Hallo, Taurec,
1. Baldurs Denkweise erscheint mir ziemlich daneben (= am Ziel vorbei).
Gut, definieren wir den Begriff "Ziel".
Wenn ich der Ansicht bin, es ist eh alles verloren, und ich warte nur noch auf den Knall, kann ich alles als unabänderlich hinnehmen. Ob ein Todgeweihter, der noch einige Stunden zu leben hat, nochmal einen Haarschnitt braucht, spielt wirklich keine Rolle mehr.
Wie die letzten 30 Jahre bewiesen haben, kann es bis zum Knall aber laaaaaaange dauern, vielleicht erleben wir ihn gar nicht mehr.
Also sehe ich mich als Aufrufender zur Schadensminimierung, um den Alltagszustand möglichst zu verbessern. Die gegebene Situation zu optimieren.
Ich kann aber nicht einen Dorfbach reinhalten wollen, wenn ich mich nicht darum kümmere und das sage, wer oben Dreck reinschmeisst und Gülle reinkippt.
Und eine Krise bekomme ich, wenn sich Leute über den versifften Dorfbach beschweren, die den Unrat und das Gift aber selber reinkippen.
Oder die sagen, ich möchte gerne einen sauberen Bach, aber ich will nicht sagen, wen ich nachts immer seinen Müll reinschmeissen sehe, weil der so eine missratene Tochter hat, der arme Kerl. Oder die sagen, wir wollen nicht wissen, wer es ist, der wird schon wissen, wieso er unseren Bach versaut.
Mit einer solchen Einstellung habe ich wirklich ein gewaltiges Problem.
Wichtig ist überhaupt nicht, wer an der heutigen Gesellschaft, der Regierung, dem >Finanzsystem, der Bargeldabschaffung schuld ist. Mit solchen Zuweisungen ist >überhaupt nichts gewonnen.
Damit ist jede Möglichkeit einer Verbesserung ausgeschlossen. Wir stehen am Bach, riechen, dass er stinkt, und saufen sein Wasser trotzdem, weil wir kein anderes haben. Klasse. Aber zugegeben in vielen Teilen der Welt genau so zu beobachten.
Wer noch halbwegs vernünftig denkt und merkt, daß die Welt nicht zu verbessern ist, >bleibt auf der sachlich-pragmatischen Schiene. Dann geht es nicht darum, wer schuld >ist (vergangenheitszugewandt) oder wie die Misere zu verbessern wäre (utopisch->weltverbesserlich, also links = falsch denkend im eigentlichen Sinne, da nicht bei >sich selbst, sondern anderen anfangend), sondern es geht schlicht (völlig >amoralisch) darum, wie die Lage ist und wie man sich persönlich am besten darauf >vorbereitet, um sich und die seinen bis zum Ende der Talsohle durchzubringen, >physisch und mental in Form zu bringen für den Wiederaufstieg (zukunftszugewandt, >pragmatisch, rechts = richtig denkend, da bei sich selbst anfangend, dem einzigen >beeinflußbaren Faktor).
Ich bin mir nicht sicher, ob es einen Wiederaufsteig geben wird, den wir zudem noch so erleben, dass uns die Schaffenskraft für einen Neustart bleibt.
Es sieht mir eher danach aus, dass es noch eine Ewigkeit lang in einen Niedergang mündet, der unser gesamtes, restliches Leben ausmachen wird.
Dann ist es eben doch wichtig, an der Schraube zu drehen, um sich wenigstens etwas komfortabler einzurichten auf der Titanic. Und das geht nicht, indem man seinen Mund hält und sagt, jamei, iss hoit aso. Meiner Meinung nach.
Meines Erachtens versuchst Du, Baldur, Deinen Frust auf das System (eigentlich: >Deine eigene, nicht Deinen Träumen entsprechende Lage) auf eine erträgliche, >außerhalb Deiner liegende Leinwand zu projizieren. Das halte ich für Schwäche. Nicht >zuletzt ist diese Denke auch für das Forumsthema nicht zielführend.
Ohnmacht trifft es vielleicht besser. Ich kann mit einer ziemlich grossen Portion an dumm gelaufen, man kann nicht alles richtig machen, Versuch macht kluch, die Leute sind verschieden, gut leben. Aber spätestens, wenn es ins Verbrecherische abgleitet (Kriegshetze, Verseuchung, Enteigung, Alltagsbürgerkrieg durch Kriminalität und Co.), hört es mit meiner Toleranz durchaus auf. Vor allem, wenn es noch dazu mit Abwieglerei, Schönreden, Zensur, Agitation&Propaganda, Falschmeldungen und Co. verbunden ist.
Die Oma Dosenkohl und ihr Wahlverhalten sind vor diesem Hintergrund zu bewerten. >Sie ist Teil des Systems, ein Rädchen,
Bingo. Das System ist nicht da draussen, sondern es besteht ausschliesslich aus diesen Rädchen, nämlich aus uns allen. Würden wir mal blockieren, wäre das System in einer Woche genauso weg wie Erich, Erich und Co..
Aber weil die Rädchen sich drehen, obwohl sie das mit Unbehagen tun, deswegen geht es immer weiter in Richtung Klippe.
Ich denke, man sollte das mal sagen.
das ich in meine persönliche Lagebeurteilung sachlich (aufgrund ihres von mir >eingeschätzten Verhaltens) einbeziehen muß. Ich mache ihr keinen Vorwurf, sondern >versuche die Gründe für ihr Verhalten und den voraussichtlichen Wandel (oder >Nichtwandel) dessen im Fortschreiten der Geschichte zu ermitteln.
Du betrachtest einen versifften Dorfbach. Du betrachtest die Vermüller und weisst, dass es in Kürze keine Fische mehr drin geben wird, und dass die Leute krank werden.
Ich mache den Verschmutzern dagegen einen Vorwurf, dass sie den Bach versauen, und den Abwieglern, dass sie es zulassen.
Darauf hat man sich einzustellen und wenn ich noch Ressourcen übrig habe, kann ich >für die Omas Dosenkohl in meinem persönlichen Einflußbereich (Familie und >Freundeskreis) mitdenken und Vorkehrungen treffen, da als jemand, der mental aus >einem System herausgetreten ist, das auf Mangel basiert (Kehrseite des >Wachstumszangs), ich mich auf eine Position des (zunächst inneren, geistigen) >Überflusses zubewege, aus der, wenn ich es folgerichtig durchziehe, durch knallharte >Entsagung aller "Segnungen" der Zivilisation (Wohlstand und Konsum), auch >materieller Überfluß entspringt (oder Eigentum mit der Möglichkeit, es zu >verteidigen), der letztlich Leben rettet.
Kann es wirklich sinnvoll sein, eine Tonne Wasser zu bunkern, damit die Leute was trinken haben, wenn der Bach umgekippt ist, anstatt heute noch ein Apfelbäumchen zu pflanzen frei nach von Dittfurt und zu versuchen, das Wasser im Bach zu retten?
Wir können doch nicht sicher sein, dass der geschaute Vollkollaps während unserer Lebensspanne eintritt. Ich habe dann lieber alles andere versucht, um etwas zu retten. Um mal Leute aufzurütteln. Vielleicht fehlt mir da noch etwas mehr Fatalismus, den ich in anderen Bereichen längst erreicht habe.
Das Problem ist, das Eigentum vom System erfolgreich und dauerhaft abzugrenzen, >ohne die Abwehrmechanismen des Systems auszulösen.
Bargeld ist übrigens (Giralgeld erst recht) nicht Eigentum in diesem Sinne. Es ist >völlig vom System abhängig. Ein Geldschein ist nur eine andere physische Form eines >Sparbuchs oder eines Bildschirms mit dem angezeigten Kontostand. Der Unterschied ist oberflächlich. Innerlich ist alles dasselbe, nämlich ein Schuldverhältnis.
Das ist so nicht richtig. Der Geldschein kommt zwar in den westlichen Ländern durch einen eigentümlichen Vorgang der Zentralbank in die Welt, der auf Verschuldung beruht, aber wer ihn als Eigentümer in den Händen hält, wer ihn sich verdient hat, hat daran ein Eigentumsrecht. So lange der Schein etwas wert ist, also so lange er Zahlungsmittel ist, und so lange er allgemein akzeptiert wird, so lange ist er Gleichwertig mit seiner Kaufkraft. (natürlich nicht in der Wüste, aber das ist ein Sonderfall, nicht ein alltäglicher Zustand).
Daher ist mit der Bargeldabschaffung für die meisten Menschen nichts verloren.
Doch, eben gewaltig schon.
Abgesehen von der einmaligen Beteiligung der herausgebenden Notenbank ist Bargeld ein Wertaufbewahrungsmittel, welches ohne irgendein Zutun oder eine Leistung eines Dritten funktioniert. Ohne Strom, ohne Bank, ohne Öffnungszeiten. Es ist Eigentum.
Kreditgeld bzw. Giroguthaben aber setzen zwingend einen Dritten voraus, der ausschliesslich schuldrechtlich agiert. Unser Wertaufbewahrungsmittel verliert den Eigentumswert, weil wir nur noch Gläubiger sein können, deren Forderung im Insolvenzfall untergeht, vernichtet ist.
Ich werde gezwungen, Gläubiger eines Dritten zu sein und ihn dafür auch noch zu bezahlen.
Das ist ein historischer Dammbruch.
Es >ändert nur die Zahlungsmodalitäten. Für den Sezessionisten, der (zunächst in >innerer Emigration lebend) sich für ein physisches Leben jenseits und nach dem >System vorbereitet oder es anstrebt, der also gegen die Gesellschaft und ihre >Tendenzen lebt, ist die Bargeldabschaffung ein Problem, weil sein Zahlungsverkehr, >also seine Vorbereitungen nachvollziehbar werden, wenn es ihm nicht gelingt, die >Richtung seines Vermögens auf andere Weise zu verschleiern. Durch die >Bargeldabschaffung wird er gezwungen sich zu zeigen, wird verdächtig und angreifbar.
Richtig.
Wirkliches Eigentum ist nichts anderes als das, was seinen Wert (für das Leben) in >sich selbst hat (und andererseits ein Spiegelbild des Lebens ist, zu dem das >Eigentum gehört) und das ich durch Gewalttätigkeit verteidigen kann: Ein Haus auf >einem Stück Landes oder eine Goldkiste, auf welchen ich sitze, sowie ein geladenes >Gewehr in meiner Hand. Die Fähigkeit, Gewalt anzuwenden (nicht nur mit Waffen, >sondern durch jedes Mittel der "Politik") und dadurch Eigentum zu akquirieren, ist >die Grundlage der Macht. Begriffe wie "Besitz", "Besitzrechte", etc. >verblassen dagegen zu nichts, wenn sie jemand in Anspruch nehmen will, der machtlos, >also nicht wehrhaft ist und am zu besitzenden kein Eigentum hat. Jeder leibeigene >Bauer besitzt das Land, das er bebaut, dessen Eigentümer aber der Feudalherr ist >der mit dem größeren Gewaltpotential).
Das ist zwar auch richtig, aber im Normalfall funktioniert Bargeld doch problemlos, so lange es nicht in einer Währungsreform untergeht, ist es doch geradezu genial.
Ich habe einmal experimentiert, wie praxistauglich Alternativen sind - man kann sie vergessen.
So lange Geld überall angenommen wird, ist es diesem Eigentum oben gleichwertig, sofern ich es beliebig dagegen erwerben kann. Das ist in Normalzeiten immer der Fall. Und Geld kann ich selbstverständlich verteidigen.
Bargeld ist ein Stück positiver Kulturgeschichte. Und die soll jetzt vernichtet werden.
Geld ist die völlige Entfremdung, da es seinen Schwerpunkt im System hat. Wer auf Geld angewiesen ist, ist völlig systemabhängig.
De facto sind 99,99999% aller Leute auf Geld angewiesen. Und die Kosten eines Selbstversuchs, sich diesem Übel zu entziehen (Subsistenzwirtschaft) sind gewaltig und ebenso unzumutbar.
Beste Grüsse vom Baldur