Flut, Glut und Blutjahr) oder sie thematisiert die schwärzesten Befürchtungen und wird aufgrund des Gruseleffektes ein Kassenschlager. Positive Prophs gibt es fast gar nicht, dabei wären sie für unsere Breitengrade bis auf den heutigen Tag richtig gewesen. Wir haben alle zu essen, ein Dach über dem Kopf, eine Heizung und sogar einen Computer, um uns zu amüsieren.
Stattdessen werden schlimmste Ereignisse (Russeneinmarsch, Kometeneinschlag, Flutwelle, Kältesommer) immer noch als "richtige Prophs" angesehen, obwohl davon nichts eingetroffen ist.
Ich weiß, was ihr denkt: Warte mal ab ;-)))))

Mach ich ja !!

Zum freien Willen: Ja, ich weiß nicht, wenn man jede Proph durch freien Willen abwenden kann, ist es dann noch eine Proph ? Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz, ich kann das jedenfalls nicht mehr nachvollziehen. Jaha, der Russeneinmarsch ist schon richtig prophezeit worden, aber da die Russen die Prophs gelesen haben und gesehen haben, daß sie verlieren, haben sie von ihrem Einmarsch Abstand genomme. So ? Wir sind wieder bei der Tautologie. Russeneinmarsch ist richtig prophezeit, wenn er stattfindet, sowieso und wenn er nicht stattfindet, dann wurde er durch die Proph abgewendet.

Liebe Grüsse, Bonnie


>>Wir können einer schlechten Quelle oder auch nur dem fehlerhaften Teil einer guten Proph aufsitzen. Wir wissen nix. >So meine ich das.
>Hallo Bonnie,
>vielen Dank für Deinen Beitrag!
>Viele prophezeiende Astrologen werden Dir hinter vorgehaltener Hand zustimmen.
>Zum Beispiel:
>Nicht dass in gewissen Fällen eine später wirklich eintreffende Voraussage möglich ist, aber die dazu unerlässliche Erfahrung hat selten ein Astrologe, und der, welcher sie einigermaßen hat, macht aus Prinzip keine verbindlichen Voraussagen. Es kann eine Konstellation noch so zwingend aussehen, - der freie Wille des Menschen hat immer das letzte Wort, und nicht die Konstellation! (Hans R. Früh: Was ist Astrologie? 1949, S. 21)
>Der freie Wille macht also einen Strich durch die Prophezeiungsrechnung?
>Der abstrakte Verstand vermag freilich niemals Freiheit als Schöpfung aus dem Nichts zu begreifen. Er findet solches widerspruchsvoll und lächerlich, weil er bestrebt ist, alles was geschieht als eindeutige und notwendige Folge vorhergehender Ereignisse und innerer Anlagen anzusehen. Aber die Geschichte und unser Einzelleben wären keinen Augenblick wert gelebt zu werden, wenn all unsere Mühe und unser moralischer Einsatz nur subjektiver Schein wäre, der einen aus sich selbst heraus ablaufenden und von Urzeiten her bestimmten Weltmechanismus nur oberflächlich überspielte. Das objektive Studium der Geschichte, der Völker und Staaten, sowie des Lebenslaufes großer Persönlichkeiten zeigt vielmehr dem Beobachter ganz genau jene Augenblicke, in denen ein „Einschlag“ geschah, d.h. das träge mechanische Dahinrollen durch Selbstbesinnung und moralischen Entschluß unterbrochen wurde. Das hätte auch unterbleiben können! Dann wäre eben nichts geschehen. Daß es aber nicht unterblieb, sondern entgegen der Bequemlichkeit und angesichts des Rufes der Allzuvielen: Es ist unmöglich! doch geschah – das verbirgt sich im Mysterium der Freiheit. Freiheit ist in gewisser Hinsicht der Mut zum Unabsehbaren, Unwahrscheinlichen, ja Unmöglichen. Sie ist im strengsten Sinne ein Wunder. (Prof. Dr. Otto-Julius Hartmann: Der Mensch im Abgrunde seiner Freiheit. 3. Aufl. 1941, S. 190)
>Sind Wunder vorhersehbar? Das wäre ja wunderbar, aber dann wäre es ja bar jeglichen Wunders.
>Grüsse vom Theodor


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