Pyramidenspiel?

Geschrieben von Bonnie am 22. Januar 2005 10:43:51:

Als Antwort auf: Re: @IT Oma, auch @Johannes und @Bonnie, Must-read-link zum Thema Wirtschaft .. geschrieben von IT Oma am 22. Januar 2005 00:50:57:

Hallo ITOma und NoPasaran,
unten lasse ich mal den Absatz stehen, auf den ich mich beziehe.
Ihr berücksichtigt in euren Beispielen und Argumentationen nicht die Kräfte des Marktes.
Erstens kann man nicht zu gleichen Kosten seine Möbel selbst herstellen. Ein Produzent kann das viel billiger, weil er eben nicht nur ein Möbelstück herstellt, sondern tausende. Die fixen Kosten kann man auf die Stückzahl umlegen, während derjenige, der sich sein Möbelstück selbst herstellt, die Fixkosten nur auf dieses eine Möbelstück umlegen muß.
Beispiel: Drei Kuchen sind billiger herzustellen als einer, weil du sie in denselben Ofen stellen kannst. Aber welche Familie vertilgt schon 3 Kuchen ? Ein Produzent produziert im selben Ofen zigtausend Kuchen am Tag, natürlich ist der Ofen größer, aber die Kosten steigen nicht proportional. Die Konsumenten profitieren enorm von den sinkenden Stückkosten durch Massenproduktion.

Dann kann man Kreditkosten nicht unbegrenzt auf die Käufer umlegen, weil es einen Markt gibt und verschiedene Angebote verschiedener Hersteller. Der Hersteller, der die geringsten Kapitalkosten hat, wird sein Angebot durchsetzen. Wenn die Kapitalkosten ausschlaggebend wären im Preis (und es möglich wäre, ohne Kapitalkosten zu produzieren), dann hätte sich schon längst das Angebot OHNE Kapitalkosten durchgesetzt.

Ihr müßt mal öfter Galileo gucken ! ;-) (Pro7, werktags, 19.30) Da wird die Produktion verschiedener Produkte gezeigt. Letztens wurde die Produktion von Daunenjacken vorgestellt. Es ist unglaublich, aber die Jacken werden einzeln zugeschnitten und von Hand (natürlich mit der Nähmaschine) genäht. Ich dachte, ich gucke nicht richtig. Auf dem Markt gibt es Daunenjacken, die 25 Euro kosten. Um ein solches Produkt herzustellen, muß man ganz extrem eng kalkuleren. Mach es mal selbst !!! Du hast keine Maschine, die die Daunen sortiert, wäscht, trocknet etc.. Dann würde ICH mindestens 3 Tage daran sitzen, die vielen abgesteppten Teilstücke zu nähen.

Ich will damit aussagen, es gibt Angebote auf dem Markt, die sind unglaublich knapp kalkuliert. Der Konsument, der wenig Geld zur Verfügung hat, wird auf solche Angebote zurückgreifen (müssen). Er trägt damit vielleicht auch Kapitalkosten, aber nur die Kapitalkosten, die wirklich unabdingbar sind (weil es sich um einen Markt mit hohen Eintrittsbarrieren handelt, es müssen beispielsweise Maschinen gekauft werden, um das Produkt herzustellen, das müssen dann aber ALLE, die das Produkt herstellen). Der Hersteller verdient an den knapp kalkulierten Waren kaum noch was.

Liebe Grüsse, Bonnie


>Kaufen sie Möbel, und in dem Preis stecken 70% Kapitalkosten des Möbelproduzenten, so bezahlen sie dafür, daß er ihnen das Bauen der Möbel und die Beschaffung des für Rohstoffe und Maschinen nötigen Kredits abgenommen hat.
>Eben nicht. Unsauberes Denken, das darauf schließen läßt, daß das eigentliche Problem noch nicht erkannt ist: Die 70% Kapitalkosten in diesem Beispiel werden nicht bezahlt dafür, daß der Möbelbauer das Bauen der Möbel abgenommen hat.


>Das hab ich auch nicht behauptet. (Unsauberes Lesen?) Ich habe geschrieben, "sie bezahlen dafür" (und zwar den Kaufpreis, nicht nur die Kapitalkosten).
>
Daß der dafür einen angemessenen Preis bekommt, das heißt einen, auf den er sich mit dem Abnehmer seiner Möbel zu beiderseitiger Zufriedenheit einigt, das ist völlig okay. Auch, daß er einem die Beschaffung des für Rohstoffe und Maschinen nötigen Kredits abgenommen hat, ist nicht der Punkt, das ist BlaBla: Du schmeißt Kapitalkosten, Materialkosten und Personalkosten durcheinander.

>Nein, siehe oben. Und die Kreditbeschaffung ist nicht Blabla, denn viele Käufer haben nicht die nötige Bonität für einen solchen Kredit, und könnten deshalb diese Rohstoffe und Maschinen nicht beschaffen, auch wenn sie die Möbel theoretisch selbst bauen könnten.
>
Der Witz ist, daß der Möbelbauer, um bei dem Beispiel zu bleiben, selber dafür ablöhnen muß, wenn er Geld braucht, das, aus welchem Grund auch immer, der laufende Betrieb grad mal nicht hergibt, und daß natürlich diese Kosten auf die Preise umgelegt werden, aber der Möbelbauer hat davon nichts, das läuft bei ihm sozusagen durch, es landet bei den Leuten, die imstande sind, Geld herzuleihen, wozu man bekanntlich nur imstande ist, wenn man mehr davon hat, als man zum Überleben braucht.

>Daß er, der Möbelbauer, davon nichts hat, stimmt nicht ganz. Denn er bekommt dadurch die Möglichkeit, den großen Auftrag anzunehmen, den er sonst ablehnen müßte. Der bringt ihm Gewinn. Und anschließend kann er mit den für diesen Kredit gekauften Maschinen schneller und zu langfristig günstigeren Kosten, da in Serie, produzieren, als vorher. Und mit jedem Möbelstück, das er verkauft, kann er potentiell mehr Gewinn machen (allerdings nur, wenn er auch genügend Käufer zu diesem Preis findet). Aber er zahlt natürlich mit seinen Kreditkosten indirekt auch die Kapitalkosten seines Kreditgebers, sowie die Kapitalkosten von dessen Kreditgeber usw. usw. und reicht die via Preis an den Möbelkäufer weiter.
>Du hast recht (und es empört mich auch - nur daß ich Gefühle und Analyse trenne), es ist ein Schneeballsystem, das dahintersteckt. Jeder Geldkapitalgeber, der zwischen dem Rohstoff und dem fertigen Produkt Kredit an Produzenten und Händlern gegeben hat, bekommt seinen Zins, und den angestellten oder von Rente oder Sozialhilfe lebenden Käufer als letzten beißen die Hunde. Er kann seine Kapitalkosten an niemanden weiterreichen, und hat oft noch nicht einmal die Wahl, ob er die der anderen via Preis zahlen will. Und natürlich sagt uns niemand in dem Schneeballsystem, daß es eines ist.


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