Die Sängerin am norwegischen Fjord (Freie Themen)

Frank Zintl @, Samstag, 13.07.2019, 11:54 (vor 1761 Tagen) @ urda (391 Aufrufe)

Hallo

Die Sängerin, die sich da am norwegischen Fjord
auf der Bühne produziert, stammt selber von den
Färöern und ist genau mit den alten Balladen
aufgewachsen, das ich zitiert habe. Das hört man
auch aus ihrem Vortrag. Nur die Trommelbegleitung
(eine samische Schamanentrommel) weicht von den
Vorlagen ab. Ich überlege mir ob der Hof, vor
dem die Bühne aufgebaut ist, am Geirangerfjord
steht. Dort war ich schon mal.

Auch aus den anderen skandinavischen Ländern sind
solche Balladen überliefert, aber nicht mehr in
lebender Tradition in den Dörfern, sondern eben als
gelehrtes Buchwissen. Einer der ersten Sammler war
der Norweger Magnus Boserup Landstad, der seine
Sammlung "Norske Folkeviser" 1853 veröffentlichte.
Ich weiss das, weil ich ein Exemplar habe.

Ich halte es für einen Unsinn zwischen Nord- und
Südgermanen eine künstliche Front aufzubauen. In
Skandinavien durfte das germanentum 500 Jahre länger
weiterleben als auf dem Kontinent, weil sich "Rom"
erst viel später eingemischt hat. Ob nun Woadan
oder Odin die ältere Sprachform für den gleichen
Götternamen ist können wir dahingestellt sein
lassen. Allenfalls ist das ein Nachweis dafür, dass
die südgermanischen und nordgermanischen Dialekte
sich allmählich auseinanderentwickelt haben, was
man auch ohne dieses Beispiel schon gewusst hat.

Erst durch Karls "Sachsenschlächterei" wurde das
katholische Frankenreich um 800 zum Nachbarn der
dänischen Skandinavier, die genau um dieselbe Zeit
mit ihren Raubzügen nach England und an die fränkischen
Küsten anfingen. Nachdem sie gemerkt hatten, dass da
was zu holen war.

Eine Antwort war die Entsendung des Missionars Ansgar
erst zu den Dänen und später zu den Schweden nach
Birka. Übrigens auf Bitten der jeweiligen Könige.

Selbstverständlich haben wir Quellen, die weiter zu den
germanischen Wurzeln zurückreichen als die Balladen
der Färöer - aber nicht als lebend überlieferte Musik,
sondern nur in Sprachform z.B. Runeninschriften.

Was Wagner angeht: sein Bezug zur germanischen Vorwelt
ging nur über den Umweg von Nachkonstruktionen im Geist
seines Jahrhunderts und mit unangemessenen Ausdrucks-
mitteln (Belcanto, grosses Opernorchester).

Aber wir zwei werden wohl nie denselben Zugang zu
unserer Vergangenheit finden, weil wir an verschiedenen
Stellen danach suchen.

Frank
Dar Lakai der "Römer"


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